Entwürfe Schlichtheit gibt Raum für Ideen
Inrath. Fieberhaft wird gearbeitet. Bis Ende August soll alles fertig sein und im September wird der Kirchenvorstand entscheiden: Drei Architekturbüros entwickeln derzeit in einer Art Wettbewerb Entwürfe für Krefelds erste Grabeskirche.
Zwei der Wettbewerber haben dabei bereits Erfahrung mit sakralen Bauten. Alle Beteiligten schwärmen von St. Elisabeth von Thüringen im Inrath, die Raum für Ideen lässt, aber mit Fingerspitzengefühl zu behandeln sei.
„Ich habe die Kirche als sehr würdigen und ruhigen Raum aufgenommen“, sagt Markus Ulmann, Partner von zwo+ aus Bochum, einem der drei Büros, die für den Kreativ-Wettbewerb ausgewählt wurden. Als typische ehemalige Klosterkirche, die wenig ausgeschmückt ist, biete sie sich „gut für eine Umnutzung an“. Das liege am Grundriss mit seitlichen Nischen, aus denen man „richtig etwas machen kann und an den wenigen Fensterflächen“, so Ulmann. „Ich habe an Wettbewerben teilgenommen, bei denen die Kirchen Fenster bis zum Fußboden hatten. Das ist sehr schwierig.“ Der Kirchraum von St. Elisabeth bietet „sehr viel Platz für Grabstätten“, sagt der 52-jährige Architekt, der mit seinen Kollegen bereits viele sakrale Projekte betreut hat.
Das Erste war St. Bernardus in Oberhausen-Sterkrade, eine denkmalgeschützte neugotische Kirche, in der nach dem Umbau mit einer Glaswand als Trennung in einer Hälfte Messen gefeiert, in der anderen Verstaltungen mit Caterern laufen können. Außerdem von zwo+ entworfen: die neue Pauluskirche Essen-Huttrop, jetzt ein Seniorenheim, die Markuskirche in Gelsenkirchen-Hassel, in der nun Wohnungen sind, und die Grabeskirche in Mülheim an der Ruhr.
Für St. Elisabeth haben sich die Bochumer als Ziel gesetzt, „eine würdige Gestaltung zu finden, die auf der einen Seite eine Einheitlichkeit in der Gestaltung bietet, aber auf der anderen Seite eine Möglichkeit zur Individualität zulässt“, fasst Ulmann zusammen.
Als schöne Herausforderung sieht auch der Mönchengladbacher Architekt Willi Theelen das Projekt St. Elisabeth. „Man muss dabei einerseits die Historie des Kapuzinerklosters im Hintergrund präsent haben“, sagt der 55-Jährige. Auf der anderen Seite lasse eine Kirche mit schlichter, dezenter Architektur bei ihrem Wandel zur Grabeskirche mehr gestalterische Freiheiten zu als Kirchenräume in barockem oder gotischen Baustil.
Auch im Fall St. Matthias in Mönchengladbach-Günhoven, seinem ersten Grabeskirchen-Projekt, sei es eine einfache, schlichte und gradlinige Kirche gewesen. „Die Rückmeldung der Gemeindemitglieder war, dass sie durch den Umbau an Atmosphäre gewonnen hat“, so der gebürtige Mönchengladbacher.
Bei den Veränderungen von St. Elisabeth, wie sie ihm vorschweben, sei ihm wichtig, „dass die Kirche einerseits einen Wiedererkennungswert auch für die Gemeindemitglieder hat und andererseits die neue Aufgabe widergespiegelt wird“. Sicher sei die Atmosphäre in einer Grabeskirche von Trauer geprägt, aber es müsse auch „eine Leichtigkeit vorhanden sein, dass es weitergeht nach dem Tod“. Auch durch natürliches Licht, das durch die Fenster falle, lasse sich Atmosphäre schaffen. „Das spielt für mich eine ganz wichtige Rolle.“
Auch für Ulrich Wyes, Seniorpartner des Krefelder Architekturbüros Wyes, Dollen und Brede, ist eines klar: „St. Elisabeth ist eine Kirche, die man nicht zu sehr verändern sollte. Sie hat einfach was.“ Die Maxime für dieses Projekt: „Wir wollen keine Sperenzchen, wir wollen den Klostergedanken übertragen. Auch weil man ja nicht weiß, was Siempelkamp aus dem von ihm gekauften Klosterteil macht.“ Die Kirche kennt der 65-Jährige gut, aus der Zeit, als das Gemeindehaus nebenan von seinem Büro gebaut wurde. Mit Sakralbauten hatte der Architekt, dessen Büro unter anderem die alte Fabrikationshalle an der Hülser Straße für Schulte Design umbaute und im denkmalgeschützten Hof-Ensemble Am Böttershof in Oppum 18 Wohnungen schuf, beruflich noch nicht zu tun: „Aber, wie sagt der Krefelder? Wir haben vor nix Ängs. Vielleicht haben wir ja Ideen, die die anderen nicht haben.“