Krefeld Rollis gestohlen: Cousinen sitzen fest

Innerhalb von drei Tagen wurden im Krefelder Süden zwei Elektro-Rollatoren gestohlen. Die Opfer sind empört.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Eigentlich wollte Berta Regneri ihrer Cousine gar nicht erzählen, was ihr am 23. August widerfahren ist. „Sie regt sich immer so auf.“ Aber verschweigen konnte die 81-Jährige den Vorfall auch nicht. Schon aus praktischen Gründen, denn Diebe hatten den Elektrorolli der alten, schwer gehbehinderten Dame gestohlen. Seitdem sitzt Berta Regneri in ihrer Wohnung fest.

„Was soll ich tun? Viel mehr als Kaffee trinken und Fernsehen kann ich zurzeit nicht.“ Immerhin: Am Freitag, 2. September, kommt ein neuer Rolli, ihr „Leo“, der den Aktionsradius von Berta Regneri wieder erheblich erweitert. „Mit Leo“, sagt Cousine Helmi Thelen, „kommt sie gut klar.“

Mit der Einschätzung, wie Helmi Thelen auf den Diebstahl reagieren wird, hat die Cousine nicht daneben gelegen. Regelrecht empört ist die 71-Jährige über die Unmoral der Diebe. Ihr eigener Elektrorolli war in der Nacht vom 24. auf den 25. August gestohlen worden. Mit mehreren Schlössern und einer Kette war Thelens Gefährt im Garten hinter dem Haus gesichert. Der Standort liegt versteckt, uneinsehbar für Fremde. „Ich glaube, dass jemand von dem Rolli wusste, weil ich ihn oft vor dem Haus stehen lasse, wenn ich später noch einmal raus will.“

Auf dem Präsentierteller stand hingegen der fahrbare Untersatz von Berta Regneri: an einer Hauptstraße, direkt an einem Metallbügel vor dem Hauseingang mit Schlössern befestigt. „Ich bekomme das nicht geregelt. Was geht in den Köpfen von solchen Leuten vor? Wer einen Rolli stiehlt, der weiß doch, dass die Menschen ohne Hilfe nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen können“, sagt Helmi Thelen. Auch wenn sie noch besser auf den Beinen ist als ihre Cousine Berta: Für mehrere hundert Meter reicht auch ihre Kraft nicht mehr.

Immerhin drehten sich die Rädchen für sie schnell: Eine Anzeige bei der Polizei, die Meldung an die Versicherung und an das Reha-Team, dem der Rolli gehörte, waren schnell gemacht und eine neue Rechnung wurde ausgestellt. Die Hausratversicherung sprang ein und an Tag sechs nach dem Diebstahl war Helmi Thelen wieder mobil.

Dank ihres findigen Therapeuten ist auch Berta Regneri nur wenig länger an ihre Wohnung gebunden. Der Mann entdeckte einen gebrauchten Elektrorolli, der mit 450 Euro — statt einer vierstelligen Summe für einen neuen — für die alte Dame erschwinglich war. Am Freitag will der Verkäufer das Gerät sogar anliefern: mit seinem Wohnmobil auf dem Weg von Castrop-Rauxel nach Belgien. „Dann stoßen wir mit einem Sekt auf den Rolli an“, sagt Regneri, und konkretisiert lächelnd: „Es wird wohl Apfelschorle werden. Wir trinken beide keinen Alkohol.“

Seit dem Diebstahl kettet Helmi Thelen ihren Rolli an, sobald sie ihn irgendwo parkt. Und sie macht sich Gedanken. Identifizierbar sind sie nicht, es gibt keine Kennzeichen für die sechs Stundenkilometer schnellen Mobile. „Aber man kann sie ja an der Fahrradstation am Hauptbahnhof codieren lassen“, sagt Thelen.

Ein elektronisches System, das den jeweiligen Standort markiert, lasse sich nicht diebstahlsicher einbauen, hat ihr ein Experte gesagt. Thelen wäre schon froh, wenn sie den Rollstuhl wie ihren Schlüsselbund mit einem simplen Warnmelder ausstatten könnte. Wird der aktiviert, ertönt ein unerträglich lauter Alarmton. „Der verscheucht jeden.“ Wie viele Rollatoren gestohlen werden, kann die Polizei nicht sagen. „Das wird nicht speziell erfasst“, sagt Polizeisprecherin Susanne Nast.

Berta Regneri, die seit 2010 auf einen Rollator und seit 2013 auf den Elektrorolli angewiesen ist, freut sich darauf, wieder mobil zu sein. „Manchmal fahre ich nur um den Block, wie ich früher Spaziergänge gemacht habe, und gehe dann in die Eisdiele.“

Auch Fahrten zum Hansa-Zentrum oder zu ihrer Cousine einen Häuserblock entfernt sind unproblematisch. „Auf diesen Strecken sind die Bürgersteige abgesenkt“, sagt Regneri, und das sei keine Selbstverständlichkeit in Krefeld. „Manchmal muss ich große Umwege fahren, um eine Bordsteinkante zu umgehen.“