Lesen Als Lesepaten für die Kinder da
Hüls · Ludwig Appelhans und seine Kollegen bringen Mädchen und Jungen regelmäßig Bücher näher.
Die Lieblingsbücher „seiner“ Kinder kennt Ludwig Appelhans genau: „Es sind Leo Lausemaus, Dr. Brumm, und Astrid Lindgren ist immer dabei“, sagt der 74-Jährige. „Der Struwwelpeter ist out.“ Der Senior ist seit etwa acht Jahren Lesepate in der Hülser Kita An de Dreew. Und wenn es die Kita-Leitung möchte, greift er auch gerne zur Gitarre und begleitet die Kinder.
„Annemarie Gommans, die frühere Leiterin der katholischen öffentlichen Bücherei hier in Hüls, hatte damals die Idee, acht Männer als Lesepaten für die Kindergärten zu gewinnen“, erinnert sich Appelhans. „Das gelang ihr fast. Es meldeten sich sechs Männer und zwei Frauen. Heute ist unsere Gruppe auf 18 Personen angewachsen. Manche lesen auch in den Grundschulen.“
Über die männlichen Besucher ist Birgit Mahlke, Leiterin der Einrichtung An de Dreew, glücklich, zumal es wenige männliche Mitarbeiter gebe: „Die Männer haben Großvaterfunktion und kommen von außerhalb. Die Lesestunde ist wie eine Auszeit für die Kinder, und sie lieben ihn. Wenn er dann noch auf Wunsch zur Gitarre greift, ist das ganz toll für sie.“
Meist hat der Senior zwei
Bücher zum Vorlesen dabei
Appelhans, selbst Opa von zwei Enkeln, betont: „Ich bin aber in erster Linie Lesepate. Die Bücherei hat rund 1500 Kinderbücher in ihrem Bestand. Außerdem verfügt auch die Kita über Lesestoff.“ So ist mittwochs um 10 Uhr stets die große Stunde für acht bis zehn Kinder. Meist hat der Senior zwei Bücher dabei. Eines für die Jüngeren und eines für die etwas Älteren. Die Mädchen und Jungen rufen schon von weitem, wenn sie ihn sehen.
„Ich möchte nicht nur vorlesen, sondern die Mädchen und Jungen mit Dingen vertraut machen, wie beispielsweise Natur und Tiere. Oft fragen sie nach: ,Kann ich das nochmal hören?’ Dann wird unterbrochen. Ich versuche stets, den Kindern aus den verschiedenen sozialen Schichten gerecht zu werden und viel zu erklären. Ich passe mich den Wünschen der Kinder in einem gewissen Rahmen an und trete mit ihnen in den Dialog.“ Stets haben auch die spannendsten Geschichten einen glücklichen Ausgang. Er rät den Kleinen dann: „Hört einmal genau hin.“ In Zeiten von Smartphones hält er das Lesen für überaus wichtig.
Ludwig Appelhans hat immer mit Menschen zu tun gehabt. „Ich war in einer Firma für Textilmaschinenbau als Leiter der zentralen Materialwirtschaft tätig. Daneben habe ich als Kind viel Sport getrieben, war später auch ehrenamtlicher Trainer und habe, seitdem ich 14 Jahre alt bin, Gitarre gespielt. Das fand ich zu Zeiten der Beatles viel besser als klassisches Klavier. Dann haben wir zu mehreren Jugendlichen eine Band gegründet.“ Die gibt es nicht mehr, aber die Liebe zur Musik ist geblieben. Ebenso wie die Selbstverständlichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.
So fragt die Kita-Leitung gerne an, ob er das Instrument bei Frühlings- und Sommerfesten oder zu St. Martin mitbringt. „Schön war es auch zu Karneval. Da sind wir mit 20 Kindern ins Fischers-Meyser-Stift gegangen und haben gesungen. Die Senioren haben sich sehr gefreut.“
Auch dem Lesepaten macht die Arbeit mit den Kindern Spaß: „Ich lese vor so lange ich kann. Ich würde es auch ganz toll finden, wenn die Kinder in Krieewelsch Platt unterrichtet würden. Das kann ich noch aus der Kindheit.“