Prüfung Seidenweberhaus: Sanierung ist vom Tisch
Abriss und Neubau auf Theaterplatz oder Kesselhaus mit Wettbewerb für den Theaterplatz. Der WZ liegen die neuen Unterlagen vor.
Krefeld. Das Seidenweberhaus hat ausgedient. Rechtzeitig vor dem Stadtplanungsausschuss am Donnerstag hat die Verwaltung den Auftrag der Politik erledigt, die vier Varianten für eine Entwicklung einer Veranstaltungsstätte mit 1100 Sitzplätzen und Theaterplatz wirtschaftlich und infrastrukturell zu prüfen. Die Varianten „Sanierung des Seidenweberhauses“ und „Neubau einer Veranstaltungsstätte auf dem Willy-Brandt-Platz“ südlich des Hauptbahnhofes sind vom Tisch. Es verbleiben „Der Neubau auf dem Theaterplatz“ sowie „Ansiedlung im Kesselhaus“. In diesem Fall soll es für den Theaterplatz einen Architektenwettbewerb geben.
So geht es aus der Verwaltungsvorlage hervor, die der WZ vorliegt und die dezidiert begründet, warum etwa die Sanierung nicht zielführend ist. Im Einzelnen:
Die Seidenweberhaus GmbH sieht unter anderem diese unabdingbaren Grundvoraussetzungen gegeben, um das Seidenweberhaus auch künftig vermarkten zu können: eine multifunktionale Mehrzweckhalle für verschiedenste Veranstaltungsformate, Ergänzung von weiteren Tagungs- und Messeräumen, Attraktivierung des Umfeldes, Barrierefreiheit oder den Rückbau im nördlichen Gebäudeteil zur Öffnung der Achse Carl-Wilhelm-Straße. Die Verwaltung errechnet nun für eine Generalsanierung inklusive Ertüchtigung der Tiefgarage und Wiederherstellung des Theaterplatzes 40 Millionen Euro. Dazu kämen die Kosten für eine dreijähriges Ausweichquartier während der Umbauzeit. Hier überwiegen die Nachteile qualitativ und quantitativ. Etwa, dass die neu zu gestaltende St. Anton-Straße nicht mit in die Platzgestaltung einbezogen werden könne. Fazit der Verwaltung: Sanierung nicht sinnvoll.
Favorisiert wird bei dieser Variante ein Neubau entlang des Ostwalls, wahrscheinlich ist ein fünf- bis sechsgeschossiger Bau, weil die Ansiedlung eines Hotels diskutiert wird. Die Vorteile liegen etwa in der städtebaulichen Neuorientierung, die die Abriegelung zur City aufheben könnte und die Fortführung der Kooperation der Kulturstätten auf dem Theaterplatz. Auch die St. Anton-Straße könnte in die Platzgestaltung miteinbezogen werden. Nachteil ist zum Beispiel der vergleichsweise hohe Kostenaufwand von 50 Millionen Euro samt Tiefgarage.
Angeführt wird in der Vorlage auch die Variante des Krefelder Investors Gerald Wagener mit seinem multifunktionalen Kongresszentrum. „Die konkreten Planungsgrundlagen und Kostenansätze hierzu liegen der Verwaltung ungeachtet durchgeführter Informationsgespräche nicht vor“, heißt es da. „Das Angebot basiert nach vorliegendem Kenntnisstand auf der freihändig einzuräumenden Grundstücksverfügbarkeit und der verpflichtenden Anmietung des Veranstaltungsbereichs durch die Stadt (berechnet laut Vorlage mit 1,5 bis 2 Millionen Euro per anno, d. Red.). Diese Konstruktion ist nach rechtlicher Prüfung für die Stadt nicht möglich.“ Ein europaweites Ausschreibungsverfahren werde nötig. Und diese Vari-ante sei weiterzuverfolgen.
Viel Lob enthält die Vorlage für die Pläne von Wolf-Reinhard Leendertz, das Kesselhaus im Mies van der Rohe Businesspark. Stadtfunktional liege der Standort verkehrlich gut erreichbar. „Der Entwurf nutzt das besondere Ambiente der Gebäudearchitektur und des Umfeldes um einen funktional und ästhetisch überzeugenden Veranstaltungsort zu schaffen. „Zu den Vorteilen gehört die Chance, den Theaterplatz frei von Restriktionen einer Veranstaltungsstätte beplanen und verwerten oder eine historische Stadtreparatur vornehmen zu können.“ Ein Architektenwettbewerb für die Beplanung des Theaterplatzes verspreche viel Potenzial. Offenbar hat Leendertz neue Zahlen vorgelegt, denen zufolge ein Gesamtkostenvolumen von 31,4 Millionen Euro entstehen würde. Die Pachthöhe für die Stadt liege bei 1,67 Millionen Euro per anno. Fazit: „Unter Berücksichtigung der Vor- und Nachteile wird empfohlen, die Variante Kesselhaus im Verbund mit einer städtebaulich/funktionalen Neubeplanung des Theaterplatzes als Vari- ante weiter zu verfolgen.“
Die Stadt verfügt am Südausgang des Hauptbahnhofes zu beiden Seiten des Willy-Brandt-Platzes über Flächen. Auf dem Teil zwischen Ausgang und Kölner Straße ist ein Hochbau in Planung mit 200 öffentlichen Parkplätzen, Buswarteplätzen und Ladestationen für Pkw und Pedelecs. Die darüber hinausgehenden Flächen könnten für eine Veranstaltungsstätte verwendet werden. Größte Nachteile sind neben einer Entwicklungszeit von fünf Jahren, weil ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden müsste, die hohen Kosten. Die Verwaltung rechnet mit 50 Millionen Euro, plus drei Jahre Ausweichquartier, drauf kämen noch mal 5,5 Millionen Euro für die trotzdem fällige Sanierung des Theaterplatzes und die Tiefgarage. Fazit: Auch diese Variante fällt raus.