GOTTESHAUS Die Kirche St. Cyriakus kämpft gegen Feuchtigkeit

Krefeld · Auch der Klimawandel ist schuld: Nasse Wände, fingerbreite Brüche am Altar, das Dach der Hülser Pfarrkirche muss repariert werden. Es geht um Kosten von mindestens 700 000 Euro.

Die Katholische Kirche St. Cyriakus liegt mitten in Hüls, Feuchtigkeit macht ihr zu schaffen.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der kleine Flügelaltar von Johann-Theodor Bauhus ist vorsichtshalber abgehängt. So ist das Kirchenkunstwerk, das sonst neben der Innentreppe zur Nordempore von St. Cyriakus hängt, sicher vor der Feuchtigkeit, die in der Wand sitzt. Bis auf einen Meter Höhe geht der deutlich dunklere Streifen in den Steinen neben der unteren Treppenstufe des Aufgangs.

Ausgerechnet die nach dem Heiligen, der gegen Frost und schlechtes Wetter schützen soll, benannte Hülser Pfarrkirche leidet unter Schäden, die zum Teil durch den Klimawandel verursacht werden. „Es ist eine Vielzahl von Gründen, die da zusammen kommen, und eine Vielzahl von Problemen, die wir jetzt nach und nach abarbeiten“, sagt Pfarrer Paul Jansen.

Das Wasser kommt
von allen Seiten

Die Kurzform: Wasser kommt von oben, unten und den Seiten. Zum Glück ist noch so rechtzeitig entdeckt worden, dass sich kein Schimmel gebildet hat. „Rundherum ist alles versiegelt, und das Wasser drückt von außen hoch“, erläutert Jansen einen der Gründe. Die Rektoratsstraße an der Südseite, der Herrenweg am Hauptportal, an der Nordseite dicker Lehmboden und unter dem Gotteshaus vermutlich eine Tonschicht.

Ein Ingenieurbüro hatte, nachdem die Schäden durch Feuchtigkeit festgestellt worden waren, den Boden untersucht und an sechs Stellen gebohrt. Das Grundwasser ist demnach nicht schuld, es ist erst 5,50 Meter unterhalb der Oberfläche zu finden. Eine der Ursachen für die Probleme an der Nordseite der Kirche kann nach dem hydrogeologischen Bericht der Experten tatsächlich der nur wenig durchlässige Boden sein. Bei länger andauernden oder schweren Niederschlägen könne sich das Wasser dann stauen.

Hinzu kommt das Wasser, das von unten unter die Kirche drückt. Zum letzten Mal wurde der denkmalgeschützte Bau ringsherum in den 1980er-Jahren abgedichtet. Auch die Bodenplatten scheinen undurchlässig zu sein. Doch unter dem Hauptaltar muss es eine Stelle geben, die wie ein Loch in einem ansonsten intakten Schlauchboot die Feuchtigkeit nach oben transportiert. „Da ist Leben drin, das ist nicht gut, da muss schnell etwas passieren“, sagt Jansen.

Ehemals kleine Fugen des Herz-Jesu-Altars von 1882, der noch 2003 restauriert worden war, sind mittlerweile fingerbreit. Die Eisen im Innern drücken wegen der Feuchtigkeit die Steine auseinander. Der Hochaltar bricht förmlich in verschiedene Richtungen auseinander. Um ihn zu retten, geht Jansen von einer sechsstelligen Summe aus, auch indem darunter eine Schutzschicht eingezogen wird. Eine erste Schätzung habe Kosten in Höhe von 150 000 Euro ergeben.

Probleme sind Starkregen, Stürme und feuchtwarme Sommer

Da kommt zum ersten Mal der Klimawandel für die Verantwortlichen der Pfarre und ihre Sorgen ins Spiel. Denn ein Phänomen dieser Entwicklung sind die zunehmenden Starkregenereignisse in den vergangenen Jahren. Weil die Spezialisten auch vermuteten, dass Leitungen zur Entwässerung des Grundstücks nicht dicht seien, wurden die Rohre ausgetauscht. „Das musste sofort gemacht werden“, sagt Jansen. Das gilt allerdings auch für den Hochaltar.

