Heimatforscher auf den Spuren Verstorbener

Gottfried Andree sammelt die Totenzettel katholischer Krefelder bis zurück ins Jahr 1787.

Krefeld-Hüls. Gottfried Andree hat ein nicht alltägliches Hobby: Er sammelt Totenzettel. Das sind die kleinen meist gefalteten Blätter mit den Lebensdaten eines Verstorbenen. Man steckt sie häufig ins Gebetbuch. Vor 14 Tagen hat er den letzten in seinen 16. Ordner einsortiert und ihm per Computer die Nummer 6.102 gegeben.

Aufnahme in seine umfangreiche Sammlung finden nur Hülserinnen und Hülser. Weil die Protestanten den Brauch nicht kennen, sind es ausschließlich Katholiken, deren Daten für die Heimatforschung festgehalten werden. Besonders die frühen Exemplare sind eine Fundgrube für den Hobby-Historiker.

Seine Mutter besaß, weil sie in der Zeit des Nationalsozialismus ihre Abstammung nachweisen musste, einen ausführlichen Ahnenpass. Andree fand ihn interessant und forschte nach seinen Vorfahren — er kam mütterlicherseits bis ins Jahr 1650. Dabei entdeckte er, dass die Totenzettel viele Angaben zu vergangenen Zeiten enthielten. Also begann er zu sammeln, erst im Karton, dann sortierte er die Funde in Ordnern. Irgendwann will er eine Publikation zur Sammlung herausgeben.

Sein ältestes Exemplar stammt aus dem Jahre 1787: „Zum frommen Gedenken“ oder „in christlicher Erinnerung“ sind die älteren Sterbe-Drucksachen überschrieben. Fast immer tragen sie in der ersten Zeile die Namen Jesus, Maria, Joseph und Cyriakus. Letzterer ist der Patron der Hülser Pfarrkirche.

Erklärlich, dass die alten Totenzettel nur christliche Symbole tragen, das Bild der Verstorbenen wurde erst mit den einfacheren Drucktechniken üblich. Der Heimatforscher Andree gibt auch darauf acht, welche der vielen ehemaligen Hülser Druckereien beteiligt waren. Bis 1960 herum war es auch üblich, umfangreiche Lebensläufe abzudrucken. Heute, wo man den Brauch des Totenzettels kaum noch kennt, wird oft nur das Foto mit den Lebensdaten und einem Gebet abgedruckt.

Noch immer freut sich Andree, wenn ihm die Hülser ihre Schätze anvertrauen. Dabei stimmt er sich auch mit den Heimatvereinen der Umgebung ab.