Sicher gibt’s nicht
Als nach dem Loveparade-Unglück der erste Schock verebbt war, folgte der zweite. Er traf die Verantwortlichen bei den Behörden, bei der Polizei und in den Rathäusern.
Wer seinen Job dort ernst nimmt, musste sich fragen, ob so etwas auch in seiner Stadt passieren könnte. Die meisten dürften darauf kleinlaut mit Ja geantwortet haben.
Die Lehre aus dieser Erkenntnis kann nur lauten, genauer hinzuschauen und strenger zu sein. Wer möchte schon den Sauerland machen, also jenem unglückseligen Oberbürgermeister Duisburgs nacheifern, der nach der Katastrophe an allem Schuld sein sollte?
Doch die Paragraphenreiterei, die unser aller Sicherheit dient, hat eine Kehrseite. Sie macht es Menschen immer schwerer, eine Stadt mit kulturellem Leben zu füllen. Sie baut Schranken auf, statt Wege zu öffnen, sie macht platt, statt aufzubauen.
Anders zu handeln, braucht mehr als den guten Willen, den die Stadt an den Tag legt. Es braucht Mut. Und die Erkenntnis, dass es absolute Sicherheit nie geben wird. Die sicherste Stadt wäre die, in der alle zu Hause bleiben, weil es keinen Grund gibt, vor die Tür zu gehen. Nur: Wer würde dort leben wollen?