Erinnerungen Erinnerungen an das Hülser Bad

Hüls · Herbert Füngerlings war als Achtjähriger beim Bau des Schwimmbades und der feierlichen Eröffnung dabei.

Bau des „Gemeindefreibads“ in Hüls im Jahr 1934. Die architektonische Leitung hatte der Hülser Carl Dahmen. Notstandsarbeiter, laut NS-Lesart also „Volksgenossen“, die wieder „produktiv“ in das Wirtschaftsleben eingeschaltet werden sollten, führten die Arbeiten aus.

Foto: Heimatverein

. Das Theater um das Naturbad in Hüls können Herbert und Lisbeth Füngerlings nicht verstehen. Der 90-Jährige und seine 89-jährige Frau haben als Kinder Schwimmen im damals neuen Bad gelernt – auch wenn die Wasserqualität heutigem Standards ganz sicher nicht entsprochen hat.

Herbert Füngerlings kann sich auch noch genau an die Eröffnung des Bads 1936 erinnern: „Ich war damals acht Jahre alt und bin mit meinen Eltern da gewesen. Das Fest habe ich noch in sehr guter Erinnerung.“ Halb Hüls sei auf den Beinen gewesen, sein Vater habe damals die Getränke geliefert. Bis in die Nacht wurden gefeiert. „Auch wir Kinder durften dabei bleiben.“

Herbert Füngerlings, ehemaliger Architekt und jetzt im Ruhestand, berichtet von seinen Erinnerungen an den Bau des Bades in Hüls.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die historischen Fotos in unserer Zeitung vor einer Woche haben diese Erinnerungen noch einmal wach werden lassen. Das gilt auch für den Bau der Anlage. Herbert Füngerlings: „Mein Onkel war im Männergesangsverein. Etliche Mitglieder davon waren zu der Zeit arbeitslos. Gemeinsam mit anderen Arbeitslosen haben sie die ersten Ausschachtungsarbeiten gemacht, bis sie aufs Grundwasser gestoßen sind.“ Danach habe der Reichsarbeitsdienst den Rest übernommen. Der habe zu dieser Zeit das Bruch trocken gelegt und sein Lager an der Bahnstraße (heute: Heideckstraße) gehabt.

Auf dem Baustellenfoto in der WZ hat Herbert Füngerlings das über einen Mast geführte Elektrokabel („das kam vom Haus des Architekten Carl Dahmen“) ebenso identifizieren können, wie die Pfosten des späteren Nichtschwimmerbeckens und die Leitung, über die das Grundwasser in Richtung Bruch gepumpt wurde. Kurios: Obwohl das Becken noch gar nicht fertig war, waren die Startblöcke schon montiert worden.

Das Hülser Bad verfügte über ein 50-Meter-Becken – das einzige in der Region. Deshalb hat die Krefelder Olympia-Schwimmerin Martha Genenger dort auch trainiert. Die übrigen Schwimmer mussten dann pausieren. Doch es lohnte sich: Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin holte Genenger Silber über 200 Meter Brust. Ein historisches Foto zeigt die Schwimmerin bei einer Ehrung in Hüls am Beckenrand. Auf dem Badeanzug trägt sie den Reichsadler, Männer in SA-Uniform stehen in der ersten Reihe.

Von Schwimmrekorden waren Lisbeth und Herbert Füngerlings damals weit entfernt: An der sogenannten Angel lernten sie als Kinder in Hüls Schwimmen. Und auch danach waren sie oft im Bad anzutreffen. „Ich habe mit Mutter, Schwester und Bruder dort quasi den ganzen Sommer verbracht. Denn in Ferien ist zu der Zeit ja keiner gefahren“, erinnert sich die 89-Jährige.

Im Wasser gab es damals unzählige Stichlinge und Kaulquappen. Das habe aber niemanden gestört. „Und bis zum Grund konnte man von Anfang an nicht sehen“, sagt Herbert Füngerlings. Insofern kann er die heutigen Diskussionen über die angeblich mangelnde Wasserqualität nicht nachvollziehen.

In all den Jahrzehnten sei im Hülser Bad seiner Erinnerung nach nie etwas passiert – bis auf einen schweren Unfall in seiner Kindheit: Ein zwölfjähriger Junge, mit dem er befreundet war, sei aus Leichtsinn mit einem Hechtsprung ins Nichtschwimmerbecken gesprungen, mit dem Kopf aufgekommen und habe dabei tödliche Verletzungen erlitten.