Das Jesuskind liegt erst Heiligabend in der Krippe
Hüls: Die Krippe in der Kirche St. Cyriakus ist in der Weihnachtszeit das Ziel vieler Besucher. Fleißige Helfer bauen sie regelmäßig um.
Hüls. Das Jesuskind hat er noch zu Hause, gut eingepackt, aber griffbereit. Paul Koenen (68) bringt die Figur erst an Heiligabend zur Cyriakuskirche in Hüls, um die Krippe zu komplettieren. Die haben der Krippenbeauftragte und seine Helfer bis dahin schon dreimal umgebaut, seit sie die große Kulisse in der letzten November-Woche zwischen zwei Säulen unter drei Spitzbögen im linken Seitenschiff nach dem Vorbild der Hülser Klausur aufgestellt haben.
Maßstabgerecht haben Koenen, Werner Brands und Franz-Josef Jöris die Krippenumgebung nach dem Vorbild der historischen Hülser Beginen-Klausur nordwestlich der Kirche nachgebaut, mit Torhaus, weiß getünchten Klinkern, Hofeingang und Fachwerkgebäuden im Hinterhof. Darauf gekommen sind sie nach einem Besuch des Krippenmuseums "Ars Krippana" in Lorsheim an der belgischen Grenze. Dort haben sie Krippen aus Bamberg gesehen, die Teile der dortigen Altstadt zum Ort des heiligen Geschehens machten.
"Das war eine Riesenrechnerei, um die Kulisse auf die Größe der Figuren und auf den Platz zwischen den Säulen abzustimmen", erzählt der studierte Maschinenbau-Ingenieur. Bis ins Detail der Regenrinne und der Fenster stimmen Original und Abbild überein. Der erste Aufbau hat sieben Monate in Anspruch genommen. Die Klausur-Kulisse lässt das heilige Geschehen der Geburt Christi in der heimatlichen Umgebung spürbar werden.
Auf die Idee, sich um die Krippe zu kümmern, sind Koenen und seine "Krippenleute" auf einer Fahrt nach Rom und Assisi gekommen. Anschließend haben sie mehrere Krippenwanderungen unternommen und sich so des Themas genähert.
Die Hülser Krippe ist eine so genannte Adventskrippe. Zum ersten Adventssonntag hat Paul Koenen Maria ins Innere des Hauses hinter die geöffnete Blechtür gestellt, den Engel davor. Der zeigt an: "Verkündigung". Eine Woche später wurde eine meterhohe Replik des großen Kirchenfenster-Motivs links vom Altar aufgestellt: "Maria auf dem Weg zu Elisabeth." Anschließend stand bis Sonntag das Bild "Herbergssuche": Maria und Josef, den Esel schon in der Nähe, den kargen Wanderbeutel zu Füßen, werden vom Hirten in den Hof der Klausur gewiesen.
Am heutigen Montag ist wieder Umbautag, zur endgültigen Weihnachtsaufstellung: Dann kommen zwei Hirten, eine Hirtenfrau mit Hütchen, die der Restaurator Ursula genannt hat, und der Ochse hinzu, der bis dahin hinter der Krippe in einer Nische ruht, am Mittwoch die Hauptfigur. Die drei Könige mit Kamel und Kameltreiber müssen noch bis zum 6. Januar im Hintergrund warten. Koenen: "Das Kamel alleine ist so schwer, dass wir es mit drei Mann tragen müssen." Die vergoldeten Kronen der Könige, die gedrechselten Zepter, die Schatztruhe sind in den vergangenen Jahren hinzu gekommen, in Heimarbeit gebastelt.
Die holzgeschnitzten Figuren sind etwa 150 Jahre alt und stammen aus Oberammergau. "Das haben wir in einer Zeitschrift entdeckt und dann Kontakt mit einer Fachfrau im Stadt der Passionsspiele aufgenommen. Über sie haben wir auch alle Figuren originalgetreu restaurieren lassen", erläutert Paul Koenen und macht auf ein Detail aufmerksam: "Das Kamel hat Pferdehufe, damals wusste man nicht viel über das Wüstentier."
Einmal wollten die "Krippenleute" für Abwechslung sorgen und haben einen Stall für die Krippe aufgebaut. Das war den meisten Hülsern nicht recht. "Wenn wir schon eine Klausur für die Krippe haben, dann sollten wir sie auch aufstellen", erinnert sich Paul Koenen, von vielen Seiten gehört zu haben.
So ist die Klausur-Krippe seit Jahren schon Tradition und Ziel vieler Besucher, die besonders zur Weihnachtszeit in großer Zahl zur Cyriakuskirche finden.