Krefeld kann Seidenweberhaus oder Stadtbad stemmen

Sprudelnde Steuern und Landeszuweisungen lassen OB und Kämmerer jubeln. Bereits 2019 keine Neuschulden mehr.

Foto: DJ, abi

Krefeld. Das ist ein Hammer! Krefeld kommt, Stand heute, schneller aus dem Haushaltssicherungskonzept heraus. Bereits zum Haushaltsjahr 2019 sollen keine neuen Schulden gemacht werden. Im Gegenteil, Stadtkämmerer Ulrich Cyprian und Oberbürgermeister Frank Meyer erwarten bis einschließlich 2021 sogar ein Plus von rund 38 Millionen Euro. Damit hätte die Stadt ihre Handlungsfähigkeit wieder hergestellt. Ganz neue Möglichkeiten eröffnen sich. Plötzlich ist Geld für Investitionen da: Seidenweberhaus, Stadtbad, Eishallen — Krefeld wäre laut Modell-Rechnung nicht mehr auf Dritte angewiesen.

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In Zahlen: Bislang ging der Kämmerer für das Haushaltsjahr 2019 von einem Minus von 6,95 Millionen Euro aus. Stattdessen rechnet er nun mit einem Plus von 4,71 Millionen Euro. Noch besser sieht es für die darauffolgenden Haushalte aus — 2020 erwartet der Kämmerer einen Haushaltsüberschuss von rund 18,31 Millionen Euro und für 2021 weitere 15,6 Millionen Euro. Am Mittwoch wird die Politik im Finanzausschuss erstmals über den sogenannten Veränderungsnachweis diskutieren. Der, das belegt die Freude Cyprians und Meyers, ist so etwas wie ein unwirkliches Weihnachtsgeschenk. Möglich gemacht durch satte Steuereinnahmen des Landes und eine großzügige Umverteilung auf die Kommunen. Riesensummen fließen durch die Schlüsselzuweisungen nach Krefeld.

Die Stadt darf 2018 mit einem Plus von 21,57 Millionen rechnen, 18,71 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2019, knapp 19,4 Millionen 2020 und noch mal rund 20 Millionen 2021. Das Gesamtergebnis wird sich sogar noch mal verbessern, sollte der Landschaftsverband die jährliche Umlage in zwei Wochen um ein weiteres Prozent senken. Trotzdem plane die Stadt konservativ. „Wer einmal im Nothaushalt war, will da nie wieder rein“, sagt Kämmerer Cyprian. Nachvollziehbar, Krefeld kann wieder investieren, daran war vor wenigen Jahren noch nicht zu denken. In, siehe oben, wichtige städtische Gebäude, wenn die Politik es will. Neue Möglichkeiten eröffnen sich auch im Fall der Schrottimmobilien. Das könnte die Stadt ganz anders angehen: bauordnungsrechtlich und „da, wo die Möglichkeit besteht, Häuser zu kaufen“, sagt OB Meyer.

Aktiver als bislang könnte die Stadt sich auch auf dem Grundstücksmarkt bewegen. Die Aussage „nie wieder Nothaushalt“ schwingt beim Stadtkämmerer weiter mit, als er von den Ausgleichsrücklagen spricht. „Es macht Spaß, diese Art von Sicherheit zu haben“, sagt er. Das hätte man sich vor einigen Jahren nicht vorstellen können. Die meisten Kommunen hätten so einen Puffer nicht.

Investieren muss die Stadt auch in neue Mitarbeiter. Denn fehlt qualifiziertes Personal, können Fördergelder nicht rechtzeitig abgerufen werden. In den nächsten 15 Jahren geht knapp die Hälfte der Mitarbeiter in Rente. Gesucht wird jetzt schon: Bis Ende Oktober sind insgesamt 254 Ausschreibungsverfahren gelaufen. Die Zahl der Stellen ist sogar noch höher, da mehrere Stellen in einer Ausschreibung zusammen gefasst sind, so Pressesprecher Timo Bauermeister.

„Wir können die Leute nicht mit mehr Geld locken.“ Aktiv bei anderen Städten abwerben gehöre sich sowieso nicht, so Meyer. Stattdessen setzt Krefeld auf Auszubildende.