Drei Diabolos und eine ruhige Hand
Die Historischen Schützenbruderschaften in Hüls begeistern auch viele junge Leute für ihren Verein.
Krefeld. Um Prinzessin oder Prinz zu werden braucht man drei Diabolos und eine ruhige Hand.
„Man muss die Mitte finden und halten. Dann zählt man von 20 an aufwärts, bei 23 hält man die Luft an und bei 24 drückt man ab“, erklärt Annika Lubowitzki. Das mit dem Luftanhalten sei sehr wichtig, ergänzt Hans-Christian Tenberg: „Das Gewehr liegt auf dem Brustkorb, deshalb bewegt es sich wenn man atmet.“
Die beiden wissen das deshalb so genau, weil sie die Prinzessin und der Prinz ihres Schützenvereins sind. Ende Dezember erschossen sie sich die Titel Schülerprinzessin und Jungschützenprinz der Historischen Schützenbruderschaften Hüls 1464 -1597.
Mit ihren Diabolos, Geschosse vom Kaliber 4,5 Millimeter, trafen sie die Spiegel, die Zielscheiben von der Größe eines Silberdollars, am mittigsten. Auf eine Entfernung von 25 Metern erzielte Lubowitzki 26 und Tenberg 22 Ringe.
Der 21-jährige Hans-Christian ärgert sich nicht, dass er von der 13-jährigen Annika übertroffen wurde: „Das kann man nicht vergleichen. Beim Schülerprinzen wird aufgelegt geschossen, beim Jungschützenprinzen muss man freihändig schießen.“
Das junge Mädchen verspürt vor allem Genugtuung, dass sie auch die Jungs in ihrer Altersgruppe geschlagen hat: „Das war toll. Die haben dann alle nach Ausreden gesucht, warum sie schlechter geschossen haben als ich.“
Das dürfte ihnen schwer gefallen sein, denn die Chancen der Jungschützin standen eigentlich schlecht. Es war ihr erster Wettbewerb und zum Training geht sie auch „fast nie“. Das liegt daran, dass sie Prioritäten setzt: Zwar ist sie gerne Schützin, aber das Schießen steht bei ihr nur an dritter Stelle. Klare Favoriten sind Reiten und Tanzen — beides ebenfalls im Verein.
Auch Tenberg ist noch in einem weiteren Verein aktiv — bei ihm ist es Schwimmen. Beide betonen, dass ihnen das Vereinsleben generell gefalle: „Wenn man einmal damit anfängt, kann man nur schwer wieder aufhören. Vor allem wegen der Geselligkeit“, erklärt der junge Schütze. Seine Schützenkameradin nickt bestätigend.
Manchmal allerdings geht ihnen diese Geselligkeit aber auch zu weit: Geschlossen zum Gottesdienst antreten zu müssen sei ja prinzipiell okay. Die Uhrzeit — sieben Uhr morgens — aber sei es nicht. „Das nervt“, finden sie beide.
Beim Schießen selbst machen sie hingegen keine Abstriche. Für Lubowitzki ist es „das Beste“, noch vor der Geselligkeit. „Für mich ist eigentlich beides gleich wichtig“, sagt Tenberg.
Und was genau bereitet ihnen soviel Spaß am Schießen? „Der Anreiz, sich ständig zu verbessern“, so Tenberg nach kurzem Zögern. Lubowitzkis Antwort kommt spontaner: „Das Treffen!“