Renten-Versicherung erklärt Krefelderin (63) für tot
Plötzlich war kein Geld mehr auf dem Konto: Nachdem die Rente nicht gezahlt worden war, erfuhr Renate Sotiriou von ihrem angeblichen Ableben.
Krefeld. Eigentlich wollte sie nur etwas Geld abheben am üblichen Renten-Zahltag. Doch statt der Auszahlung gab es am Sparkassenschalter eine faustdicke Überraschung für Renate Sotiriou: „Die Rentenversicherung hat uns mitgeteilt, dass sie gestorben sind“, erfuhr die 63-Jährige von der Mitarbeiterin. Die letzte Rentenzahlung war zurückgebucht worden. Gähnende Leere also auf dem Konto der quicklebendigen Renate Sotiriou, die angesichts der Begründung einen kurzen Moment sprachlos war.
Am Geldautomaten hatte sie sich schon gewundert, dass der Kontostand nicht ganz ihren Vorstellungen entsprach. „Eigentlich wollte ich nur am Schalter fragen, ob die Rente denn mittlerweile gebucht war“, sagt die Krefelderin. Die Bankkauffrau schaute in den Computer — und bat Renate Sotiriou, einen Moment zu warten. „Es wurde eine halbe Stunde, dann eine dreiviertel Stunde. Schließlich kam sie mit einem Brief zu mir zurück“, schildert die 63-Jährige. In dem Schreiben, das die Rentenversicherung der Sparkasse geschickt hatte, hieß es zu ihrer Verblüffung: Renate Sotiriou sei am 3. Januar verstorben, die zu viel gezahlte Rente wurde zurückgefordert. Bei der Sparkasse freilich hatte niemand daran gezweifelt, dass dies nicht stimmen könnte. Bis am Nachmittag des 31. März Renate Sotiriou am Schalter stand und nach dem Verbleib ihres Geldes fragte. Mit dem Personalausweis konnte sie belegen, dass sie es wirklich ist. Und lebt.
Nächste Anlaufstelle am darauffolgenden Morgen: Das Servicezentrum der Deutschen Rentenversicherung an der Grenzstraße. Helfen kann man hier zwar schon. Mit Geld allerdings nicht so schnell. „14 Tage sollte ich auf die Rentenzahlung warten. Bis dahin könnte ich ja mein Konto überziehen, wurde mir gesagt. Das geht aber gar nicht, weil ich ein Guthaben-Konto habe. Wie sollte ich denn jetzt meine Miete bezahlen?“
Renate Sotiriou bekam daher den Tipp: Bei der Rentenversicherung in Düsseldorf gibt es auch Barauszahlungen. An diesem Freitag aber nur bis 12 Uhr. Also machte sich Renate Sotiriou schnell auf zur K-Bahn.
An der Königsallee in Düsseldorf gab es dann Geld für sie und das Versprechen, den Fehler zu korrigieren. „Eine Entschuldigung aber nicht. Das wäre eigentlich das Mindeste gewesen“, sagt Renate Sotiriou. Sie bekam zwar auch noch Post von der Rentenversicherung — aber nur einen regulären Bescheid, dass ab 1. April Rente gezahlt wird.
Ines Funk, Sprecherin der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, bedauerte den Fall gegenüber der WZ. Bei einem Todesfall mit dem gleichen Nachnamen — der zweiten Ehefrau von Renate Sotirious Ex-Mann — sei versehentlich zur falschen Akte gegriffen worden. Dafür habe sich die Sachbearbeiterin persönlich bei der 63-Jährigen entschuldigt, was diese allerdings verneint.
Renate Sotiriou nimmt die Angelegenheit jedenfalls gelassen. Schon Minuten nach der „Todesnachricht“ in der Sparkasse hatte die siebenfache Mutter ihre Tochter Efrosini angerufen und gesagt: „Ihr könnt schon mal den Kranz bestellen.“ Ihre Mutter nehme das als gebürtige Krefelderin mit einer ordentlichen Portion rheinischen Humors, sagt die Tochter. Und ihre Mutter verweist lachend noch auf einen positiven Aspekt: „Totgesagte leben ja bekanntlich länger.“