Seit vier Generation in Krefeld: Nuri Tufans Kampf um Omas Visum
Die Großmutter der Familie bekommt weiterhin kein Visum. Laut Stadt könne sich der Bescheid bis Herbst verzögern. Die WZ hakte bei Andreas Pamp, dem neuen Leiter für Migration und Integration, nach.
Krefeld. Familie Tufan versteht die Welt nicht mehr — und die Handlungsweise der Krefelder Ausländerabteilung erst recht nicht. Seit mehreren Jahren bekommt die Familie regelmäßi Besuch von ihrer Großmutter Zehra aus der Türkei. „Es hat immer geklappt“, sagt Enkel Nuri Tufan. Bis jetzt.
„Wir bekommen auf Monate keinen Termin beim zuständigen Fachbereich, um die notwendige Verpflichtungserklärung abzugeben, die besagt, dass Oma der Stadt Krefeld niemals Kosten verursachen wird“, erklärt Tufan. Hierbei handelt es sich stets um die gleiche Antwort: „Vielen Dank für Ihren Antrag auf eine Terminvergabe bei der Ausländerbehörde Krefeld. Wir werden versuchen, Ihre Wünsche zu berücksichtigen. Aufgrund der vielfachen Terminanfragen wird die Bearbeitung etwas Zeit in Anspruch nehmen. Im Sinne einer zügigen Bearbeitung bitten wir Sie, von Rückfragen zum Sachstand Abstand zu nehmen.“
Was bei dieser Aussage auch noch ärgerlich ist: „Das deutsche Konsulat in Istanbul hat erklärt, den Pass der Großmutter nicht länger als zwei Monate festhalten zu dürfen. Sie können es dort nicht glauben, dass es ein halbes Jahr dauert, um eine Unterschrift abzugeben. Wir haben schon jetzt rund 2000 Euro für das Visum bezahlt. Die bekommen wir wohl nur auf dem Klageweg zurück“, sagt Tufan. Daraufhin fragt die WZ bei Andreas Pamp nach, seit Januar Leiter des neuen Fachbereichs Migration und Integration. Er äußert sich gegenüber unserer Zeitung wie folgt zu dem Thema: „Die Familie hat ihre Anfrage vor acht Wochen gestellt. Das hört sich erstmal völlig ausreichend an. Doch die lange Wartezeit von sechs Monaten trifft leider zu, am Jahresanfang waren es sieben. Es ist bedauerlich und wir entschuldigen uns dafür.“ Es hätte in der Abteilung bisher nur drei Mitarbeiter gegeben, von denen sei einer dauerhaft krank gewesen.
Dass es 19 freie Stellen gibt, die nun nach und nach besetzt würden, ist ein schwacher Trost für die Tufans. Pamp verspricht: „Wir werden uns des Falls noch einmal annehmen. Ende des Jahres wird die Bearbeitungszeit kürzer sein.“ Neben der langen Wartezeit gibt es aber noch eine zweite Sache, die die Familie Tufan fassungslos macht. „Wir hatten zu allererst die Anfrage an den Fachbereich Integration und Migration gestellt, welche Anforderungen erfüllt werden müssten, damit Oma Zehra nach Deutschland zurückkehren kann, um einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland zu erhalten. Ihr Mann ist gestorben, sie ist jetzt ganz alleine in der Türkei“, sagt Tufan.
Eine Antwort zu einer möglichen Lösung gab es aus dem Fachbereich nicht. „Ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht sieht das Aufenthaltsgesetz dafür nicht vor. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters Ihrer Mutter dürfte auch ein touristisches Kurzvisum abgelehnt werden, da der Wille für einen dauerhaften Aufenthalt in der Bundesrepublik erklärt wurde und eine Rückkehrbereitschaft nach Einreise zumindest anzweifelbar sein dürfte“, teilte die Behörde mit.
Für die Familie vollkommen unverständlich. „Unglaublich. Wir haben doch ein Recht auf Familienzusammenführung.“ Auch Pamp findet: „Das kann so nicht sein, alleine aus humanitären Gründen. Leider kann ich nicht alles sehen. Ich werde mir das noch einmal vornehmen.“ Er erklärt, dass selbst Menschen, die jahrelang in Deutschland gelebt hätten, kein Sonderrecht genießen. Sie müssten die gleichen Regeln für den dauerhaften Aufenthalt befolgen wie andere, die noch nie hier waren. „Dies ist derzeit Thema im Landtag“, sagt Pamp. Hierbei kann Familie Tufan nur den Kopf schütteln. „Schon im Januar haben wir erstmals um einen Termin angefragt. Denn unsere Familie hat Zuwachs bekommen. Wir wollten, dass die Oma ihre beiden Urenkel kennenlernt“, sagt Nuri Tufan. „Sie sollte am 23. Februar kommen. Jetzt wird es wohl Herbst.“
Die Geschichte der Familie erzählt Tufan so: „Meine Großmutter kam 1960 mit den ersten Gastarbeitern nach Deutschland und war bis 1984 hier beschäftigt. Dann ging sie mit ihrem Mann zurück in die Türkei, in ihr Heimatland. Ihr Sohn Faruk (62), der beim Tiefbauamt der Stadt Magazinleiter ist, blieb mit seiner Familie in Krefeld. Wr sind seit 60 Jahren und vier Generationen hier — voll integriert. Wir fühlen uns hier wohl. Mein Vater kann besser Krieewelsch Platt als mancher Krefelder.“