Neuerscheinung Trilogie zeigt Hüls aus unbekannten Perspektiven
Hüls · Im aktuellen Band von Hans-Martin Große-Oetringhaus geht es um historische wie aktuelle Erfahrungen des Stadtteils.
Kleiner ging es wohl nicht? „Hüls, die Welt und der Himmel“ hat Hans-Martin Große-Oetringhaus sein neues Buch genannt. Das klingt ein bisschen nach dem gallischen Dorf und seinen Bewohnern, die nur Angst davor haben, dass ihnen eines Tages der Himmel auf den Kopf fällt. Und ganz so weit entfernt ist der 1948 im Sauerland geborene Autor davon auch nicht, wenn er berichtet, wie Hüls in die Welt gewirkt hat und wie ausdrucksstark die Charaktere seiner Bewohner sind.
Der mittlerweile dritte Band einer Hüls-Trilogie thematisiert „historische wie aktuelle Erfahrungen des Ortes, seine topografischen und ökologischen Besonderheiten und die seiner Bewohner“, schreibt Große-Oetringhaus selbst. Wer Hüls nicht kenne, dem helfe das Buch, sich damit vertraut zu machen. Wer den Ort kenne, dem werde manches vertraut vorkommen. Auch Neues aus bisher unbekannter Perspektive ist zu finden
„Es soll Hülserinnen und Hülser geben, die ihren Ort für den Mittelpunkt der Welt halten“, berichtet der Diplom-Pädagoge mit Doktortitel, der vor einigen Jahren in den Krefelder Norden gezogen ist, mit einem Augenzwinkern. Er selbst ist in der Welt viel herumgekommen, hat als Referent für Globales Lernen bei der Kinderhilfsorganisation „terre des hommes“ gearbeitet und bei Arbeits- und Studienaufenthalten Afrika, Asien, Amerika und Australien bereist. Seinen scharfen Blick für die vielen kleinen Ereignisse und Details vor der eigenen Haustür hat Große-Oetringhaus dadurch aber nicht verloren. Im Gegenteil: Wie das aktuelle Buch beweist, gelingt es ihm immer wieder, einen positiven wie auch kritischen Blick auf die eigene Heimat zu ermöglichen. Mal mit einem Schmunzeln, mal spannend, mal engagiert.
„Ungebetene Gäste aus Asien“ zum Beispiel beschreibt den Kampf gegen den Buchsbaumzünsler, der mit Unterstützung der Enkelkinder erfolgreich geführt wird. Im „Garten der Hoffnung“ geht es darum, wie Flüchtlinge aus Städten wie Homs und Aleppo gemeinsam mit Hülsern einen Garten anlegen. „Wenn es zum Himmel stinkt“ erinnert an ein besonders anrüchiges Kapitel der Ortsgeschichte, das in Gerichtsprotokollen aus dem Jahr 1723 dokumentiert ist. Und in „Ein Bach, der nicht immer so ist, wie er heißt“ werden überraschende Zusammenhänge zwischen den Fließrichtungen der Flöth, des Grundwassers und der Politik offenbart.
Entstanden ist das neue, 170 Seiten starke Buch in der „Corona-bedingten kulturellen Dürrephase“, wie Große-Oetringhaus berichtet. Kapitel wie „Aus der Ferne nach Hüls“ oder „Von Hüls in die Welt“ zeigen Geschichte wie auch Gegenwart des Ortes. Beim positiven wie auch kritischen Betrachten der eigenen Heimat möchte der Autor den Mut der Bewohner stärken, „sich für den Erhalt einer lebenswerten, ökologisch intakten und neuem und Fremden offenen solidarischen Heimat einzusetzen“. Er greift damit geschickt den Faden der beiden Vorgänger „Hüls lieben lernen“ sowie „Auf Spurensuche in Hüls“ wieder auf.