Polizeikontrolle: Rotlicht-Sünder im Visier
Die Polizei kontrolliert in dieser Woche verstärkt, welcher Fußgänger es an der Ampel nicht so genau nimmt.
Krefeld. Gemütlich schlendert ein junger Mann von der Hochstraße auf den Südwall. An der roten Fußgängerampel stoppt er nur unmerklich, wirft einen flüchtigen Blick nach links — und geht weiter. Die Polizeibeamten dies- und jenseits des Südwalls hat er gar nicht gesehen, so gedankenverloren ist er.
„Der Mann dort mit den Händen in den Jackentaschen ist bei Rot ’rüber“, spricht Polizeikommissar Michael Russ in sein Funkgerät. Auf der anderen Seite warten bereits seine Kollegen, sie nehmen den Rotlicht-Sünder in Empfang. Erst jetzt blickt er um sich und sieht die insgesamt fünf Polizisten, die sich auf beiden Straßenseiten abseits der Ampelanlage postiert haben.
„Habt ihr nichts Besseres zu tun, als mit so vielen Polizisten hier die Fußgänger zu kontrollieren?“, knurrt der Mann. Sein Fehlverhalten muss er trotzdem einsehen — und mit der EC-Karte fünf Euro Verwarngeld zahlen.
Für die Reaktion des Krefelders hat Polizeikommissarin Nadine Habeck-Friese nur ein kurzes Schulterzucken übrig. „Manche werden richtig ausfallend“, sagt sie. Gemeinsam mit ihren Kollegen der Verkehrsinspektion kontrolliert sie in dieser Woche im Rahmen einer Schwerpunktaktion das Fehlverhalten von Fußgängern, aber auch von Autofahrern gegenüber Fußgängern.
Montagmorgen standen die Beamten zunächst an der Ampel der Haltestelle Ostwall/Rheinstraße, dann an der Kreuzung der Fußgängerzone zum Südwall. Vor allem im Berufsverkehr nahm es dabei so mancher mit der roten Ampel nicht so genau — macht fünf Euro Verwarngeld.
„Bei Vorsatz sind es sogar zehn Euro “, sagt Volker Stahl, Leiter des Verkehrskommissariats 1. Wenn jemand erst eindeutig die Verkehrslage sondiert oder frank und frei zugibt, dass er rote Ampeln immer missachtet, darf er den höheren Satz bezahlen.
27 Mal wurden am Montag Fußgänger zur Kasse gebeten. Doch diese Zahl ist für Stahl gar nicht ausschlaggebend. Er hat sich die Unfallzahlen angeschaut — und dort, wo die meisten mit Fußgängern geschehen, sind die Beamten in dieser Woche verstärkt zur Stelle.
Was nicht heißt, dass sonst nicht auf das Verhalten der Fußgänger an Ampeln geachtet wird: „Natürlich kontrollieren wir immer wieder auch tageweise. Manchmal auch in Zivil. Aber diese Woche sollen die Bürger uns sehen. Wir wollen sie zum Nachdenken über das Fehlverhalten bringen“, sagt der Erste Polizeihauptkommissar.
Insbesondere bei Jugendlichen und älteren Menschen stellen die Polizisten fest, dass sie die rote Ampel gerne mal ignorieren. „Da ist doch kein Auto gekommen“, hat sich beispielsweise Nadine Habeck-Friese von einer Seniorin als Begründung für deren Rotlicht-Verstoß anhören müssen.
Neben dem belehrenden Gespräch ist dafür aber trotzdem ein Verwarngeld fällig. Auch Jugendliche ab 14 müssen in die Tasche greifen. Deren Eltern erhalten zudem Post von der Polizei. So wie die der 16-Jährigen, die mit aufgesetztem Kopfhörer ohne zu schauen bei Rot auf die Straße lief.
In der dunklen Jahreszeit sei die Gefährdung für Fußgänger besonders groß, sagt Stahl. Zudem hätten sie ebenso wie Radfahrer kein schützendes Blechkleid um sich. Die Unfallverursacher seien sie dann auch noch in aller Regel selbst. „Meist gilt die Devise: Da passiert schon nix“, weiß der Inspektionsleiter. Und oft genug passiere eben doch was.
Etwa, wenn der Fahrradfahrer den Radweg in der falschen Richtung befahre, als Geisterfahrer sozusagen — gerne, um mal eben abzukürzen. Doch genau das kann an der nächsten Straße bedeuten, dass er vom Autofahrer übersehen wird.
Deshalb legen die Beamten in dieser Woche durchaus auch ein Augenmerk auf die Zweiradfahrer. „In der Fußgängerzone ist Radfahren verboten“, sagt Kommissarin Habeck-Friese und schaut die Hochstraße hinauf — denn der nächste Radfahrer kommt bestimmt.