Hip-Hoper auf Kufen finden kaum Eiszeiten
In Frankreich ist es ein anerkannter Sport, in Deutschland ist das noch nicht der Fall. Die X-treme Ice Freestyler Krefeld wollen das ändern.
Stadtteile. Jason Jänicke seufzt: „Es ist schwer“, sagt der 20-Jährige über die Bemühungen, Sponsoren für seine Sportart zu gewinnen. Er hat damit schon seit mehr als drei Jahren keinen Erfolg. Und aus seiner Stimme klingt nicht die Zuversicht, dass sich dieser Umstand in naher Zukunft ändern könnte. Es ist ein andauernder Kampf um Respekt und Aufmerksamkeit seit nunmehr fünf Jahren, seit sich die Schüler Michelle, Thomas, Kamilla und er zu einer Gruppe namens X-treme Ice Freestyler Krefeld zusammengefunden haben.
Es geht um Breakdance, Hip-Hop und Akrobatik, also Darstellungsformen aus der Jugendszene, aufgeführt auf dem Eis — und damit ist ein weiteres Problem der Gruppe benannt. Sie finden in Krefeld nur wenige Eiszeiten, um ihrem Hobby nachzugehen.
Die Rittberger-Halle ist geschlossen, alles konzentriert sich nun auf die Rheinlandhalle. Da aber fallen so Exoten wie Jason Jänicke und seine Freestyler durchs Raster, auch wenn es schon besser geworden ist: „Anfangs wurden wir noch rausgeschmissen. Mittlerweile aber hat man sich an uns gewöhnt“, sagt der 20-jährige Kopf und Gründer der Gruppe, früher im Rettungsdienst tätig, bald in der Tagespflege. Zur Not geht es auch mal zu Freunden nach Belgien.
Seine Mitstreiter sind jünger, nur Renate, die einst eine Tanzschule betrieb und sich heute um die Choreographien der Freestyler kümmert, ist mit 36 älter. Im vergangenen Jahr traten die Fünf in Venlo auf dem Weihnachtsmarkt auf. Sie waren auch schon Teil des Rahmenprogramms, als der KEV den 80. Geburtstag feierte, RTL meldete sich für einen Dreh an, sagte dann aber wieder ab. Der WDR widmete ihnen immerhin schon ein paar Minuten in der „Lokalzeit“, die eine oder andere Show in einer Eishalle war auch mal dabei.
Doch der große Sprung ist noch nicht gelungen. Zu unbekannt ist der Sport in Deutschland, anders als in seinem Ursprungsland Frankreich, wo Meisterschaften ausgetragen werden und woher Jason Jänicke die Inspiration genommen hat. Er ist begeistert: „Es gibt keine Grenzen auf dem Eis.“
Einmal im Jahr findet in Bremen eine Art inoffizielle Deutsche Meisterschaft statt, die die Krefelder besuchen. Doch in den Köpfen seiner Landsleute ist der Sport noch nicht angekommen — im Vergleich zu den klassischen Eissportarten. Geldgeber und Unterstützer gibt es keine.
Dabei haben die Fünf große Ziele: mehr Auftritte im TV, mehr Publicity und damit mehr Werbung für ihren Sport. Die Saison hat gerade wieder begonnen. Zwei bis dreimal pro Woche geht es aufs Eis. Noch werden die Freestyler belächelt. Jänicke hofft, dass dies in Zukunft der Vergangenheit angehört. Die ersten Freestyle-Sportarten haben es sogar schon zu den Olympischen Spielen geschafft, die sich den Jugendtrends mehr öffnen wollen.