Kriminalität Rad-Diebstahl an jeder Ecke
Zahl der Delikte stieg im vergangenen Jahr um fast 300 Stück. Nur jeder 20. Fall wurde aufgeklärt. Polizei setzt auf neues Konzept.
Krefeld. „Mein Fahrrad wurde aus dem Hausflur geklaut.“ „Ich habe mein Mountainbike mit einem dicken Schloss abgeschlossen, und trotzdem ist seit gestern Nacht weg.“ „Falls jemand mein Rad irgendwo zum Verkauf sieht, soll er sich bitte melden.“ Es sind solche Hilferufe in den Sozialen Netzwerken, die deutlich machen: Krefeld hat ein riesiges Problem mit Fahrraddieben. Täglich verschwinden Räder von öffentlichen Stellflächen, aber eben auch aus Hausfluren und Garagen. Das Netz ist voll von öffentlich gemachten Diebstählen. Auch für die Polizei stellen die Taten ein großes Problem dar. Die Beamten verzeichneten im vergangenen Jahr 284 Fahrraddiebstähle mehr als 2016 (rund 1600 Diebstähle).
Jetzt wollen die Beamten nach WZ-Informationen mit einem neuen Konzept den Tätern auf die Schliche kommen. Dass das dringend notwendig ist, zeigt ein Blick auf die Aufklärungsquote. 2016 wurden nur 5,3 Prozent aller Delikte in diesem Bereich aufgeklärt. Heißt: In nur jedem 100. Fall wurde ein Täter ermittelt. Im Rahmen ihres neuen Konzepts will die Polizei verschiedene Hotspots für Fahrrad-Diebe in der Stadt überwachen.
Dazu zählen laut Statistik vor allem die Abstellflächen am Hauptbahnhof (49 Diebstähle in 2016), am Arndt-Gymnasium/Marienschule (39), am Uerdinger Bahnhof (29) sowie auf dem Neumarkt (17) und am Maria-Sybilla-Merian-Gymnasium in Fischeln (14). „Wo viele Fahrräder abgestellt werden, werden auch viele Fahrräder gestohlen. Dies betrifft Bahnhöfe, Haltestellen, Schulen oder Schwimmbäder“, erklärt Polizeisprecher Daniel Uebber.
Neben den Hotspots der Fahrraddiebe fehlen den Beamten aber oftmals weitere Anhaltspunkte zur Aufklärung der Taten. So gebe es beispielsweise keine zeitlichen Auffälligkeiten. Fahrräder würden zu jeder Uhrzeit gestohlen. Auch Anhand der Marken würden sich kaum Besonderheiten erkennen lassen, sagen die Ermittler. Im Schnitt entstehe pro Fahrraddiebstahl jedoch ein Schaden von rund 460 Euro. Angaben zu den Tätern seien aufgrund der geringen Aufklärungsquote schwierig. „Das Problem ist, dass viele Diebstähle mit zeitlichem Verzug bemerkt werden und sich somit für die Ermittler nur wenige Anhaltspunkte auf die Täter ergeben“, erklärt der Polizeisprecher.
Viele Diebstähle sollen laut der Polizei auf Beschaffungskriminalität zurückzuführen sein. Ein hoher Prozensatz der Tatverdächtigen soll demnach aus dem Drogenmilieu stammen. „Vor diesem Hintergrund führen wir bei der Bekämpfung von Fahrraddiebstählen Maßnahmen gegen Personen aus der örtlichen Drogenszene durch“, sagt Polizeisprecher Uebber.
Als Ursache für den sprunghaften Anstieg der Zahl gestohlener Räder haben die Beamten auch einen Anstieg von Fahrradfahrern und Rädern in Krefeld ausgemacht. Fahrräder seien, noch mehr als früher, überall im Straßenverkehr zu finden und somit für potenzielle Täter jederzeit verfügbar. Darüber hinaus würden Räder nicht mehr nur überwiegend in den Sommermonaten gestohlen, sondern ganzjährig entwendet werden. In diesem Bereich gebe es also eine ähnliche Entwicklung wie beim Tageswohnungseinbruch.