Krefeld Rekonstruktion des Fürstenschwerts: Ein kunstvolles Schwert

Im Fürstengrab wurde die Waffe verrostet gefunden. Nun wurde sie rekonstruiert.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Für die Archäologen ist ein Schwert aus dem weit über die Krefelder Stadtgrenzen hinaus bekannte Fürstengrab ohne Zweifel ein herausragender Fund. „Das Grab ist unser Herzstück im Museum“, stellt die Museumsleiterin Jennifer Morscheiser am Montagnachmittag heraus. Eine unscheinbare längliche Holzkiste liegt im Ausstellungsraum des Fürstengrabs auf einem Tisch. Ulrich Lehmann vom Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) zieht weiße Handschuhe an und öffnet mit Assistenz die geheimnisvolle Kiste. Ob es mehr Vorsicht oder mehr Andacht ist, kann man als Außenstehender nicht beurteilen, aber es ist ein besonderer Moment für das Museum Burg Linn: Die Rekonstruktion des Fürstenschwerts kommt im neuen Zuhause an.

Nebenan liegt in der großen Vitrine das Original aus dem Frühmittelalter, für den Laien ein altes rostiges Schwert, das wenig attraktiv erscheint. Nicht nur, dass das neue Schwert noch frisch poliert glänzt, beim genauen Blick auf die Klinge wird deutlich, dass es sich um ein Meisterstück historischer Handwerkskunst handelt. So im jungfräulichen Zustand besteht auch kein Zweifel mehr daran, dass es sich bei dem Original um eine Prunkwaffe eines hochgestellten Fürsten handeln musste, die trotz aller Handwerkskunst auch für den Kampf geeignet war.

Der mittlere Teil der Klinge offenbart eine feine Musterleiste, die sogar auf der Vorder- und Rückseite der Waffe noch unterschiedlich gestaltet wurde. Höchste Schmiedekunst steckt in diesem fein gemusterten Teil, der aus sechs ebenfalls wiederum zusammengesetzten Eisenstäben entstanden ist. An diesen Kern aus bearbeiteten Kompositstäben wurden die beiden Schwertklingen angesetzt. Lehmann hat für seine Doktorarbeit frühmittelalterliche Schwerter aus Westfalen untersucht und diese unter anderem mit dem berühmten Exemplar aus dem Gelleper Fürstengrab verglichen. Aus der trockenen Theorie erwuchs schließlich das Projekt, eine Rekonstruktion des Gelleper Schwerts anzugehen.

Das Original wurde mit Computertomografie untersucht, so dass man wusste, was sich unter der Rostschicht verbirgt — eben diese beiden Musterbänder. Mit dem Schmied Stefan Rot fand man einen Meister seines Faches, der erfahren in historischen Techniken und ebenso experimentierfreudig war, so dass er in gut einem halben Jahr Arbeit diese Rekonstruktion herstellen konnte.

Rund 210 Arbeitsstunden steckte er in die Herstellung der Klinge, etwa 340 in die Rekonstruktion des Schwertgriffs. Während Roth in seiner Schmiede schwitzte, schwitzten unterschiedliche Personen, die hinter diesem Auftrag standen. So auch Jeannine Moens, Vorsitzende des Vereins Freunde der Museen Burg Linn: „Das ist heute ein Glückstag, aber ich hatte auch schlaflose Nächte. Ob die Rekonstruktion überhaupt möglich ist? Und die Kosten?“ Birgit Roos, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, gesteht: „Anfangs waren wir schon skeptisch, aber das Schwert ist wichtig für Krefeld, um die Stadt noch interessanter zu machen.“ So beteiligte sich die Sparkassen-Kulturstiftung neben den Stadtwerken Krefeld, den Landschaftsverbänden Westfalen-Lippe und Rheinland und der Altertumskommission für Westfalen an den Gesamtkosten der Rekonstruktion von etwa 23 000 Euro. Aus der Reihe der Förderer zieht Aurelia Dickers, die Vorsitzende der Altertumskommission für Westfalen den Schluss, dass es ein wichtiges Projekt für das Land NRW sei.

Um den neuen Schatz ins richtige Licht zu rücken und angemessen zu präsentieren, wird dieser Ausstellungsraum zum Jahresende neu gestaltet. Bis dahin werden Original und Rekonstruktion einträchtig im „Schneewittchen-Sarg“ ruhen, so Morscheiser. Der Herstellungsprozess soll dann ebenso in einem Video anschaulich gemacht werden, denn ohne Erläuterungen ahnt man nicht, welches Geheimnis und welcher Aufwand in diesem Schwert stecken.