Sechs verschenkte Jahre: Stadt ließ Investor auf Sand bauen
Seit 2007 stand fest, dass im Park kein Gewerbe möglich ist. Aus der Panne will man nun Lehren ziehen.
Krefeld. Den guten Willen mag er den Mitarbeitern nicht absprechen. „Aber das alleine reicht nicht“, sagt Krefelds Baudezernent Martin Linne. „Auch die Kommunikation muss stimmen. Und die ist in diesem Fall äußerst unglücklich gelaufen.“ So unglücklich, dass sechs Jahre lang eine Hand der Verwaltung nicht wusste, was die andere tat.
Der Leidtragende dieser Panne heißt Christoph Tölke. Wie am Freitag berichtet, ist der Traum des Hülser Restaurators, seine Werkstatt und Wohnung in Haus Schönhausen einzurichten, abrupt geplatzt. Zwar hatte er 2010 von der Politik den Zuschlag zum Kauf erhalten und plante seither die Sanierung und Gestaltung der Fabrikantenvilla. Doch in einem Gespräch am vergangenen Mittwoch informierte ihn die Bauverwaltung, dass er seinen Betrieb dort nicht einrichten darf.
Fast drei Jahre vergingen, bis die Stadt dem Investor, der 300 000 Euro zahlen wollte, diese Einschätzung mitteilte. Aktenkundig war sie jedoch noch wesentlich länger. Wie Linne einräumt, war seit 2007 „dokumentiert, dass es die Möglichkeit von Gewerbe dort nicht gibt“. Die entsprechende Notiz der Bauordnung sei auch in den Akten angekommen, aber irgendwie verloren gegangen.
Die Folge war, dass der Fachbereich Liegenschaften das Gebäude per Exposé offensiv vermarktete — auch an Tölke, der schließlich als einziger ernsthafter Interessent übrig blieb. Dass sein Häuschen im Park von Beginn an auf Sand gebaut war, konnte er da noch nicht ahnen.
Heute gibt es laut Linne keine Zweifel daran: „Wir haben jede Möglichkeit geprüft. Ich habe mir sogar den Betrieb von Herrn Tölke in Hüls angesehen.“ Zwar sei dessen Werkstatt keine Schreinerei: „Da läuft nicht von morgens bis abends die Kreissäge.“ Gleichwohl entstehen beim Restaurieren von Möbeln Geräusche. Auch der An- und Abtransport der alten Schätze erzeugt Emissionen. Da Haus Schönhausen an ein reines Wohngebiet grenzt, sei ein solches Gewerbe dort „absolut unverträglich“, sagt Linne. Denkbar seien lediglich reines Wohnen sowie die Ansiedlung von Architekten, Anwälten oder ähnlichen Berufen.
Als dies endgültig feststand, zog die Stadt die Notbremse und teilte Tölke die Entscheidung mit. „Eine unklare Rechtslage hilft keinem, nicht der Stadt und nicht dem Investor, der dann Klagen befürchten müsste. Dann lieber ein klares Ende.“ Dass die Bauverwaltung ihre Entscheidung nicht begründet habe, sei allerdings falsch: „Die Begründung wird auch noch schriftlich erfolgen.“
Aus der jahrelangen Hängepartie um Haus Schönhausen hat die Stadt laut Linne ihre Lehren gezogen. Ab sofort werde kein Gebäude zum Verkauf angeboten, wenn nicht vorher die rechtliche Umsetzbarkeit geprüft sei. „So wollen wir jede Zweideutigkeit vermeiden.“ Diese Praxis sei schon eingetütet, selbst wenn das bedeute, dass „die Politik sich mitunter etwas länger gedulden muss“.
Auch Haus Schönhausen kommt neu auf den Markt, wie Linne betont: „Wir brauchen jemanden, der mit voller Leidenschaft an das Gebäude herangeht.“ Und der nun auf der anderen Seite wohl mehr vorfindet als guten Willen.