Siempelkamp: Verwirrung bei Belastung durch Infraschall
Gutachten: Grenzwerte werden nicht überschritten.
Krefeld. Unverständnis bei den Anwohnern riefen die jüngsten Äußerungen von Siempelkamp-Sprecher Hans Fechner auf der Bilanzpressekonferenz hervor (die WZ berichtete). Fechner hatte unter anderem davon gesprochen, dass die als mögliche Quelle der Ursachen für Infraschall gesehene Brennhalle inzwischen demontiert und abgedeckt sei.
Weiter hatte Fechner festgestellt: „Ich bin mir inzwischen nicht mehr zu 100 Prozent sicher, ob wir wirklich die Verursacher sind“ Außerdem seien die Beschwerden zurückgegangen.
Der von der WZ befragte Professor Frank Kameier von der Fachhochschule Düsseldorf stellt dazu fest: „Nach meiner Kenntnis sind zwar Veränderungen an der Halle vorgenommen worden. Sie ist jedoch keineswegs demontiert oder abgedeckt. Ich habe keinerlei Zweifel, dass die Ursache für den Infraschall von Siempelkamp ausgeht.“ Der Professor für Strömungstechnik und Akustik geht davon aus, dass seine Messungen nachgewiesen haben, dass die Schwingungen in der Decke der Brennhalle den niederfrequenten Infraschall verursache.
Das habe er in seinem Abschlussbericht an das Unternehmen als Auftraggeber auch dargelegt. Kameier attestiert der Unternehmensführung zwar „große Kooperationsbereitschaft“, stellt aber auch fest: „Offenbar glaubt man meinen Untersuchungsergebnissen bei Siempelkamp nicht.“ Als Lösung schlägt Kameier als Ersatz für die starre Dachkonstruktion eine Alternative aus Spezialtextil vor. „Das wäre ein Weg, der für einen fünfstelligen Euro-Betrag zu realisieren wäre.“
Den Bericht hat der Physik-Ingenieur, der seit rund einem halben Jahr das Problem untersucht, bereits vor Wochen dem Unternehmen vorgelegt. Veröffentlicht wurde das bisher nicht. Auch nicht auf einer speziell für dieses Problem eingerichteten Internet-Seite (www.sico-nachbar.de). Aus dem Unternehmen ist dazu lediglich zu erfahren, dass man sich „demnächst“ zu Wort melden werde.
Die betreffende Halle, darauf macht Rolf Hirschegger, Vorsitzender des Bürgervereins Inrath, aufmerksam, wurde im April vergangenen Jahres errichtet. Seit dieser Zeit klagen Anwohner über gesundheitliche Beschwerden. Karl-Heinz und Karin Scheer, die in unmittelbarer Nachbarschaft an der Hülser Straße wohnen, haben bereits 60 Unterschriften gesammelt, die ähnliche Beschwerden dokumentieren. Alleine in ihrem Wohnhaus hätten vier weitere Mietparteien unterschrieben.
Nach WZ-Informationen zeigen die vorliegenden Gutachten allerdings, dass die in der Technischen Anleitung (TA) Lärm genannten Grenzwerte für Infraschall rund um das Gelände der Firma Siempelkamp nicht überschritten werden. Nur wenn dies der Fall wäre, müssten die Behörden zwingend tätig werden.
Zuständig für Siempelkamp ist nicht die Stadt, sondern die Bezirksregierung in Düsseldorf.