Mit enormen Kosten rechnet die Pfarre auch für das Dach, das erneuert werden muss. Schließlich soll es nicht auch noch von oben rein regnen. Gerade erst sind beispielsweise durch neu ins Mauerwerk gearbeitete Regenrillen oberhalb der Kirchenfenster an der Südseite erste Maßnahmen ergriffen worden, damit dort nicht weiter Wasser eindringt.

Zum letzten Mal sei das Dach 1992/1993 saniert worden. „Der Schiefer stammt aus dem Jahr 1955, und irgendwann ist der einfach durch“, sagt Jansen. Das sei noch nicht der Fall, aber erkennbar in absehbarer Zeit soweit. Vor allem mit Blick auf Starkregen und die zunehmenden großen Stürme der vergangenen Jahre will man rechtzeitig tätig werden. „In den nächsten drei Jahren muss da was gemacht sein“, so Jansen. Kosten: voraussichtlich 500 000 Euro. Eigenanteil: 200 000 Euro.

„Hätten wir die Kirche damals auf die rote Liste des Bistums gesetzt, müssten wir sie jetzt angesichts solcher Kosten schließen“, meint Jansen. Wegen eines aus Aachen gesteuerten Sparpakets des Bistums-Topfs für Instandhaltungsmaßnahmen hatten die Gemeindeverantwortlichen sich vor einigen Jahren entscheiden müssen, welche ihrer Immobilien aus der Finanzierung des Bistums herausfallen und welche nicht, welche sie vielleicht verkaufen, anderweitig nutzen oder selbst tragen.

Wichtigster Retter ist
ein neues Lüftungskonzept

Bereits auf einem guten Weg sieht Jansen das Problem der Feuchtigkeit, die sozusagen von den Seiten in die Kirche gelangt, also – je nach Wetter und Temperaturen – durch die Luft. Zum Beispiel wurden die Schlitze oberhalb und unterhalb des Hauptportals, die Jansen bei den Messen vom Altar aus mit bloßem Auge sehen konnte, von einer Fachfirma mit Holz und Leder abgedichtet. „Wir versuchen durch viele solcher Einzelmaßnahmen das gesamte Raumklima zu verbessern“, sagt Jansen.

Wichtigster Retter dabei ist ein neues Lüftungskonzept. Die Heizungsanlage wurde in der vergangenen Woche umfangreich umgebaut. Die neue Technik überwacht vollautomatisch Innen- und Außenklima, also Temperatur und Luftfeuchtigkeit, und lüftet nur dann und lässt Luft von draußen ins Gotteshaus, wenn sich dadurch die Werte im Kirchenraum verbessern lassen. Extrem feuchtwarme Außenluft, wie sie jetzt in schwülen Sommern häufig vorkam, will man gar nicht mehr hineinlassen. Sie kühlt sich sonst an den Wänden ab und setzt sich als Feuchtigkeit ab. Gleichzeitig will man die Nässe, die noch den Mauern sitzt, nach und nach loswerden.

Bei Messungen vor dem Einbau hatte die Aachener Heizungs- und Klimatechnikfirma Spitzenwerte von mehr als 80 Prozent gemessen. „Ideal sind zwischen 45 und 60 Prozent“, sagt Jansen auch mit Blick auf die Orgel. Auch dort sowie unter anderem am Altar hängen nun Fühler. Die von ihnen ermittelten Daten bestimmen nun, wann ein paar Kästen auf den Schlusssteinen der Kirche durchlüften. „Dann eben zum Beispiel auch mal um drei Uhr nachts, weil es gerade dann der richtige Zeitpunkt ist“, sagt Michael Böckmann von der Firma Mahr, „also dann, wenn eben kein Küster es täte.“