Umweltsünde Stadt prüft Schritte gegen Vonovia

Krefeld · An der Breitenbachstraße in Oppum ist ein Biotop für Kammmolche und Erdkröten bei illegalen Fällarbeiten zerstört worden. Die Stadt reagiert – und stellt zweite Kraft für Artenschutz ein.

Ellen Klose ist entsetzt über das zerstörte Biotop für Erdkröten und Kammmolche auf dem Gelände der Vonovia an der Breitenbachstraße in Oppum.

Foto: Jochmann, Dirk/Jochmann, Dirk (dj)

Die Zerstörung des Lebensraums für Erdkröten, Frösche und Molche an der Breitenbachstraße vor einigen Wochen durch das Wohnungsunternehmen Vonovia hat ein Nachspiel. Nachdem die frühere Anwohnerin und Umweltschützerin Annegret Göb unsere Redaktion darauf aufmerksam gemacht und die WZ darüber in der vergangenen Woche berichtet hatte, ist die Stadt Krefeld der Sache nachgegangen. Das hat ein paar Tage gedauert, weil die zuständige Mitarbeiterin erkrankt gewesen ist. Danach liege keine Fäll-Genehmigung für die abgeholzten Pappeln vor. Darin werde immer auch verwiesen auf Schonzeiten wie auch auf Amphibienwanderungen. Eine entsprechende Rücksprache wäre mit der zuständigen Sachbearbeiterin für Artenschutz vor Durchführung der Maßnahme erforderlich gewesen. Zu dem Zeitpunkt ist sie noch im Amt gewesen. „Die Stadtverwaltung prüft entsprechend rechtliche Schritte“, erklärt Stadtsprecher Manuel Kölker im Namen des Fachbereichs Umwelt und Verbraucherschutz.

Bäume gefällt aus Verkehrssicherheitsgründen

Was war passiert? Seit nunmehr 15 Jahren engagiert sich Annegret Göb ehrenamtlich mit Freundinnen und Anwohnern für den Amphibienschutz auf der Breitenbachstraße in Oppum. Auch das noch weiterhin, obwohl sie vor einigen Jahren weggezogen ist. Ganz in der Nähe des Ausbesserungswerks und in dem Bereich zwischen den Häusern 83-87 – bis zu der Fällaktion ein dicht bewachsenes Biotop überwiegend aus Brombeersträuchern und Bäumen –, lebten weitestgehend geschützt Kröten und Molche, unter anderem der vom Aussterben bedrohte Kammmolch , wie auch zahlreiche Vogelarten, Igel und Insekten. Vor einigen Wochen, noch vor Beginn der Schonzeit Anfang April sind auf dem Gelände der Vovonia die zwei großen alten Pappeln gefällt und das Erdreich mit der Planierraumpe dem Boden gleichgemacht worden.

Während ein Ansprechpartner bei Vovonia weder für Annegret Göb noch für unsere Redaktion zuvor zu erreichen war, meldete sich einen Tag nach Erscheinen des Artikels deren Pressesprecherin Bettina Benner. Sie erklärte, dass die Bäume aus Verkehrssicherheitsgründen hätten gefällt werden müssen und ansonsten die Vovonia sich im Naturschutz engagiere, was „eine Kooperation mit dem Nabu Deutschland beweise“. Der ist inzwischen ebenso alarmiert und neuerdings der Ortsverband Krefeld im Kontakt mit Vovonia zur „Schadensbegrenzung“ wie auch die Stadt.

„Im November 2020 gab es eine Bauvoranfrage der Vonovia Modernisierungs GmbH zur Aufstockung des Gebäudes an der Breitenbachstraße um ein Vollgeschoss. Seitens des Fachbereichs Umwelt und Verbraucherschutz wurden Bedenken bezüglich der neuen Stellplatzflächen geäußert, da diese alten erhaltenswerten Baumbestand schädigen würden. Auf die Zeiten der Amphibienwanderung wurde ebenso hingewiesen wie auf die zu beachtenden Schonzeiten, innerhalb derer Rodungen nicht zulässig sind. Von der Maßnahme wäre zudem ein großer Strauchbestand betroffen gewesen. Ein Bauantrag ist bisher für dieses Bauvorhaben nicht gestellt worden“, erklärt Manuel Kölker.

Die Vonovia reagierte Freitag auf unsere Nachfrage mit der Aussage, sie habe einen Nachunternehmer mit verkehrssicherungsrelevanten Schnittarbeiten (Totholzentfernung) an einer Pappel beauftragt. Der habe in eigener Entscheidung zwei Bäume gefällt, da diese aus seiner Fachsicht bereits abgestorben waren und eine Gefahrenrisiko darstellten. Dabei habe er unwissentlich ein Sommerbiotop für Amphibien durch maschinellen Einsatz beschädigt. Im Nachgang habe der Unternehmer die Vonovia nicht über die Fällung der Bäume informiert. Nun sei man gemeinsam mit dem Nabu bemüht, das beschädigte Biotop wieder zu vitalisieren.

Die Stadt hat auf den nicht ersten Vorfall im Stadtgebiet in diesem Jahr reagiert und eine zweite Stelle für Artenschutz in Krefeld ausgeschrieben.