Kirche Segen für Krefelder Vierbeiner
Krefeld · Auf dem Dionysiusplatz fand der erste Gottesdienst mit anschließender Tiersegnung statt. Den Gedenktag des Franziskus hat Dennis Rokitta, Kaplan der Innenstadtpfarrei Papst Johannes XXIII., zum Anlass genommen, zum ersten Mal einen Gottesdienst mit anschließender Tiersegnung zu halten.
Der 4. Oktober ist der kirchliche Gedenktag des heiligen Franziskus und wird außerdem als Tierschutztag begangen. Der Prediger Franz von Assisi (Franziskus) war dafür bekannt, dass er nicht nur den Menschen, sondern auch den Tieren und Pflanzen und der gesamten Natur das Evangelium verkünden wollte. Eine Legende besagt, dass er zu Vögeln predigte und sie ihm aufmerksam zuhörten.
Kaplan Dennis Rokitta übt Kritik
an Umgang mit Tieren
Den Gedenktag des Franziskus hat Dennis Rokitta, Kaplan der Innenstadtpfarrei Papst Johannes XXIII., zum Anlass genommen, zum ersten Mal einen Gottesdienst mit anschließender Tiersegnung zu halten. Dazu hatte er für Samstag, dem Vorabend des heiligen Franziskus, auf den südlichen Dionysiusplatz zwischen Kirche und Mariensäule geladen. „Gott hat uns die Tiere als Mitgeschöpfe an die Seite gegeben und nicht als Produkte“, sagt Rokitta im Gespräch. „Mein Appell geht über die Tierhalter hinaus, wenn man sieht, wie schlecht mit Tieren umgegangen wird.“ Darin schließt er auch die Fleischindustrie mit ein, die mit ihren unwürdigen Lebensbedingungen für die Tiere schon lange in der Kritik steht. „Ist es zu viel verlangt, einen Euro mehr für das Fleisch eines Tieres zu verlangen?“, fragt er. Auch Wilderei und das Abholzen und Vernichten von Lebensräumen von Tieren seien etwas, worauf an diesem Tag aufmerksam gemacht werden soll.
In seiner Predigt spricht er sodann von einem Verbrechen, das an diesen Geschöpfen begangen wird, wenn sie in engen Käfigen gehalten und ausgebeutet werden. Und bittet um Schutz für alle lebenden und verstorbenen Tiere. „Die Botschaft der Auferstehung gilt nicht nur den Menschen, sondern auch allen Tieren, die in Familien leben, die auf unseren Tellern landen oder gewildert werden“, heißt es in der Predigt. „Das Evangelium gilt jedem Geschöpf.“
Aufgrund des Dauerregens kommen nur wenige Menschen zu dem Gottesdienst unter freiem Himmel. Erika Schwelm ist mit ihrer Yorkshire-Terrier-Dame Emily gekommen. „Ich finde, das ist eine tolle Sache“, sagt sie. „Wir lieben unseren Hund sehr, und deshalb wollte ich ihn durch Kaplan Rokitta segnen lassen. Das ist wirklich mal etwas ganz anderes.“ Saskia Lenßen und Anne Schmitz haben Fotos ihrer Tiere ausgedruckt und mitgebracht, um sie segnen zu lassen. „Ich bin katholisch und gläubig und finde die Idee sehr schön“, sagt Anne Schmitz aus Hüls. Sie kommt regelmäßig zum Gottesdienst in die Dionysiuskirche. Zuvor habe sie nur von Autosegnungen gehört. Von Kaplan Rokitta lässt sie ihre drei Pferde, zwei Katzen und ihren Hund Max segnen. „Mein Kater Peter ist vor zwei Jahren entlaufen, und ich weiß nicht, wo er sich jetzt befindet, daher ist es schön, ihm den Segen zukommen zu lassen“, sagt sie. Freundin Saskia Lenßen holt sich den göttlichen Segen für ihre Katze Simba: „Meine Katze ist erst zwei Monate alt, da fand ich die Idee ganz toll.“ Claudia Cantarella und Tochter Annalisa sind nur zufällig mit ihren Hunden Charlie und Rocky vorbeigekommen. Auch ihnen gefällt die Idee, und so nehmen sie mit ihren Vierbeinern spontan am Gottesdienst teil.
„Segen ist für mich Zuspruch zum Individuum“, erklärt Kaplan Rokitta die tiefere Bedeutung. „Du darfst sein und bist in deinem Sein gewollt, geliebt und angenommen.“ Zudem solle der Segen Hoffnung auf Schutz und Behütetsein geben. Die Idee zu dem Gottesdienst am heiligen Franziskus kam dem Kaplan durch Anfragen in seiner Gemeinde. „Es begegnen einem hier viele Familien mit Tieren“, so Rokitta, der seit zwei Jahren in Krefeld ist. „Ich bin schon oft angesprochen worden, ob ich zu Leuten nach Hause kommen kann, um ihre Tiere zu segnen.“ Auch von seinen Kölner Mitbrüdern des Erzbistums Köln kenne er diese Form des Gottesdienstes.
Geplant war die Veranstaltung bereits seit einem Jahr. Aufgrund von Corona hatte man auf eine regionale Werbung dafür abgesehen, um nicht zu viele Menschen auf einmal zu versammeln, und sie nur auf lokaler Ebene angekündigt. Fürs nächste Jahr hofft der Kaplan auf mehr Resonanz. „Ich empfand den Gottesdienst heute als einen Start, der mich sehr hoffnungsvoll gestimmt hat“, resümiert er. „Einige Passanten, die vorbeigekommen sind, sind geblieben, das macht Hoffnung. Trotz des schlechten Wetters haben die Leute gefeiert und gesungen.“