Ruf nach einem Glasverbot verhallt auf Rathausfluren
Die Verwaltung hält das Verbot für nicht umsetzbar. Bei den Nachbarn geht das.
Krefeld. Der Ruf nach einem Glasverbot im Krefelder Karneval verhallt bei der Stadtverwaltung nahezu ungehört. Nachdem Verwaltungsrichter einem entsprechenden Verbot in Köln zugestimmt hatten, war dies auch für Krefeld laut geworden. Doch die hiesige Verwaltung hält die Entscheidung nicht für übertragbar. Im Gegensatz zu anderen Städten. So mussten die Jecken bei den Zügen in Tönisvorst, Kempen und Willich in diesem Jahr ihre Glasflaschen draußen lassen.
Der Tönisvorster Ordnungsamtsleiter Wolfgang Schouten sagt, man habe sich mit dem Glasverbot an Köln angelehnt, dieses aber an die örtlichen Gegebenheiten angepasst. Die Einhaltung wurde durch städtische Mitarbeiter und einen Sicherheitsdienst überwacht. Die Erfahrungen seien positiv.
Nach Ansicht der Krefelder Stadtverwaltung fußt das Glasverbot in der Domstadt allerdings auf besonderen Kölner Umständen und einen so eng umrissenen Raum, dass es hier nicht anwendbar sei. Kritiker halten dem entgegen, dass man es ausprobieren sollte. Zwar ist die Zahl der Menschen, die mit Schnittverletzungen registriert werden, in den vergangenen Jahren stets verschwindend gering gewesen. Das Glas auf den Straßen macht aber den Einsatzkräften zu schaffen: Sie riskieren platte Reifen, wenn sie durch mit Scherben übersäte Straßen zu Notfällen fahren müssen — im Zweifel kommt Hilfe somit erst mit großer Verspätung.
Ein besonders betroffener Bereich war in den vergangenen Jahren stets das Areal Sternstraße/Friedrichsplatz. Das sei in diesem Jahr weniger von Bedeutung gewesen, sagte der Erste Polizeihauptkommissar Wolfgang Lindner im Ordnungsausschuss. Unverändert gelte aber, dass die Polizei alles an Personal in den Einsatz bringen muss, was ihr zur Verfügung steht. „166 Polizeibeamte waren allein beim Rosenmontagszug abgestellt“, sagt Lindner — also zusätzlich zu dem Personal, das regulär im Einsatz war. 17 Personen habe man wegsperren müssen.
Weil es immer wieder Randale gibt, muss die Polizei fast die gleiche Präsenz auch in Uerdingen zeigen, wo beim „Zoch“ 140 Beamte im Einsatz waren. Lindner erklärt aber, dass diejenigen, die für die Randale verantwortlich sind, oft gar nicht aus Uerdingen sind, sondern von auswärts kommen.
Für einen Kinderkarnevalszug geradezu unverhältnismäßig gestaltete sich der Polizeieinsatz in Verberg, wo bei 350 Teilnehmern immerhin 60 Polizeibeamte eingesetzt werden mussten. 21 alkoholisierte Jugendliche zählten die Beamten — bei einem 17-Jährigen wurde nach Angaben der Stadt ein Blutalkoholwert von 2,46 Promille festgestellt. Ein 16-Jähriger war so betrunken, dass er nicht mehr in der Lage war, einen Alkoholtest durchzuführen.
Lindner ist sich sicher, dass es Zufall war, dass der Verberger Zug seit einigen Jahren zum Treff für Jugendliche wurde, die dort bis zum Umfallen trinken. „Das hätte jeden anderen Zug treffen können“, so der Leiter der Hansawache. In der Hoffnung auf Langschläfer war der Start diesmal schon am Vormittag — doch auch das schreckte nicht ab: Viele verabredeten sich via Facebook und kamen zum Trinken.
Heidrun Hillmann (CDU), Vorsitzende des Ordnungsausschusses, bescheinigte dem Veranstalter eine hervorragende Organisation. Auch ein Sicherheitsdienst sei perfekt eingebunden worden. Sie mahnte, dass der Verein am Rande der finanziellen Möglichkeiten angekommen sei. Wie es in Verberg weitergehe, sei deshalb ungewiss.