Märchenhaft Mal piepsendes Kind, mal gefährlicher Tiger

Krefeld · Spielfilm fürs Ohr: Josef Schoenen lässt alte und bekannte Geschichten durch seine Stimme neu erklingen.

Als Live-Hörspiel mit Musik präsentierte Josef Schoenen „Das Dschungelbuch“, war Mogli, Baghira und Balu zugleich und untermalte die Lesung im Café „Max und Moritz“ an der Kölner Straße mit Musik.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Mit eigenen Kompositionen untermalt Schoenen seine Lesung auf den Seiten seiner Gitarre. Sie bewegen sich in einer Mischung aus Jazz, Funk, Klassik und Chanson und unterstreichen immer wieder die Stimmung der Szenen, die er zuvor gelesen hat, wie Filmmusik. „Das Dschungelbuch“ taucht das kleine gemütliche Café „Max & Moritz“ für kurze Zeit in ein anderes Licht.

Seit 1894 begeistert „Das Dschungelbuch“ die Generationen. Als kleines Baby wird der Menschenjunge Mogli von seinen Eltern getrennt. Allein und wehrlos im Dschungel, ist ein Rudel Wölfe seine Rettung.

Sprecher schlüpft
in acht verschiedene Rollen

Josef Schoenen liest acht verschiedene Rollen und lässt so die 1894 veröffentlichte Geschichte von Rudyard Kipling für seine Zuhörer bildhaft entstehen. Panther Baghira, Bär Balu und Tiger Shir Kahn werden durch seine Stimme lebendig.

Besonders auffällig ist vor allem die Gestik des Präsentators. Er liest die Geschichte nicht einfach nur vor, er lebt sie. Obwohl der Sprecher während der ganzen Lesung sitzt, sind Bewegungen lebendig und reißen mit. Nicht nur, wenn Shir Kahn auf und ab geht, bewegen sich seine Beine. Schoenen lässt die Zuschauer völlig in der Geschichte versinken.

Mogli vertont er fast piepsig – sehr hell und hoch – so wie man sich ein Kind im jungen Alter oft vorstellt. Schir Kahns Stimme jedoch erinnert sehr stark an ein listiges Rumpelstilzchen. Den Tiger begleitet der Sprecher zudem sehr häufig mit ausholenden Armbewegungen. Die Erzählerstimme ist dagegen deutlich ruhiger und gelassener.

 „Sagt allen im Dschungel: Sie sollen mich nie vergessen.“ Das sind die letzten Worte, die Mogli in der Geschichte spricht. Als Abschluss lässt Schoenen noch einmal Musik erklingen, die ruhig und leicht melancholisch die Geschichte und somit den Abend beendet.

Es wird wohl nicht der letzte Besuch des „Max & Moritz“ sein. 2009 war Schoenen zum ersten Mal mit einer Lesung im Café zu Gast. Sein Ziel: die Liebe zur Literatur an die Menschen weitergeben. Erst las er Freunden Texte vor. „Das waren oft besondere Momente, die ich als erfüllend und sinnvoll empfand.“ Nun tourt er unter dem Titel „Spielfilm fürs Ohr“ als Sprecher und Musiker durch NRW.