Die dritte Generation nimmt Abschied vom Schwarzen Pferd
Marianne und Philip Lewis gehen in den Ruhestand. Das Traditionslokal führte das Ehepaar 27 Jahre.
Kliedbruch. Für Marianne Peltzer war klar: „Ich will hier nicht rein!“ Als dritte Generation die Nachfolge der Oma und der Mutter im „Schwarzen Pferd“ anzutreten, kam dem jungen Mädchen nicht in den Sinn, das seine Kindheit zwischen Küche, Tresen und Gastraum verbracht hatte.
Doch die Nähe zur Gastronomie wirkte sich bei der Berufswahl aus: Sie machte ein Praktikum im Krefelder Hof, um einmal in den Alltag eines Konditors hineinzuschnuppern. Das gefiel ihr und sie begann dort schließlich mit der Konditorlehre. Der junge englische Küchenchef Philip Lewis bildete sie mit aus. „Er hat mich kennen und schätzen gelernt!“ wirft Marianne, die inzwischen schon lange seinen Namen trägt, im Gespräch ein.
Gemeinsam hat das Paar seit 27 Jahren die Traditionsgaststätte aus dem Jahr 1868 geführt. Jetzt gehen sie in den Ruhestand.
„Für mich war das am Anfang eine Riesenumstellung“, erinnert sich auch Lewis an die Anfänge, „ich kannte keine gutbürgerliche Küche, nur die Nouvelle Cuisine. Aber die Gäste, die vom Krefelder Hof kamen, wollten bürgerliche Küche.“ Der Küchenchef schaffte den kulinarischen Spagat: „Im Laufe der Jahre habe ich das Niveau angehoben und es gibt auch Ausgeflipptes“, berichtet er.
Seine große Leidenschaft gehört den alten Gemüsesorten. Topinambur, Pastinaken oder Okra gehörten für ihn selbstverständlich in die Töpfe. Das Wissen darüber gibt’s für die Gäste gleich dazu — auf einem als handgeschriebenen Infozettel.
Die Liebe zu den Pflanzen wird ihn, aber auch seine Frau auch im Ruhestand beschäftigen. Mariannes Schwäche für Fuchsien, ist auf der Terrasse der Gaststätte unübersehbar. Sie will sich jedoch nicht so intensiv um Pflanzen kümmern, wie ihr Mann, der seine Karriere als Freizeit-Gärtner mit alten Sorten kaum erwarten kann.
„Vielleicht komme ich mal zum Stricken vorbei“, sagt sie. Sie könne sich aber auch vorstellen, im Restaurant oder im Biergarten zu sitzen und sich einfach verwöhnen zu lassen „Wir haben 27 Jahre lang nicht selten mehr als 16 Stunden am Tag gearbeitet“, erzählt er und sie fügt sofort hinzu: „Aber wir haben gerne gearbeitet!“
Die Gäste werden den beiden wohl doch fehlen, die familiäre Atmosphäre werden sie vermissen. Manche Bindungen sind stark geworden. „Ich habe immer einen Gast sitzen, der sagt: ‚Ich warte auf die vierte Generation, „ erzählt sie, „aber es hat nicht den Anschein, als ob die Kinder es möchten.“ Da schneit Sohn John herein und relativiert die Aussage der Mutter: „Die Familientradition wird nicht abgebrochen. Wir werden zwischengeparkt! Ob da das letzte Wort gesprochen ist, sei erst mal dahingestellt.“ Zunächst wird das Ross ab 31. August aber für Werner Vortmann, den neuen Pächter, laufen.