Polizei Bankraub lohnt sich nicht mehr
Krefeld · Seit 2013 gab es keinen Überfall auf ein Geldinstitut in Krefeld. Die Täter von damals wurden geschnappt.
Es ist kurz nach Ostern, als der Mann zuschlägt. An einem Freitagnachmittag betritt der Krefelder die Sparkassen-Filiale am Danziger Platz in Linn. Ganz unscheinbar, ein augenscheinlich gewöhnlicher Kunde. Kein Mitarbeiter der Sparkasse schöpft Verdacht. Bis der Mann mit der Sonnenbrille und dem weißen Sonnenhut der Kassiererin einen Zettel vorlegt und diese auffordert, ihn zu lesen. Der Mann ist ein Bankräuber. Er sei bewaffnet und will Geld – das steht auf dem Zettel. In einer mitgeführten Ledermappe ist für die Dame am Schalter ein schwarze Pistole zu erkennen. Sie händigt ihm das Geld aus, der Mann verlässt die Filiale über die Hafenstraße zur Tilsiter Straße und entkommt. Ungesehen, fast unbemerkt: Ein stiller Banküberfall. Es ist der einzige seit 2013 in Krefeld.
Oberstaatsanwalt: Strafmaß dürfte viele Täter abschrecken
Der maskierte Überfall, er ist nicht mehr in Mode. „Es ist wahrscheinlich nicht mehr lohnend“, vermutet Oberstaatsanwalt Axel Stahl. Die Sicherungsmaßnahmen seien heute andere als noch vor 20 oder 30 Jahren und auch das Strafmaß dürfte abschrecken. Ein Bankräuber müsse abwägen: Drei bis fünf Jahre Mindeststrafe wegen schweren Raubes bei Aussicht auf eine Beute in vielleicht vierstelliger Höhe. „Bankräuber dürften auch wissen, dass es heutzutage nicht mehr die großen Bargeldsummen in den Filialen zu holen gebe“, so Stahl. Die Zahl der Banküberfälle (auch räuberische Erpressung) sank zwischen 1993 und 2015 bundesweit von 1624 auf nur noch 203.
Welche Sicherungssysteme die Geldinstitute heutzutage zum Schutz vor Kriminellen anwenden, will auf Anfrage unserer Redaktion keines mitteilen.
Einen Trend habe man aber auch bei den Banken erkannt, sagt Thomas Loyen, Sprecher der Krefelder Sparkasse: „Auch in der gesamten Sparkassen-Finanzgruppe beobachten wir, dass die Anzahl der Überfälle auf Filialen gesunken ist. Dennoch scheint das Interesse von Bankräubern an Bargeld ungebrochen, wie das neue Kriminalitätsfeld der Geldautomatensprengungen zeigt.“ Andere Unternehmen wollen sich gar nicht zu dem sensiblen Thema äußern.
Geldinstitute rüsten im Kampf gegen Bankräuber auf
Nicht ungewöhnlich. So heißt es in einem Bericht zu Raubüberfällen auf Geldinstitute des Landeskriminalamtes NRW: „Bei der Abwicklung der Bankgeschäfte soll der Gedanke an eine Gefährdung durch einen möglichen Raubüberfall nicht aufkommen. Kommt es trotz aller Sicherheitsbemühungen der Geldinstitute dennoch zu einem Raubüberfall, kann diese Tat das Sicherheitsgefühl der Bürger erheblich beeinträchtigen“, heißt es in dem Bericht. Dafür haben die Geldinstitute in den vergangenen Jahren aufgerüstet. Panzerglas am Schalter, Videoüberwachung in den gesamten Filialen und Hinweise auf begrenzte Geldvorräte sind präventive Anstrengungen, um möglichen Raubüberfälle zu verhindern. Die Verteidigungsstrategie scheint zu wirken, wie die Zahlen zeigen.
Auch der Täter vom Danziger Platz im April 2013 wurde geschnappt. Ein weiterer Bankräuber, der im Jahr 2012 eine Bankfiliale an der Buschstraße überfiel, wurde wegen räuberischer Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. 60 000 Euro soll der Krefelder bei Überfällen auf insgesamt drei Sparkassen-Filialen in Krefeld und Kamp-Lintfort erbeutet haben. Eigentlich sei der Angeklagte strebsam und kein typischer Berufskrimineller, urteilte der Richter der 2. Großen Strafkammer in dem Verfahren. Das entschuldige jedoch nicht die Schwere der Taten. Allein die Höhe der Beute, die mehrfach überschrittene Hemmschwelle und die psychischen Folgen für die Opfer ließen ein Urteil nach einem minder schweren Fall nicht zu. Schließlich erfordere ein Banküberfall erhebliche kriminelle Energie.
Farbpaket macht Beute
für Täter unbrauchbar
Beim Überfall auf die Sparkassen-Filiale Krefeld an der Buschstraße blieben dem Täter von 22 910 nur rund 5000 Euro. Der Rest war durch ein Farbpaket unbrauchbar geworden, das ihm der Kassierer in die Tüte gesteckt hatte. Zum beabsichtigten Überfall auf die Filiale an der Marktstraße kam es nicht mehr, weil sich niemand an der Kasse befand, eine Angestellte aber auf ihn aufmerksam wurde. Beim erneuten Versuch am nächsten Tag wartete bereits die Polizei auf ihn.