Schmuckes Rathaus sucht Nutzer
Viele Räume stehen leer. Der Fachbereich Jugendhilfe soll einziehen. Bald eine Arztpraxis im Dachgeschoss?
Krefeld-Fischeln. Krasser können die Gegensätze kaum sein: Während sich das Rathaus in Fischeln von außen nach der Renovierung fast wie neu präsentiert, bröckelt innen vielfach der Putz. Insbesondere die Toiletten im Erdgeschoss bedürfen dringend der Sanierung. Von den insgesamt 30 Räumen, die das 1910 eingeweihte Gebäude beherbergt, steht über die Hälfte leer.
Aber das soll sich ändern. Wie die Stadt mitteilt, sind einige freie Zimmer im Erdgeschoss für eine Nutzung durch den Fachbereich Jugendhilfe und Beschäftigungsförderung vorgesehen.
Vielleicht findet sich dann auch eine neue Verwendung für jenen Tresor, der hier seit Jahrzehnten ein trostloses Dasein fristet. Gebraucht wurde der Panzerschrank einst von der Gemeindesparkasse. Deren Nachfolgerin, die Sparkasse Krefeld, hat das Rathaus 1965 verlassen.
Danach fand die kommunale Leihbücherei in den zur Kölner Straße liegenden Räumen eine neue Heimat. Aber auch diese Phase ist schon lange beendet.
Dauerhaft bevölkert wird das seit 1984 denkmalgeschützte Gebäude nur noch von der Polizei und dem Bürgerservice. Leiter des dreiköpfigen Teams ist Rolf Ruland. „Ich hoffe sehr, dass wieder mehr Leben ins Haus kommt“, sagt der Amtsrat.
Die Zuständigkeit liegt beim Fachbereich Zentrales Gebäudemanagement, den es erst seit Anfang dieses Jahres gibt. Hier müssten auch Ideen für die seit 2007 leerstehende Wohnung im Dachgeschoss entwickelt werden. Sie ist etwa 240 Quadratmeter groß und verfügt über sieben Zimmer. Den Sanierungsbedarf beziffert die Stadt auf 20 000 bis 25 000 Euro. Denkbar wäre hier auch eine Nutzung als Arztpraxis.
Diese Variante setzt allerdings den Bau eines Aufzugs im Innenhof des Gebäudes voraus. Kostenberechnungen liegen bereits vor: Erschließt der Aufzug lediglich das erhöhte Erdgeschoss (hier befindet sich der Bürgerservice), kostet die Errichtung inklusive einer barrierefreien WC-Anlage etwa 234.000 Euro.
Geht’s hoch bis zum 1. Obergeschoss (Ebene Sitzungssaal), rechnet die Stadt mit 309.000 Euro. Noch etwas teurer wird es, wenn der Aufzug bis zum Dachgeschoss fährt.
Zuschüsse gibt es dafür nur dann, wenn die Stadt in dem Gebäude behinderte Mitarbeiter beschäftigt. Die Hilfen kämen vom Landschaftsverband Rheinland. Bei der Fassaden- und Fensterinstandsetzung bewilligte die Denkmalförderung des Landes 110.000 Euro und übernahm damit fast ein Drittel der Gesamtkosten.
Als Wilhelm Stefen noch Bürgermeister in Fischeln war (1910-1929), gingen im Rathaus immerhin 30 Personen ihrer Arbeit nach. Diese Zahl wird sicher nie wieder erreicht. Ruland ist schon froh, dass zumindest die Räume im Keller genutzt werden. Neben dem Bürgerverein haben hier die Schützengesellschaft und der Männergesangsverein eine Unterkunft gefunden.
Und für einen ganz besonderen Anlass stellt Ruland sein Büro immer wieder gerne zur Verfügung: Der Raum des Amtsrates dient dann als Trauzimmer.