Der Schutzmann in deinem Bezirk (2): Keine Feier ohne Hülser Dorfsheriff
Die Vier aus dem Rathaus am Markt kennen Hinz und Kunz in ihrem Revier.
Krefeld-Hüls. Elf Kilometer vom Polizeipräsidium am Nordwall entfernt stehen die Schreibtische der Hauptkommissare Reinhold Luttkus, Frank Franke, Wolfgang Weiß und Oberkommissar Oliver Nordholt. Dementsprechend entspannt ist die Atmosphäre im Parterre des Hülser Rathauses: Keine großen Chefs in der Nähe der Dienststelle des Bezirksteams Hüls. Von wegen nur Hüls: Reinhold Luttkus’ Revier beispielsweise reicht von der Drügstraße bis zur St. Töniser Straße und schließt die Wohnquartiere Dieselstraße und Schicksbaum ein. Nicht weniger als fünf Schulen und acht Kindertagesstätten befinden sich in seinem Beritt.
Und auch die Kollegen betreuen Bezirke, die weit über Hüls hinausgehen. Da ist es kein Wunder, dass die Dienststelle im Rathaus schon mal verwaist ist. "Aber unsere Kunden warten lieber einen Tag, als sofort nach Krefeld zu fahren und dort Anzeige zu erstatten", verrät Wolfgang Weiß, ein alter Hase im Krefelder Polizeidienst, der auch schon mal auf Wählergemeinschafts-Füßen wandelte.
Es seien weniger die Beschwerden über laute Nachbarn oder krawallmachende Jugendliche, die das Team Hüls beschäftigen. Vielmehr regen sich die Leute über "blöde Ausschilderungen" an Baustellen auf, wie derzeit an der Annakirche und auf dem Krüllsdyk. Unisono sagen die Kollegen vom Team Hüls: "In solchen Fällen etwas zu bewirken, ist kompliziert: Der Auftraggeber ist das Tiefbauamt, die Baufirma kommt von weit her, und eine Drittfirma stellt die Schilder auf." "Blödsinn" allein reicht für ein polizeiliches Eingreifen nicht. "Da muss schon eine Verkehrsgefährdung vorliegen."
Frank Franke ist nicht nur der Schutzmann für Hülser Berg und Bruch sowie das nördliche Inrath mit drei Schulen und fünf Kindergärten, er ist auch "szenekundiger Beamter" und mit seinem Kollegen Klaus Pitsch (gehört ebenfalls zum Bezirksdienst, sitzt aber im Präsidium) für die KFC-Fans zuständig. Schon zu Regionalligazeiten hat Franke gewalttätige Fans vernommen. Reinhold Luttkus, der erst seit acht Monaten zum Team gehört, hat in seinem Revier den König-Palast. Dort gebe es höchstens Probleme bei Nachbarschaftsderbys zwischen KEV und der DEG oder den Kölner Haien: "Dann glauben KFC-Fans, sie müssten den Pinguin-Fans beistehen."
Wie alle Dorfsheriffs sind auch die vom Hülser Team auf allen Wochenmärkten, Sportveranstaltungen und Vereinsfeiern präsent. Derzeit allerdings sehen sie den Martinszügen entgegen. "Es ist dunkel und Hauptverkehrszeit, wenn die Züge gehen. Wir müssen die Kinder sicher über die Straßen bringen."
Gutes tun steht im Vordergrund der Bezirksbeamten. Wolfgang Weiß: "Wir hatten am Hülser Markt einen ständig betrunkenen Nichtsesshaften. Dem haben wir in Zusammenarbeit mit der Bezirksverwaltung eine kleine Wohnung besorgt. Dann hat man ihm geholfen, die Rente zu beantragen, die ihm schon lange zugestanden hatte. Ihm geht jetzt gut, und vom Saufen ist er auch ab."