Auf Sammeltour mit Glockenersatz in Fischeln
Die Messdiener von St. Clemens pflegen die Tradition des Osterklapperns.
Krefeld. Leere Eierkartons stapeln sich auf dem Gartenmäuerchen am Clemensplatz 7. Aus allen Ecken kommen Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Einige ziehen einen Bollerwagen hinter sich her, der bei einem erfolgreichen Osterklappern noch gute Dienste leisten wird. Die wichtigsten Ausrüstungsstücke sind an diesem Tag, dem Karsamstag, jedoch die hölzernen Klappern.
Der neunjährige Aaron Gierschmann wird das erste Mal mit seinem großen Bruder Jakob (11 Jahre), der kleinen Schwester Charlotte (7 Jahre) und rund 30 anderen Kindern zum Osterklappern durch Fischeln wandern. Natürlich kennt er die Tradition dieses Brauchs: „Früher hat man als Glockenersatz geklappert“, erklärt er. „Diese Klapper hat der Opa schon vor langer Zeit gebaut“, sagt er und führt vor, wie man das Gerät einsetzt.
„Es gibt tatsächlich Leute, die sich über das Klappern ärgern“, berichtet Jakob aus seiner Erfahrung von drei Osterklapper-Aktionen, „Aber viele freuen sich darauf und warten oft auch.“ Wann dieser Brauch in Fischeln aufgekommen ist, weiß selbst Kaplan Marc Kubella nicht genauer. „Von Gründonnerstag bis zur Osternacht, der Nacht von Samstag auf Sonntag, herrscht Todesruhe. Um die Dramatik dieser Zeit zu verdeutlichen, läuten keine Glocken“, sagt er. „Früher hatten die Leute keine Uhren, und daher haben die Messdiener mit dem Klappern zum Gottesdienst eingeladen.“
Diese etwas andere „Zeitansage“ gehört für viele Fischelner Gemeindemitglieder zu ihrer persönlichen Geschichte, zur Erinnerung an Kinder- und Jugendtage. Auch Monika Gierschmann, die ihre drei Kinder zum Treffpunkt gebracht hat, ist als Kind mitgegangen.
Michael Kamps, der „noch“ 59 Jahre alt ist, kann das Osterklappern in einem trockenen warmen Frühjahr nicht vergessen. „Zwischendurch haben wir mal einen Wiesenbrand gelöscht. Da gab es dann 20 Mark fürs Löschen in die Büchse und dann noch fünf Mark für jeden. Die haben wir später komplett in Pommes und Schaschlik angelegt.“
Bevor die Messdiener-Leiter mit den Kindern losziehen, wird kontrolliert, ob alles Wichtige dabei ist: die Klappern, die Spendenbüchse, der Sammlerausweis mit der Unterschrift des Kaplans und die leeren Eierkartons. Die gespendeten Eier werden von den Messdienern gekocht, angemalt und zu Ostern verteilt, das Geld kommt in die Gruppenkasse, und die Süßigkeiten werden zu einem großen Teil der Tafel der Bonifatiuskirche gespendet. Helen Kleuters macht schon zum zehnten Mal das Osterklappern mit und begleitet heute vier Kinder.
Es ist manchmal nicht leicht, an diesem Karsamstag in den Häusern fündig zu werden. An der ersten Tür klappern die Kinder vergeblich. Doch an einer anderen werden sie schon von Helene Kirchhoff erwartet: „Ich habe extra meine Einkäufe so gelegt, dass ich da bin“. Ein paar Nummern weiter steht die Haustür extra offen, und eine Bewohnerin hält zwei Tüten mit Süßigkeiten und einen Geldschein parat. In einer Metzgerei sichern die Osterklappern den Kindern eine bevorzugte Bedienung und eine große Schinkenwurst. Damit klappert es sich noch besser.