Single-Tag im Zoo: Von Massa das Flirten lernen
Beim Single-Tag rät der Biologe Patrick van Veen den Gästen, sich aufs Animalische zu konzentrieren.
Krefeld. Massa scheint nicht gut gelaunt zu sein. Und die nötigen Umgangsformen lässt er auch vermissen. Er kratzt sich ungeniert, er müffelt und sein Haarkleid ist viel zu lang. Seinen vier Frauen gefällt das. Massa ist das Gorillamännchen im Zoo Krefeld, und wer Single und auf Partnersuche ist, sollte ihm vielleicht mal einen Besuch abstatten.
Zum ersten Mal fand am vergangenen Samstag ein Single-Tag im Zoo Krefeld statt. 28 Singles haben sich angemeldet und 25 Euro bezahlt, um von Patrick van Veen zu erfahren, was sie auf der Suche nach der/dem Richtigen von den Menschenaffen lernen können. Und wirklich überraschen der niederländische Biologe und seine Wiener Kollegin Constanze Mager die Seminar-Teilnehmer mit tierischen Erkenntnissen über das Glück zu Zweit. „Wir Menschen klopfen potenzielle Partner immer gleich auf Gemeinsamkeiten wie Hobby, Beruf, Interessen ab“, sagt der 40-Jährige. „Das ist aber gar nicht wesentlich. Achten Sie lieber auf die Schuhgröße und riechen Sie mal an den Haaren.“
Die Singles, darunter sechs Männer, schauen sich skeptisch bis belustigt an. Sie ist amüsant, diese biologische Sichtweise. „Unser Verhalten ist genetisch bestimmt“, erklärt van Veen weiter. „Gegen seine Natur kann sich keiner wehren.“
Zu 97 Prozent stimmen unsere Gene mit denen der Menschenaffen überein. Begeben sich unsere engsten Verwandten auf Partnersuche, dann zählt für die Männchen Quantität und für die Weibchen Qualität. Frauen seien immer auf der Suche nach der besten Partie, nach einem starken Partner mit gesunden Genen. „Männer sind nicht so wählerisch, sie investieren in die Familienplanung gerade mal zwei, drei Minuten“, zieht van Veen vergnügt eine Parallele zwischen Menschen und Affen. Über fünf Phasen erstreckt sich die Partnerwahl, bis es „funkt“.
Anfangs sei es enorm wichtig, wie der Partner riecht. „Nicht ein teures Parfum macht attraktiv, sondern der Körpergeruch.“ Immerhin stecken im Schweiß 44 individuelle Duftnoten. Menschliche Urinstinkte — alles wissenschaftlich belegt.
„Massa ist ein Angeber mit seinen langen Haaren“, sagt van Veen vor dem Gehege. Im Urwald würde er sich damit nur verheddern, aber den Weibchen signalisiere die Haarlänge Stärke. „Ähnlich wie ein Mann, der großzügig Geschenke verteilt.“ „Handicap-Prinzip“ nennen die Biologen das. Wer sich das Überflüssige leisten kann, ist erste Wahl für die beeindruckte Weiblichkeit. Dabei werde auch gelogen. Männer flunkern bei ihrem sozialen Status und Frauen schwindeln sich jünger.
Und was können sich die Singles flirttechnisch von den mächtigen Affen abgucken? „Flirten ist ein Spiel“, erinnert van Veen. „Man hat die Wahl, zu fliehen, zu kämpfen oder zu verführen. Ich würde immer verführen vorziehen. Wir haben schließlich nichts zu verlieren - aber vielleicht einen Partner zu gewinnen.“