Schutz der Risikogruppe So gehen die Krefelder Altenheime mit Corona um

Krefeld · Die Häuser müssen besonders geschützt werden, denn dort lebt die Risikogruppe. Das verändert den Alltag der Senioren deutlich.

Heimleiter Stephan Kluthausen im Altenheim Haus im Park in Uerdingen. Die Diakonie hatte dazu aufgerufen, den Senioren während des Besuchsverbots Briefe und Notizen zu hinterlassen.

Foto: Andreas Bischof

Es ist tragisch, was sich derzeit in manchen Seniorenheimen abspielt. Plötzlich grassiert das Coronavirus in einem Haus. Reihenweise erkranken alte Menschen. Das ist ein Problem. Schließlich sammelt sich in einem Seniorenheim naturgemäß die Risikogruppe. Die Betreiber sollen die Bewohner bestmöglich schützen. Dennoch gibt es Fälle wie den aus Würzburg. Mehrere Senioren aus einem Heim starben dort an Corona.

Das bereitet auch Krefeldern Sorgen. Was ist mit ihren Angehörigen, die in einem Heim leben? Sind sie sicher? Die Menschen müssen den Trägern der Häuser vertrauen. Denn selbst rein zu ihren Liebsten kommen sie nicht mehr. Besuche sind nur gestattet, wenn ein Mensch im Sterben liegt, lautet die Schutzregel. Diese setzen die Krefelder Häuser um.

Alle orientieren sich
am Robert-Koch-Institut

Neben dem Besuchsverbot gibt es weitere Maßnahmen, um das Risiko für die Senioren zu minimieren. Unsere Redaktion hat bei der Caritas und anderen Heimbetreibern in der Stadt nachgefragt. Wie sind die Standards? Und wie begründen die Verantwortlichen ihre Entscheidungen?

Bei der Caritas ist von einer Ausnahmesituation die Rede. Aktivitäten für die Senioren gibt es nur noch in Kleingruppen und mit Abstand – etwa bei der Sitzgymnastik. Ansonsten heißt es: Wo es möglich ist, auf Distanz zu gehen und natürlich auf die Hygiene zu achten. Beim Aspekt Schutzkleidung offenbart sich, wie rasant sich die Dinge momentan verändern. Anfang der Woche hieß es bei der Caritas noch, dass die Mitarbeiter nicht häufiger einen Mund-Nasen-Schutz tragen als sonst üblich. Schließlich gibt es keinen Fall in einem der Caritas-Altenheime. Daher sollten die vorhandenen Ressourcen sparsam eingesetzt werden. Mittlerweile sind die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts aktualisiert – mal wieder. Daher tragen die Pflegekräfte mit Beginn dieses Wochenendes den Mund-Nasen-Schutz, teilt die Caritas mit. Man halte sich exakt an die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts. Viele Häuser mussten bei der Schutzkleidung ihre Planung binnen von Tagen verändern.

Die Evangelische Altenhilfe betreibt vier stationäre Einrichtungen in der Stadt. Das Spiel- und Beschäftigungsangebot ist aktuell deutlich kleiner. Mehr Einzelbetreuung soll das auffangen. Speisesäle und Cafeteria sind geschlossen. Die Senioren müssen auf den Zimmern essen. Neben Besuchern haben auch Lieferanten keinen Zutritt in die Heime. „Hygieneartikel und alle anderen Dinge werden vor die Tür gestellt. Unsere Mitarbeiter bringen die Sachen rein“, sagt Jens Drießen, Geschäftsführer der Krefelder Altenhilfe. Desinfektionsmittel, Seife und Handschuhe seien ausreichend vorhanden. „Natürlich haben auch wir damit zu kämpfen, Hygieneartikel zu bekommen. Wir vertrauen aber auf unsere Lieferanten, die uns bislang auch nicht im Stich gelassen haben.“

Beim Seniorenzentrum Krefeld am Wilmendyk arbeitet die Belegschaft ähnlich, sagt Seniorenzentrums-Geschäftsführer Franz-Josef Susen. Es gibt keinen Infizierten in der Einrichtung. Den Ernstfall bereitet das Personal dennoch vor. Das gilt auch für die Schutzkleidung. „Dann bräuchten wir in kurzer Zeit eine ganze Menge“, sagt Susen und will vorbeugen. Im eigenen Haus stellen Mitarbeiter nun Mundschutz her, der waschbar sind. Das entscheidende Gebot: Risiken für die 158 Bewohner minimieren. Essen gibt es mit dem nötigen Abstand. Die Mitarbeiter sollen privat alle Kontakte meiden. Die Senioren tragen Einschnitte mit, sagt Susen. Traurig ist es dennoch. Es gebe Paare, die 60 Jahre verheiratet sind. Jeden Tag sei der Partner zu Besuch gekommen. „Die sehen sich erstmal nicht mehr. Eine ganz bittere Pille“, sagt Susen.