Ausbildung Schon ein Jahr vor dem Schulabschluss bewerben

Ausbildung quo vadis? Beim Tag der offenen Tür im Chemiepark kommen viele Interessenten, um sich zu orientieren.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Was möchte ich nach meinen Schulabschluss machen? Diese Frage stellten sich am Samstag viele Jugendliche beim Tag der offenen Tür im Uerdinger Chemiepark. Betreiber Currenta hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen. „Noch haben wir keine Probleme, die Ausbildungsstellen zu besetzen, wir hatten bislang immer genug Bewerber, das könnte vielleicht in einigen Jahren anders aussehen, wenn viele Arbeitnehmer aus Altersgründen ausscheiden“, sagte Stephan Jordan, Leiter der naturwissenschaftlichen Ausbildung.

Die Nachfrage war groß. Viele Eltern kamen mit ihren Kindern vorbei, sahen sich die verschiedenen Elektro- und Metall-Werkstätten und Labore an. Der 15-jährige Gesamtschüler Robin, der mit seinen Eltern aus Moers gekommen war, hatte schon was im Sinn: „Ich interessiere mich vor allem für eine Stelle als Feuerwehrmann in einer Betriebs-Feuerwehr, bei Lanxess wäre dies möglich“, sagte er. Robin macht wahrscheinlich im nächsten Jahr seinen Abschluss. „Er soll sich auf jeden Fall jetzt schon mal bewerben“, riet ihm Currenta-Mitarbeiterin Hanna Zdebel. Über das Bewerbungsverfahren sagte sie ihm: „Erst machst du zuhause einen Online-Test, dann in Leverkusen einen weiteren Test sowie sportliche Prüfungen.“

Currenta, Betreiber aller drei Chemieparks in Uerdingen, Dormagen und Leverkusen, bietet aber auch sowohl im naturwissenschaftlichen als auch im technischen Bereich ein „Starthilfeprogramm“ an. Und zwar für diejenigen, die in der ersten Runde keinen Ausbildungsplatz bekommen haben. Ein Jahr dauert dieses Programm.

Dafür hat sich die 20-jährige Kübra Yildiz entschieden, die sich gerade in Uerdingen im ersten Jahr zur Chemikantin ausbilden lässt. „Meine Entscheidung war genau richtig, zumal der Job sehr zukunftssicher ist“, sagte sie. Mit der Vergütung ist sie ebenfalls zufrieden, im ersten Ausbildungsjahr gibt es im Monat 942 Euro. „Ich würde mir schon sehr wünschen, dass sich Frauen auch für die technischen Berufe entscheiden“, sagte Sabine Husmann, die bei Currenta die Ausbildung koordiniert. Da es in den Chemieparks zahlreiche Firmen gibt, sind die Ausbildungsmöglichkeiten stark gefragt.

Allein in Leverkusen werden derzeit 1217 junge Leute ausgebildet, in Dormagen sind es 538 und in Uerdingen 408. Zuletzt hatten am 31. August in den Uerdinger Werkstätten 132 Azubis angefangen, überwiegend waren dies Chemikanten mit der Zusatz-Qualifikation Kraftwerker. Insgesamt geht es um 25 verschiedene Ausbildungsberufe — plus sieben, die mit einem Dualen Studium kombiniert werden können. Zahlreiche Firmen stellten sich beim Tag der offenen tür vor, so beispielsweise Covestro, Lanxess oder Tectrion.

„Mich interessiert vor allem der Beruf eines Chemielaboranten, weil der so vielfältig sein soll“, sagte der 15-jährige Martin, der im nächsten Jahr seinen Realschulabschluss in der Tasche haben dürfte. „Ich suche was im Bereich Elektrotechnik oder IT, nachdem ich eingesehen habe, dass das Informatik-Studium nichts für mich ist, ich brauche eine praktische Arbeit“, meinte der 22-jährige John. Bewerben, bewerben und nochmals bewerben, sagten ihm die Anleiter. Darunter war in der neuen Elektro-Werkstatt Ausbilder Günter Klaus (57), der diese Aufgabe seit 32 Jahren übernimmt und seit 42 Jahren beschäftigt ist. „Abbrecher kommen hier höchst selten vor, vielleicht einer von Hundert“, sagte der erfahrene Ausbilder. Neben den Rundgängen durch die verschiedenen Werkstätten gab es Vorträge über einzelne Berufssparten. Vom Anlagenmechaniker bis zum Pharmakanten, vom Logistiker bis sogar zum Patentanwaltsfachangestellten.

Draußen am Ausbildungszentrum gab es sogar Gesundheit-Tipps, über die richtige Ernährung und verschiedene Bewegungsformen. „Ich werde Feuerwehrmann“, blieb der 15-jährige Robin bis zuletzt dabei.