HISTORIEN-SPEKTAKEL Römer übernehmen und belagern die Burg

Krefeld · Im Schatten des historischen Gemäuers in Linn konnten die Besucher sich unter die Legionäre mischen und sehen, wie Soldaten und andere zu dieser Zeit lebten.

 Im Römerlager Ad Arma trainierten die Legionäre den Kampf mit Schwert und Schild – eine im wahrsten Sinne des Wortes schwere Angelegenheit.

Im Römerlager Ad Arma trainierten die Legionäre den Kampf mit Schwert und Schild – eine im wahrsten Sinne des Wortes schwere Angelegenheit.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Schwer bewaffnet stehen die zahlreichen Römer in Position. Der Befehlshaber gibt ein lateinisches Kommando und zwei Soldaten stürzen sich umgehend ins Duell. Mit Schild und Holzschwert trainieren die beiden Legionäre – so, wie auch damals schon zum Kampf ausgebildet wurde. „Der hat die Ausdauer einfach noch nicht“, sagt der Befehlshaber, als sich einer der beiden nach einem intensiven Gefecht geschlagen gibt.

Derartige Trainingseinheiten lassen sich an diesem Tag einige bestaunen, denn der Praefectus praetorio Titus-Annivs Acerbus ist mit seiner Familie Poppaea bei Truppenteilen der Legio XIX COH III, Legio XXII P.P.F COH I und der Legio XXI Rapax zu Besuch. Gemeinsam mit seiner Praetorianergarde aus Rom hat sich der Befehlshaber bei den stationierten Soldaten im Schatten der Burg Linn niedergelassen.

Kinder können
selbst Brot backen

Ausrüstungen, Waffen und römische Alltagsgegenstände werden den Besuchern hier erklärt und vorgeführt. Dazu wird die Lebensweise vor fast 2000 Jahren anschaulich demonstriert. Vor einem der Zelte schreibt ein Römer mit Feder und Tinte einen Brief. „Sind das die Täfelchen, die in England gefunden wurden?“, fragt eine ältere Dame, die bereits über Hintergrundwissen verfügt, zu den dort platzierten Schrifttafeln. „Die zu lesen ist unglaublich schwierig, weil die so gekrakelt haben“, erklärt der Römer. Darum hat es sehr lange gedauert, die Tafeln zu übersetzen.

Direkt nebenan wird Brot im Holzofenfeuer „unter der Haube gebacken“, wie die Römer zu sagen pflegten. Hierfür müssen die Kinder ans Werk und das Mehl mahlen. Zur Belohnung werden Bonbons von einem kleinen Katapult verschossen, die die kleinen Arbeiter fangen können. „Die Ernährung war nicht wirklich abwechslungsreich“, sagt der Bäcker und verweist auch auf die Bleiteller, auf denen das Essen früher serviert wurde. „Ich finde es sehr interessant, wie die Leute damals so gelebt haben“, sagt eine Frau und ist verwundert, dass damals keiner wusste, wie giftig Blei ist. Der römische Schreiber meint sogar: „Viele behaupten, deshalb sind die Römer letztlich untergegangen.“

Schule, Kleidung und
Waffen der Vergangenheit

Ein paar Zelte weiter wird erklärt, wie die Schule vor 2000 Jahren funktionierte. Statt auf Tafeln wurde auf Holzbrettern geschrieben und die Lehrer bekamen ihre Bezahlung erst im Nachhinein, wenn die Kinder lesen und schreiben konnten.

In einer Nähstube fertigen Römerinnen Tuniken an: das Basis-Kleidungsstück der Antike. Bei der Edelsteinschleiferei können die Kinder wiederum selbst aktiv werden. An vier Stationen werden die Steine drei Minuten geschliffen und lassen sich nach dem Waschen mit nach Hause nehmen. „Das ist ein echter“, freut sich ein Kind nach seiner Arbeit, und auch der kleine Jonathan möchte einen Stein. Da der Andrang bei der Schleiferei zu groß ist, holt er sich nebenan einen fertig geschliffenen.

Einer Gruppe von Kindern wird der Umgang mit dem Schild beigebracht. „Boah, ist das schwer“, sagt eines der Kinder erstaunt über den großen Schild und erhält Tipps vom Optio. „In der römischen Armee gab es keine Linkshänder“, erklärt er. „Man brauchte eine starke rechte Hand, da dort das Schwert gehalten wurde.“

Neben ihm präsentiert der Centurio die drei verschiedenen Klingen, mit denen die Legionäre im Laufe der Zeit gegen ihre Gegner gekämpft haben. „Solltet ihr nicht besser noch mehr Waffen machen?“, fragt ein Kind neugierig und möchte auch gleich noch wissen, ob die Truppe des Centurio schon angegriffen wurde. „Ja, wir kämpfen ständig gegen die Germanen“, lacht der Centurio und kann den Jungen beruhigen: „Wir sind alles gute Kämpfer und beschützen unsere Besucher.“