Die Gründe für den Anstieg Fernwärme wird 2025 deutlich teurer: Weil die Stadtwerke Monopolist sind?
Die Stadtwerke Krefeld wehren sich gegen den Vorwurf, zu hohe Preise anzusetzen. Schließlich überprüfe auch das Kartellamt in regelmäßigen Abständen die Preisstruktur.
„Kosten sparen und gleichzeitig das Klima schützen“: So warb noch im Frühjahr die Verbraucherzentrale für das Heizen mit Fernwärme. Seit dem Herbst lauten die bundesweiten Schlagzeilen so: „Kostenschock bei Fernwärme“ oder „Warum ist Fernwärme so teuer?“ Und in Krefeld titelte diese Zeitung erst vor zwei Wochen: „Fernwärme wird deutlich teurer“. Denn die Stadtwerke Krefeld erhöhen zum 1. Januar den Mischpreis für eine Kilowattstunde um mehr als zehn Prozent von 11,64 auf 12,87 Cent (für ein Modell-Mehrfamilienhaus). Ab 1. Oktober 2025 steigt der Preis noch einmal um fast 18 Prozent auf dann 15,16 Cent. Dann führt die SWK eigenen Angaben zufolge einen neuen Tarif ein für zunächst 1250 Fernwärmekunden.
Kritiker sehen einen wichtigen Grund für die häufigen Preissprünge in fehlendem Wettbewerb bei dieser Energieform. Das Bundeskartellamt spricht von einem „Natürlichen Monopol“, weil es in aller Regel (so auch in Krefeld) nur ein Fernwärmenetz im Ort gibt, das den Stadtwerken gehört. Die Kunden können also nicht wie bei Strom oder Gas zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Und der Monopolist setzt den Preis fest.
Bei den Stadtwerken weist man den Vorwurf zurück, nach eigenem Gutdünken Wucherpreise festzusetzen. Sprecher Michael Paßon sagt: „Die Fernwärme unterliegt gesetzlichen und behördlichen Vorgaben, einer kartellrechtlichen Überwachung.“
Die Zahl der Fernwärmeanschüsse ist in Krefeld weiter gering
Das Kartellamt prüfe regelmäßig die Preise und schützt Verbraucher vor einer potenziell unangemessenen Ausnutzung von Marktstellungen. Paßon: „Die SWK ist um maximale Transparenz bemüht, unser Geschäftsmodell und unsere Haltung basieren nicht zuletzt auf Glaubwürdigkeit und Vertrauen.“
Nun, was genau eine „potenziell unangemessene Ausnutzung“ bedeutet, ist nicht klar definiert. Insofern haben Stadtwerke natürlich einen Spielraum bei ihrer Preisgestaltung.
Noch immer fristet die Fernwärme im Heizenergiemix in Krefeld ein eher kümmerliches Dasein. Gerade einmal 1653 Anschlüsse im Stadtgebiet gibt es, das entspricht nur etwa drei Prozent der Haushalte. Das Fernwärmenetz ist 102 Kilometer lang. Und in Krefeld wird die Fernwärme auch nach wie vor nicht gerade klimafreundlich erzeugt – fast 79 Prozent stammt aus der Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage der Entsorgungsgesellschaft Krefeld (EGK) in der Nähe des Elfrather Sees. „Laut Wärmeplanungsgesetz ist diese thermische Abfallbehandlung zu rund 50 Prozent regenerativen Ursprungs und mit der anderen Hälfte als unvermeidbare Abwärme zu werten und ist somit Wärme aus erneuerbarer Energie“, erläutert Stadtwerkesprecher Michael Paßon. Darüber hinaus betreibe man ein Heizkraftwerk am Weeserweg mit drei BHKW-Motoren (Gas), einer Kesselanlage und zwei Heizwerken in der Schwertstraße (Gas) und im Bleichpfad (Heizöl). Der neu errichte Wärmespeicher am Voltaplatz sorge auch dafür, dass die umweltfreundliche Auskopplung aus der EGK erhöht werden kann, so Paßon.
Zur Umsetzung der Wärmewende hin zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung muss die Stadt bis Mitte 2026 eine kommunale Wärmeplanung vorlegen, in Krefeld soll das schon deutlich früher, nämlich Anfang nächsten Jahres der Fall sein, kündigte Umweltdezernentin Sabine Lauxen vor kurzem an.
Ob darin ein größerer Ausbau des Fernwärmenetzes enthalten ist, erschein ziemlich fraglich. Denn der wäre sehr kostspielig. In Krefeld benötige man bei der Fernwärme ein möglichst kompaktes Netz, erklären die Stadtwerke. Dafür werden Anschlussnehmer zusätzlich angeschlossen, die sich besonders nah an der Leitung finden. Allerdings zahlt jeder seinen Anschluss selbst. Der Preis ist hoch. Bei großen Hochdruckleitungen durch die Straßen lag der Preis 2023 pro Meter zwischen 3000 und 5000 Euro. Innerhalb der Verteilnetze waren es noch 1500 bis 2000 Euro je Meter, die dann zu den einzelnen Gebäuden führen.
Vor gut zwei Jahren lag der Arbeitspreis der Fernwärme in Krefeld noch bei nur 5,72 Cent/kWh. Bis Ende 2023 war der Fernwärmepreis dann staatlich gedeckelt auf 9,5 Cent. Doch direkt danach, Anfang 2024 erhöhten die SWK, damals nannte Liedtke das Auslaufen der staatlichen „Preisbremsen“ für Strom, Gas und Fernwärme sowie den Anstieg der Mehrwertsteuer auf Gas von sieben zurück auf 19 Prozent und des CO2-Preises von 30 auf 45 Euro pro Tonne als wesentliche Gründe. Die können jetzt freilich allenfalls zum Teil noch geltend gemacht werden.