Prozess: Tankstellen überfallen — weil es so „einfach“ ist

Fünf 19 bis 21 Jahre alte Räuber müssen sich seit Donnerstag vor dem Landgericht verantworten.

Krefeld. Das Teilgeständnis eines 20 Jahre alten Angeklagten überzeugt die Vorsitzende Richterin der Zweiten Großen Strafkammer nur wenig. Er hat gerade beschrieben, wie er am 1. Februar 2012 die Aral-Tankstelle an der St. Töniser Straße überfallen hat. Mit seinen Beweggründen will er aber nicht so richtig herausrücken.

In seiner Clique sei das Gespräch auf solche Überfälle gekommen und dass sie „easy-going“ (recht einfach) seien. Als er auf wiederholte Nachfrage schwammig bleibt, reicht es der Richterin. Sie erklärt dem jungen Mann, was auf dem Spiel steht: „Vielleicht sollte an jeder Tankstelle ein Schild hängen: Vorsicht, wenn Sie eine Tankstelle überfallen und eine Waffe dabei haben, werden Sie mit einer Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren bestraft.“

Das kann dem 20-Jährigen und vier Mitangeklagten drohen, die sich unter anderem wegen Raubes vor dem Landgericht verantworten müssen. Gemeinsam, alleine oder in wechselnder Besetzung sollen sie von Oktober 2011 bis Februar 2012 vier Tankstellen in Krefeld überfallen haben. Sie hielten den Angestellten immer eine Softair-Pistole ins Gesicht. Die Waffe verschießt kleine Plastikkügelchen und sieht einer echten Pistole täuschend ähnlich. Mit markigen Worten verlangten sie das Geld.

Zum gestrigen Prozessbeginn legen alle fünf (19 bis 21 Jahre alt) entweder komplette Geständnisse oder Teilgeständnisse ab. Bei drei Überfällen erbeuteten sie laut Staatsanwaltschaft jeweils rund 700 Euro. Bei einem weiteren mindestens 400 Euro.

Die Überfallserie endete erst 25. Februar 2012, als sie die Netto-Filliale an der Uerdinger Straße ausspähten. Sozusagen mit Gottes Hilfe wurden drei der Angeklagten gefasst. Sie hatten sich nämlich in einem Gang zwischen der St.-Gertrudis-Kirche und dem Pfarrhaus versteckt, um das Geschäft zu beobachten. Das bemerkte der Pfarrer und verständigte die Polizei.

Gegen zwei der Angeklagten werden in diesem Verfahren noch weitere Anklagen verhandelt. Ein 21-Jähriger soll gemeinsam mit zwei Mittätern, gegen die anderweitig prozessiert wird, einen Dealer in seiner Tönisvorster Wohnung überfallen haben. Er bedrohte ihn mit einem Messer und erbeutete über 200 Euro und Marihuana. Gegen den 19-Jährigen wird noch wegen Betrugs verhandelt. Er soll Jugendliche zum Abschluss eines Handyvertrags überredet haben, um an die teuren Telefone zu gelangen und sie weiterzuverkaufen. Die Verhandlung wird am 15. Februar fortgesetzt. sp