Kirche Mitleid, Brutalität und Mutterliebe

Hüls · Im Rahmen eines Konzerts am Sonntag in St. Cyriakus werden die Zeichnungen von Jan Kalff zu den Stationen des Kreuzwegs Christi vorgestellt.

Auch der Tod am Kreuz wird auf einem der Bilder dargestellt.

Foto: Jan Kalff

Die Szenen des Kreuzwegs Christi gehören zu den häufigsten Motiven in der bildenden Kunst. Entsprechend schwierig ist es für einen Künstler heute, eine eigene Interpretation zu gestalten. Jan Kalff, in Krefeld lebender Künstler mit niederländischen Wurzeln, hat sich dieser Aufgabe gestellt. Seine Zeichnungen zu den 14 Kreuzwegstationen werden am Sonntag im Rahmen eines Konzerts in St. Cyriakus vorgestellt. An diesem Abend wird Kantor Heinz-Peter Kortmann auf der Metzler-Orgel das Stück „Le Chemin de la Croix“ (Kreuzweg) von Marcel Dupré spielen. Das anspruchsvolle Stück in 14 Sätzen ist ein Schlüsselwerk religiöser Programm-Musik.1932 spielte der Komponist sein Werk erstmalig in Paris. 20 Jahre älter ist ein Meditationstext über den Kreuzweg von Paul Claudel.

Bei dem Konzert wird Andreas Gillessen diese Texte zwischen den musikalischen Passagen lesen. Dazu wird jeweils die passende Zeichnung zu sehen sein. Die Anregung zu diesem spannenden Projekt aus Musik, Text und Bild kam von Kortmann. Bereits vor einigen Jahren hat es eine Zusammenarbeit mit ihm und Kalff zum Thema „Genesis“ gegeben. Die Arbeit am Kreuzweg hat der Künstler als schwierig, die unzähligen Vorbilder und die vorgegebenen Texte als Einschränkung empfunden. Seine ersten Überlegungen, Holzschnitte zu machen, hat er nach einigen Versuchen, die ihn nicht überzeugt haben, aufgegeben. So ist er zur Zeichnung gewechselt und hat auf diese Weise einen Einstieg gefunden.

Konzentrierte Szenen,
die berühren

Das christliche Thema war für ihn nicht ein Problem. Obwohl Kalff nicht getauft ist, bezeichnet er sich als gläubigen Menschen. Der Kreuzweg ist für ihn aber auch ein zutiefst menschliches Thema. „Daran kann man alle menschlichen Emotionen ablesen: Mitleid, Brutalität und Mutterliebe.“ So hat er in seinen Zeichnungen auch den Fokus auf diese Empfindungen gelegt. Reduziert auf wesentliche Figuren oder Dinge sind daraus sehr konzentrierte Szenen entstanden, die dadurch aber umso mehr berühren. „Es ging um die Essenz der Szenen“, erklärt Kalff. Das erste Bild der Verurteilung Jesu zeigt den Kopf Christi umgeben von den Köpfen der Menge, die ihn verurteilte. Auch in den weiteren Bildern ist der Körper fast nie in der Gesamtansicht zu sehen. Nur beim dritten Sturz unter dem Kreuz sieht man einen kleinen zusammengekauerten Körper, umgeben von Dunkelheit.

Auch bei den anderen Stationen setzt der Künstler sehr eindrucksvoll Licht und Schatten ein, eine besondere Atmosphäre entsteht. Das Thema Mitleid kommt besonders in der Szene mit dem Schweißtuch der Veronika zum Ausdruck. Die Frau selbst sieht man nicht, nur ihre Hand, die das Tuch reicht. Auch von Simon von Cyrene, der das Kreuz tragen hilft, sieht man nur die helfende Hand. Auch die Kreuzigung selbst stellt Kalff reduziert, aber dadurch nicht weniger brutal dar. Er zeigt eine Hand Christi mit dem Nagel darin. In einem medizinischen Text hat der Künstler sich über diese besonders brutale Foltermethode informiert. Er hat sich auch die Musik Duprés angehört, ohne in seinen Bildern im Detail darauf einzugehen. Doch bei der Kreuzigung lässt auch die Orgel die brutalen Hammerschläge erahnen.

Kalff arbeitete chronologisch an den 14 Bildern, fand auch für die letzte Station der Grablegung ein berührendes, überzeitliches Motiv. Der Kopf Christi ist auf ein Kissen gebettet. Die Ehrung des Toten ist ein versöhnlicher Abschluss nach dem schrecklichen Geschehen.

Mit diesem besonderen Konzert, das drei Kunstformen in sich vereint, möchte der Förderverein für Kirchenmusik an St. Cyriakus auf die Karwoche einstimmen. Der Eintritt ist frei, nach dem Konzert wird um eine freiwillige Spende gebeten.