Ehrenamtliche Helfer Krefeld: Verein hilft Menschen in Not

Hüls · Der karitative Verein „Die Wiege“ weitet seine Unterstützung von Pflegebedürftigen aus.

Guido Hass hat durch „Die Wiege“ neuen Lebensmut gefunden und ist wieder zu Hause – mit seiner Katze Lissi.

Foto: Dirk Jochmann

Mirek, Jakub, Karolinka – sie gehören zu 39 Menschen, denen durch „Die Wiege“ geholfen werden konnte. Der ehrenamtliche Verein arbeitet derzeit an einem neuen Projekt. Das trägt den Namen „Da sein“. Die Idee: Die Hilfe für Pflegedürftige soll ausgeweitet werden. Dabei sollen nicht nur die Notleidenden Unterstützung erhalten, sondern fortan auch ihre ganze Familie. „Die Menschen sind oft überfordert, wenn Angehörige gepflegt werden müssen“, so Karin Meincke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins. „Und doch“, erzählt sie, „wollen sie ihnen gerne helfen.“

Darum wurde in Krefeld das Pilotprojekt gestartet. Doch auch wenn es so klingt, der reguläre Pflegedienst soll nicht ersetzt werden – es sollen nur Lücken aufgefüllt werden. Die Angehörigen erhalten so vor allem Zeit: Zeit, sich zu erholen. Zeit, das Erlebte zu verarbeiten. Oder auch Zeit, sich zu verabschieden.

Die Helfenden werden
zum Familienersatz

„Da sein“ wird auch schon gelebt. Guido Hass konnte bereits von der Hilfe des Vereins profitieren, obwohl er zunächst eigentlich nach einer Sterbehilfe gesucht hatte. Durch einen Unfall verlor er seinen linken Arm. Zudem hat der 51-Jährige eine Muskeldytrophie in den Beinen. Sein einziger Wunsch: Er wollte nach Hause. Für ihn war das Leben in einer Pflegeeinrichtung einfach nicht lebenswert. Durch das Projekt fand er jedoch seinen Lebensmut wieder, „denn es war jemand für ihn da“, sagt Meincke. Das ist das grundlegende Ziel der Initiative. Den Hilfsbedürftigen soll ein offenes Ohr geschenkt werden. Ihnen soll bewusst sein, dass sie nicht alleine sind und dass ihnen Wertschätzung entgegengebracht wird.

„Guido war sicherlich eine unserer größten Herausforderungen“, erinnert sich Meincke, „doch ich sage: Er ist vor allem ein Geschenk.“ Nachdem seine Wohnung umgebaut wurde – beispielsweise wurde die Badezimmertür vergrößert – konnte Guido Hass dorthin zurück. Auch seine Katze Lissi freut sich. In Zukunft will Hass sich ebenfalls für „Da sein“ engagieren und mittels eines Charity-Accounts auf Ebay Spenden sammeln. Meincke freut sich mit einem Leuchten in den Augen: „Guido ist das beste Beispiel dafür, was sich durch das Da sein verändern kann.“

Geheilte Abiturientin
will nun studieren

Auch der an Moyamoya, einer potenziell tödlichen Nervenkrankheit, erkrankten Polin Wicki wurde ein neues Leben geschenkt. Seit März geheilt, will sie nach ihrem Abitur nun Psychologie studieren, „um etwas zurückgeben zu können“, berichtet Meincke. Die junge Frau hatte laut Meincke oft das Gefühl, „dass sie nicht als vollwertiger Mensch angesehen wurde“. Dass jemand vom Verein ohne Vorurteile für sie da war, habe ihr sehr geholfen. Die stellvertretende Vereinsvorsitzende stellt klar: „Kein menschliches Leben ist überflüssig oder kann irgendwie bewertet werden, nur weil der Mensch Hilfe benötigt.“

1000 Gramm leicht und nur so groß wie eine Erwachsenenhand: Das erste Leben, für das „Die Wiege“ in Aktion trat, war David. Das Frühchen erblickte 2009 im nigerianischen Enugu das Licht der Welt. David konnte den Überlebenskampf nicht gewinnen. Er gab dem Verein „Die Wiege“ jedoch seinen Namen: „Damit er nicht umsonst gelebt und gekämpft hat“, beschreibt es Meincke. Laut ihr wird damit auch der Geburtskontinent des Frühchens mit einbezogen: Afrika, „das als Wiege der Menschheit angesehen wird“.

Interessierte erreichen den Verein unter der Telefonnummer 98 88 14 oder über info@wiege-ev.eu. Denn helfende Hände werden immer wieder gesucht.