WIRTSCHAFT Start-up wächst rasant mit Apps
Krefeld · Christopher Borchert hat seine Firma App Logik als Ein-Mann-Betrieb gestartet. Jetzt ist das Team auf dem Campus Fichtenhain 15-köpfig. Auch der Standort hilft beim Erfolg.
Wenn ein Mitarbeiter des Software-Unternehmens App Logik ein Problem hat, schreibt er es auf – sichtbar für alle Kollegen zwischen Büro und Teeküche. Fehlerboard heißt die rot beschriftete Glastafel auf dem Flur. „Wir möchten Fehlerkultur fördern. Das mal etwas nicht klappt, ist normal“, sagt Projektmanagerin Christina Herlitschka. Durch die ungewöhnliche Methode können die Mitarbeiter gemeinsam lernen und sich verbessern.
Diese Offenheit fehlt in vielen Firmen. Zum jungen Unternehmen App Logik passt der Ansatz, das Start-up macht manches anders – mit Erfolg. Das Wachstum der vergangenen Monate ist bemerkenswert. Im Jahr 2016 startete der Informatiker Christopher Borchert noch als Ein-Mann-Betrieb. Mittlerweile arbeitet er im Team mit 15 jungen Leuten, die unter anderem Apps, Software und Onlineshops entwickeln. Zudem testet das Team Software anderer Unternehmen. „Es ist einfach objektiver, wenn man als Außenstehender kontrolliert“, sagt Borchert.
Der Wettbewerb bei der Mitarbeiter-Suche ist enorm
Der 35-Jährige bewegt sich lässig in seinem karierten Hemd durchs Büro auf dem Campus Fichtenhain und spricht von „unserem Baby“. Im Eck neben den Schreibtischen steht ein aufblasbares Einhorn. Borchert schaut kurz aus dem Fenster – es gibt den Blick ins Grüne, auf einen kleinen Teich frei. Dort grillt die Belegschaft manchmal, erzählt Borchert. Ohnehin unternimmt das Team in der Freizeit viel gemeinsam. Das wirkt locker. Doch am Markt zu bestehen, ist eine Herausforderung.
Das fängt bereits bei der Suche nach Mitarbeitern an. Der Wettbewerb ist enorm. Viele Unternehmen benötigen IT-Experten, große Firmen können ihnen wesentlich mehr zahlen. Bei App Logik sollen gute Stimmung und die große Verantwortung im kleinen Team überzeugen.
Zudem setzt Chef Borchert auf die Kontakte seiner Leute. Er ist selbst Absolvent der Hochschule Niederrhein und konnte einige Mitarbeiter aus dem dortigen Informatik-Studiengang gewinnen. Auch an diesem Mittag laufen zwei junge Studenten der Hochschule durch das Büro. Borchert winkt kurz und sagt: „Die schreiben ihre Bachelorarbeit hier.“
Dass die Digitalisierungs-Experten in der Stadt bleiben, widerspricht dem Klischee. Junge IT-Fachleute vermuten die meisten wohl eher in Köln, Hamburg oder Berlin. Dabei ist der Standort im Süden Krefelds in der Nähe vieler Auftraggeber offenbar ein Vorteil. „Digitalisierung heißt nicht, dass alle Kunden sich eine möglichst anonyme Zusammenarbeit wünschen“, sagt Herlitschka. Den Auftraggebern sei es durchaus wichtig, beispielsweise die Entwicklung einer App von Angesicht zu Angesicht zu besprechen. Viele hätten nämlich keine konkrete Vorstellung, was sie von ihrer Anwendung erwarten. Das ist ein bisschen so, als käme der Interessent ins Autohaus mit der Absicht einen Pkw zu kaufen – allerdings ohne Idee von Farbe, PS-Zahl und Innenausstattung.
Kunden bevorzugen
persönliche Gespräche
Das persönliche Gespräch verhindert Missverständnisse. „Das ist ein feinfühliger Prozess“, sagt Herlitschka. Die Kunden sollen an jedem Entwicklungsschritt einer App oder der Software teilhaben. „So können wir im laufenden Prozess noch eingreifen und verhindern, dass wochenlange Arbeit umsonst war“, sagt Borchert. Agiles Arbeiten heißt das, von den Mitarbeitern fordert es enorme Flexibilität.
Aktuell entwickelt Borchert mit seinem Team eine App für ein Krefelder Industrieunternehmen. Auf ein großes Whiteboard im Besprechungsraum sind Notizen und Grafiken für das Projekt gekrakelt. „Unser Angebot wurde in der Stadt von Anfang an gut angenommen“, sagt Borchert. Er knüpft weiterhin etliche Kontakte in der Umgebung. „Mein Eindruck ist, dass sich Krefelder Unternehmer lieber Hilfe von Betrieben aus der Stadt als von anderswo holen.“ Dieser Zusammenhalt sei sicher eine Eigenheit des Standorts; eine die sich für App Logik lohnt.
Bald soll in der Entwicklung des Betriebs der nächste Schritt folgen, wünscht sich Borchert. Neben dem reinen Dienstleistungsgeschäft für viele Unternehmen möchte der Gründer ein eigenes Produkt auf den Markt bringen. Es geht um eine App zur Zeiterfassung bei der Arbeit.