Krefeld Seminar an VHS soll berufliche Orientierung geben
Stärken, Schwächen, Ziele: Der Verein „Jugend braucht Zukunft“ hat ein neues Konzept für junge Menschen entwickelt.
Krefeld. Die acht jungen Leute haben sich mit ihrem pünktlichen Erscheinen um 8 Uhr am Samstagmorgen schon ein Lob verdient: Sie sind mit großem Interesse dabei, wenn es um eine Orientierung für das Leben nach der Schule geht. In dem eintägigen Seminar in der Volkshochschule (VHS) sollen die Teilnehmer selber etwas über ihre Neigungen und ihre Möglichkeiten herausfinden.
Das geschieht mit einer Methode, die der Verein „Jugend braucht Zukunft“ (Meerbusch) entwickelt hat. Angelika Börner vermittelt das an der Krefelder VHS seit 2015. „Die jungen Menschen sind von der Fülle der Möglichkeiten überwältigt, an dieser Stelle möchte ich ihnen bei der Orientierung helfen“, erklärt sie.
Die Teilnehmer haben sich schon vorbereitet und ein „Nautilogramm“ ausgefüllt mitgebracht. Im Seminarraum herrscht stille Konzentration. Denn jeder zeichnet nun für sich einen „Lebensbaum“. Die Wurzel dieses Baumes fragt nach sechs Bereichen: Wünschen, Träumen, Visionen, nach augenblicklichen Problemen und nach Pflichten, nach Interessen und Fähigkeiten sowie nach Familie und nach Freunden.
Was in die einzelnen Bereiche gehört, hat Kursleiterin Börner vorher am eigenen Beispiel gezeigt. Bei „Interessen und Fähigkeiten“ kann sie auf ein vielfältiges Berufsleben zurückblicken und führt auch Dinge wie Sprachkenntnisse und Reisen nach Frankreich an. Das kann Patrick, 16 Jahre, sofort auf sein Leben beziehen. Seine Eltern stammen aus Vietnam. So trägt er bei Sprachen Vietnamesisch und Englisch ein. Er geht auf ein bilinguales Gymnasium und besucht in der Marienschule einen Kurs, in dem er Vietnamesisch schreiben und lesen lernt. Er möchte sich in der VHS auf ein Schulpraktikum vorbereiten: „Ich möchte eine konkrete Vorstellung entwickeln und dann meine Ausbildung planen“, sagt er. „Mir sind hier meine Stärken und Schwächen bewusster geworden.“
Einen etwas anderen Ansatz hat die Studentin Helen Klee aus Duisburg, die mit ihrem Bruder gekommen ist. „Ich möchte herausfinden, welche Spezialisierung in meinem Fach Politik Sinn machen würde“, sagt die 21-jährige. Sie stellt sich auch die Frage: „Will ich Geld verdienen oder will ich für alle anderen etwas tun?“
Die Ergebnisse werden diskret behandelt. „Das Konzept“, so Angelika Börner, „basiert auf soziologischen Studien. Die Teilnehmer sollen herausfinden: Wer bin ich? Wo will ich hin?“ Dabei stehe nicht die Eignung im Vordergrund, sondern die Neigung. Alle Ergebnisse kommen in die Krone des Baumes, sie beschreiben die Ziele. Wenn die Verästelungen ausgefüllt sind, hat jeder ein Einzelgespräch mit Angelika Börner.