Straßenkarneval Rekord: 180 000 Narren beim Rosenmontagszug
Krefeld · Nach drei Jahren Pause zog der närrische Lindwurm wieder durch die Stadt – mit vielen bunten Kostümen und prächtiger Stimmung.
Es war fast so wie beim ersten Mal: Nach drei Jahren Pause hieß es – mit einer halben Stunde Verspätung – um 12.50 Uhr wieder auf dem Sprödentalplatz für Krefelds Jecke „Rosenmontagszug – los!“. Für so manche Teilnehmer wie auch Zuschauer rechts und links des Zugweges war es eine Premiere, dabei zu sein. Andere wie die Närrischen Gartenzwerge nehmen seit über 50 Jahren an jedem Rosenmontagszug in Krefeld teil. Unter dem Motto „Os Heimat Krie-ewel“ feierten laut Polizei insgesamt 180 000 Zuschauer mit sichtlicher Freude und friedlich wie selten die Rückkehr des Straßenkarnevals. Auch das Wetter spielte mit, bei acht Grad Celsius blieb es trotz grauen Himmels trocken.
Bis in den späten Sonntagabend hinein hatten sich noch Teilnehmer bei Zugleiter Nils Wieczimok gemeldet. Insgesamt 1300 Teilnehmer wollten dabei sein. 35 Motto- und Festwagen, sechs Musik-Kapellen und 33 Fußgruppen zogen insgesamt dreieinviertel Stunden am Montag durch die Innenstadt.
Oberbürgermeister und Weltmeiter führten Zug an
Erstmals führte statt des berittenen Amazonencorps der Festwagen des Crefelder Carneval Comitees (CCC) den Rosenmontagszug an; gefolgt von dem von einem blauen Drachen gezogenen Wagen des Oberbürgermeisters, der als Schiedsrichter mit seinen Büromitarbeiterinnen als American-Football-Team fleißig Kamelle verteilte. Sportlich ging es auch bei den „Zwergen“ des Crefelder Hockey- und Tennis-Clubs zu, die unter dem Motto „Wir sind alle Weltmeister“ mit Niklas Wellen einen echten (Hockey-)Weltmeister im Schlepptau hatten. Das Amazonencorps hatte seine Pferdestärken erstmals gegen bereifte PS-Stärken eintauscht, ihren neuen Wagen zierte ein rotes Schaukelpferd.
Ein farbiger Hingucker war die Fußgruppe der KG „Dronger on Drüver 2016“, die mit gelben Spagetti-Perücken und Regenbögen auf dem Rücken den Weg ebneten für den „Fass-zinierenden“ Festwagen der Närrischen Gartenzwerge.
„Die sind aber süß“, riefen Besucher am Straßenrand, als der Festwagen der GK Verberg 1956 unter dem Motto „Der Globus eiert – Verberg feiert“ mit der blau-weißen Kindertanzgarde vorüberzog. Ihnen folgte winkend das Kinderprinzenpaar Lea I. und Helena II. auf ihrem eigenen Seepferdchen-Wagen. Auch die Tanzgarde des Kinderkarnevals Stahldorf 1972 war im Lindwurm mit dabei und erstmals 20 Kinder aus den Kinderheimen Marianum und Kastanienhof, die als „Karnevalisten von morgen!“ von dem Verein „Krefelder Marine“ und ihrem Kapitän Thilo Zickler eingeladen worden waren. Sie winkten schon gekonnt vom dritten Festwagen des Vereins runter, der den „Schlawienchen“ mit Ex-Prinz (2014), Michael I. (Zecha), folgte.
Philadelphiastraße war das einzige „heiße Eisen“ im Zug
Ein Hingucker waren die großen Fest- und Mottowagen, von denen nur einer ein lokalpolitisches Thema aufgriff. Das war der Wagen der Minister, die unter dem Motto „Ich will hier raus . . . .“ einen aus der Kiste schauenden weißhaarigen Mann mit Zwirbelbart zeigten, der auf eine Baustelle schaut mit dem Schild „50 Jahre Philadelphiastraße“. Mag sein, dass den Planern inzwischen graue Haare darüber gewachsen sind.
Die KG Verberg grüßten die Zuschauer stilvoll herunter von ihrem hölzernen Narrenschiff und kommentierten ausgelassen ins Publikum „Schön, dass ihr alle wieder da seit nach drei Jahren, das ist ein geiles Gefühl und eine geile Stimmung.“
Der Düsseldorfer Künstler Jaques Tilly hatte für die Rosa Jecken in deren Jubiläumsjahr einen neuen Wagen „2x11 Jahre, Fabeltastisch“ mit Einhörnern gebaut, die nicht nur die kleinen Mädchen am Wegesrand begeisterten. Für die „Prinzengarde der Stadt Krefeld 1914“ hatte er außerdem nach einem Entwurf des Krefelder Grafikdesigners Peter Schmitz den großen Kommandantenwagen künstlerisch umgesetzt.
Die Mösche-Männekes waren gleich mit drei Festwagen im Zug unterwegs. Während der Vorstand der Gesellschaft in einem großen Oldtimer daher kam, fuhren die aktiven Damen in einem „Mösch“ (Spatz) hinterher und die Geschäftsführung in einem „Möschenest“. Darauf stand eine Botschaft an das Narrenvolk: „Ruhe im Saal – Wertschätzung für Redner im Karneval“. Auf so mancher Sitzung in dieser Session war die Stimmung wie auf einer Party so ausgelassen, dass die Künstler und Redner auf der Bühne fast dabei untergegangen seien.
Nicht untergegangen – wie vom CCC versprochen – ist das Exprinzenpaar 2022, Lars I. und Monique I., sowie deren vier Minister, die durch die Corona-Pandemie zwar kleine Auftritte hatten, aber keinen eigenen Rosenmontagszug krönend begleiten konnten. Am Montag fuhren sie hoch auf einem eigenen Festwagen der GKG Krefeld 1878er mit, hinter dem Festwagen der Fiddele 11 mit Ehrenpräsidentin und Exprinzessin 2004, Anita Krüger. Als dieser auf halber Strecke mit einem Achsbruch liegen blieb, „zerriss“ der Zug für eine Weile in zwei Teile.
Den krönenden Abschluss des Rosenmontagszugs 2023 bildete das Krefelder Prinzenpaar Dirk II. und Nadine I., die nicht müde wurden, Süßigkeiten in die Menge zu werfen.