Trend Spielzeugtrend lässt Schüler durchdrehen

Fidget Spinners heißen die modernen Drehkreisel. Auch Krefelds Jugendliche sind dem kleinen Spielzeug längst verfallen.

Krefeld. Irgendwo zwischen Autoersatzteillager, Werkzeugkiste und Mini-Raumschiff verortet man den dreigliedrigen Fingerkreisel auf den ersten Blick. Youtube-Stars haben es vorgemacht, Krefelder Jugendliche machen es jetzt nach. Kasim geht in die sechste Klasse der Gesamtschule Kaiserplatz und übt erst seit rund drei Wochen mit dem so genannten Fidget Spinner. Trotzdem ist der Zwölfjährige ziemlich geschickt mit dem kleinen Spielzeug und führt einige Tricks vor.

Der Umgang mit dem Spinner ist ein wahrer Balance-Akt, aber gerade das scheint die Herausforderung für viele Kids zu sein. „Als ich hier in die sechste Klasse kam, dachte ich zuerst, womit meine Freunde spielen, sei irgendwas für die Schule oder ein Autoteil. Dann habe ich mir selbst einen gekauft und mittlerweile hat sogar jeder in meinem Fußballverein einen.“ Auch Schulleiterin Kathrin Rengers bestätigt, dass die Spinner an ihrer Schule im Moment ein „Riesentrend“ seien. Vor allem die fünften und sechsten Klassen hätten Spaß an dem kleinen Spielgerät.

Birgitta Brender vom Spielwarengeschäft Hüüldopp zum Spinner-Trend

Kasims Schulkollegen Abeer und Stefan sind ebenfalls begeisterte Spinner-Nutzer. Und können ihn mittlerweile sogar auf Nase und Stirn balancieren. Ihren Kreisel haben sie vom Kiosk. Auf der Kirmes und im Spielzeughandel ist der Ansturm ebenso groß. Hier gibt es natürlich Preis und Qualitätsunterschiede. „Unsere Spinner fangen bei 3,99 Euro an und der teuerste liegt dann bei 25 Euro“, erzählt Brigitta Brender vom Spielzeughandel Hüüldopp. „Das war ein unvergleichbarer Hype, den wir so noch nie erlebt haben. In all den Jahren nicht, weder beim JoJo noch beim Diabolo. Das ging wirklich von null auf hundert.“ Das Spielzeug kommt ehemals aus dem therapeutischen Bereich: „fidget“ bedeutet auf Deutsch so etwas wie Zappelphilipp und genau dem soll das kleine Spielzeug in der Hand zu drehen dabei helfen, Stress abzubauen.

Nicht lange hat es gedauert, bis man entdeckte, wozu der kleine Kreisel noch so taugt. Youtube ist überfüllt mit Videos, die Anleitungen für Tricks demonstrieren. Völlig unvorhergesehen sei das Spielzeug auf den Markt gekommen. „Selbst bei Handelsriesen wie Amazon gab es teilweise Engpässe wegen der hohen Nachfrage, auf die man nicht vorbereitet war“, erzählt Ralf Brender. „Wir haben uns dann schon recht früh mit den Spinnern bevorratet, als wir merkten, wie es losging. Darum waren wir zeitweise das einzige Geschäft in Krefeld, das noch welche hatte.“

Inzwischen gibt’s den Spinner in verschiedensten Ausführungen: bunt, verchromt, mit Beleuchtung, sogar der berühmte goldene Schnatz aus Harry Potter ist schon als Fingerkreisel erhältlich. Spürbar ist der Trend in Krefeld seit rund drei Wochen, erzählen die Betreiber des Spielzeughandels. Mittlerweile habe die Anfrage aber schon wieder ein wenig nachgelassen. Der Bedarf sei also vorerst gedeckt, glauben Brigitta und Ralf Brender. Sie sehen den Trend auch abgesehen von den hohen Verkaufszahlen sehr positiv: „Hier werden motorische Anforderungen an das Kind gestellt mit Spaß- und Spielcharakter.“ Kathrin Rengers beobachtet den Trend an ihrer Schule unterdessen mit einem Schmunzeln. Die Spinner seien natürlich auch eine Ablenkungsgefahr für die Schüler. „Was eigentlich mal zur Bekämpfung von innerer Unruhe und zu therapeutischen Zwecken genutzt wurde, macht jetzt mehrheitlich die Lehrer nervös“, sagt sie und lacht.