Lotsen für Schüler ohne Perspektive

Das Sozialwerk Krefelder Christen kümmert sich um junge Menschen und führt sie von der Schule zum Beruf.

Krefeld. Seit 16 Monaten kümmert sich das Sozialwerk Krefelder Christen um junge Menschen der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, die Schwierigkeiten mit ihrem Schulabschluss haben oder danach nicht weiter wissen. Das Sozialwerk, 1988 gegründet, ist seitdem als eine von insgesamt 200 deutschen Kompetenzagenturen tätig. In derselben Konstellation bemühen sich Birgit Odenthal und Axel Dorscheimer von der städtische Zentralstelle für Beschäftigungsförderung um Schüler der Hauptschule Hafelsstraße.

Gülfidan (16), Schülerin türkischer Herkunft, hatte nur vage Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Im Sozialwerk, das sein Büro an der Ispelsstraße nahe der Tucholsky-Schule hat, traf sie auf Joanna Brall-Rosen, die sich als Lotsin für Schüler versteht, die Orientierung brauchen. Sie riet Güldifan, sich an einem Diagnose- und Trainingskurs zu beteiligen. Danach war die Richtung klar: Bekleidungstechnik. Seit gestern hat Güldifan die Zusage des Berufskollegs Vera Beckers. Zur Zeit hat Joanna Brall-Rosen 31 Schüler komplett und weitere 20 gelegentlich unter ihren Fittichen. Manche kommen nur, um bestimmte Fragen zu klären oder Zuständigkeiten zu erfragen. Die anderen nehmen am "Case-Management" teil, an der intensiven Einzelberatung.

Insgesamt 21 Schüler sind ausländischer Abstammung. Gerade bei denen findet sie offene Ohren. Denn man hört ihr noch ein wenig an, dass sie vor 18 Jahren aus Polen kam. Das stärkt das Vertrauen. Manche Schüler sind erst in Klasse 8, wenn sie zehn Jahre Schule hinter sich haben. Die Beraterin besucht auch die Familien, um weiter zu kommen. Dazu bedarf es genauer Kenntnisse der Sozialgesetzgebung und der möglichen Ausbildungswege. Manche Jugendliche sind Schwänzer und werden auf den Weg zur Schule und zur Ausbildung zurückgebracht.

Im vergangenen Jahr betreute Joanna Brall-Rosen 20 Schüler im "Case-Management", sie konnte einen jungen Mann in eine gastronomische Ausbildung vermitteln, neun "Schäfchen" ins Berufsgrundschuljahr und fünf in berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen. Wenn die jungen Menschen den Weg zur Kompetenzagentur gefunden haben - viele auf Anraten ihrer Lehrer -, kann das Sozialwerk sie bis zum 25. Lebensjahr betreuen, nicht nur bei beruflichen, sondern auch bei persönlichen Problemen.