Quintett betrachtete Raubzüge als Arbeit
Vier Wochen lang setzten vier Kripo-Beamte ein Spuren-Mosaik zusammen. Am Ende wurden fünf Krefelder verhaftet.
Krefeld. Sie pflegten bis mittags zu schlafen, tagsüber lukrativ erscheinende Objekte auszubaldowern und sich spätabends von ihren Freundinnen mit den Worten zu verabschieden: „Ich gehe jetzt zur Arbeit“. Die fünf Krefelder zwischen 19 und 28 Jahren, unter ihnen ein Kroate (24), sind am Mittwoch vergangener Woche von Beamten des Kommissariats gegen organisierte Kriminalität (OK) „arbeitslos“ gemacht worden.
Sie wurden zeitgleich an verschiedenen Stellen im Krefelder Stadtgebiet festgenommen. 20 000 Euro hatten sie in den Taschen. Wegen Fluchtgefahr wanderten sie in Untersuchungshaft. Vorwurf: Gewerbsmäßiger Bandendiebstahl. Gegen Randfiguren, die Beihilfe leisteten, laufen separate Ermittlungen.
15 Einbruchsdiebstähle und -versuche mit einer Beute von 100 000 Euro und einem nicht bezifferbaren hohen Sachschaden durch brachiales Vorgehen werden ihnen bislang zur Last gelegt. Aber OK-Leiter Werner Steyer und Ermittlungsführer Frank Croonenbroeck sind überzeugt, dass das Quintett noch weitaus mehr auf dem Kerbholz hat — etwa eine weitere Einbruchsserie in einem Willicher Gewerbegebiet und auch eine Erpressung. Alle sind der Polizei bekannt: Zwei standen noch unter Bewährung, gegen die anderen liefen bereits Ermittlungsverfahren.
Polizeidirektorin Annette Cruel räumte den Ermittlungen einen hohen Stellenwert ein, genehmigte sofort eine vierköpfige Ermittlungskommission, die vier Wochen lang diverse rote Fäden von Tatorten in Düsseldorf, Krefeld, Oberhausen, Willich und Straelen, meist Gewerbegebiete, aber auch Wohnungen, zusammenführte. Cruel: „Die Einbruchsdiebstähle haben im ganzen Land erheblich zugenommen.“
Der Kroate, der einzige des Quintetts mit Führerschein, war bereits im Juni bei einem Einbruchsversuch in einer Nutzfahrzeug-Niederlassung in Düsseldorf vorläufig festgenommen worden. Er war mit einem in Krefeld gemieteten Leihwagen unterwegs. Erst später fiel auf, dass Leihwagen aus Krefeld auch an anderen Tatorten gesehen worden waren. Schließlich tauchten Dinge aus einem geklauten Möbeltresor auf, deren Spuren in den Keller eines 41-jährigen Krefelders führten — Vater des jüngsten der fünf „Nachtarbeiter“. In diesem Keller war der Tresor mit einer Flex aufgeschnitten worden.
Den größten Coup landete die Bande in Oberhausen, wo sie bei einem Automatenaufsteller eine halbe Tonne Münzen — vom Zwei-Euro- bis zum Fünf-Cent-Stück einsackten. Eine der „Randfiguren“ ist ein Handwerker aus Krefeld, der den Einbrecher ein Objekt im Kreis Viersen empfahl. Der 22-Jährige ist jetzt auch arbeitslos.