Widerstand gegen rechte Szene in Hüs „Ich bleibe nicht neben Nazis wohnen“

Krefeld · Der Widerstand gegen eine drohende „rechte Szene“ in Hüls geht weiter. Die CDU sieht indes keinen Grund für eine „Alarmstimmung“.

Zu einer Demo gegen Rechts trafen sich am 2. März 2024 viele Menschen auf dem Hülser Markt.

Foto: Andreas Bischof

Der Widerstand gegen eine drohende „rechte Szene“ in Hüls nimmt Fahrt auf. Wie berichtet, hatten sich im November rund 30 Vertreterinnen und Vertreter von Kirchen, Vereinen, Organisationen und Politik auf Einladung von Bezirksvorsteher Thorsten Hansen zu einem Informationsaustausch zusammengesetzt. Die dabei beschlossene Gründung einer Whatsapp-Gruppe ist längst über die Bühne gegangen – „und sie wächst und gedeiht“, sagt Hansen.

Die WZ-Berichterstattung habe in Hüls hohe Wellen geschlagen, berichtet der Bezirksvorsteher. Ob beim Nikolausfest oder beim Bubbelmaat – immer wieder sei er darauf angesprochen worden. Hintergrund: Neonazis der „Volksgemeinschaft Niederrhein“, die in den vergangenen Jahren vor allem in Kamp-Lintfort für überregionales Aufsehen gesorgt hatte, soll seit kurzem auch in Hüls Anhänger haben. Es werde versucht, verschiedene Wohnungen für Mitglieder anzumieten. Die Krefelder Polizei teilte dazu in November auf WZ-Anfrage mit: „Die Existenz rechtsradikaler bis -extremistischer Wohnraumprojekte oder ideologisch geprägter Gesellschaftsgebilde der PMK-R sind bekannt. Hierzu zählt auch die Volksgemeinschaft Niederrhein sowie ihre Kader.“ Die Abkürzung PMK-R steht für „politisch motivierte Kriminalität – rechts“.

Einige Nachbarn der genannten Wohnungen hatten Hansen auf die Aktivitäten der „Volksgemeinschaft“ aufmerksam gemacht. „Ich bleibe nicht neben Nazis wohnen“, sagt einer von ihnen im Gespräch mit der WZ und spricht von einer „beängstigenden Situation“. Deshalb engagiere er sich nun auch. Ein Nachbar hatte die Polizei auch auf das lautstarke Abspielen rechtsradikaler Lieder einer Bremer Gruppe namens „Endstufe“ aufmerksam gemacht. Diese bezeichnet sich selbst als Skinhead-Band – die linke Zeitung „taz“ nennt sie Rechtsrocker.

Hülser CDU sieht keinen Grund
für eine „Alarmstimmung“

Laut Thorsten Hansen sei das erste Ziel erreicht worden, nämlich viele Menschen in Hüls über die Aktivitäten der „Volksgemeinschaft“ zu informieren, darunter auch Vermieter. Nach Auskunft des Nachbarn werden verschiedene Aktivitäten für 2025 überlegt, von Plakataktionen und Aufklebern bis hin zu Demo. Bereits im März dieses Jahres waren in Hüls rund 2500 Menschen gegen Rechts auf die Straße gegangen.

Schon vor Wochen war ein anonymes Flugblatt in Hülser Briefkästen geworfen worden. Darin wurden die Namen von angeblichen Rechtsradikalen genannt, was in Hülser Facebook-Gruppen auch für Kritik gesorgt hatte. Von Diffamierung war dort die Rede.

Klaus Andes und Frank Minhorst von der CDU in Hüls sind im Herbst auf das „angeblich gefährliche Anwachsen der rechtsradikalen Szene in Hüls“ aufmerkam geworden. Sie betonen auf WZ-Anfrage: „Sowohl die Hülser CDU als auch die CDU-Fraktion in der Hülser Bezirksvertretung lehnen Rechts- als auch Linksextremismus und auch jede andere Form von Extremismus ausdrücklich ab.“ Unter Beachtung der rechtlich legitimen Möglichkeiten werde man sich gegen Rechts-, Links- oder auch sonstige extreme Aktivitäten im Ortsteil einsetzen.

Auch wenn der CDU bekannt sei und missfalle, dass anscheinend mehrere Personen aus der rechtsextremen als auch Unterstützer der linksextremen Szene in Hüls wohnen, sehe man als Partei und Bezirksfraktion, im Gegensatz zu den Verbreitungen in den sozialen Medien, nach aktuellem Kenntnisstand keinen Grund für eine „Alarmstimmung“ in Hüls. Den Ortsteil bringe dies in Misskredit und werde so der „rechtsradikalen Szene“ zugeordnet. „Die weitere Entwicklung in Hüls werden wir natürlich beobachten und entsprechend angemessen tätig werden“, heben die CDU-Vertreter hervor.