Ärger über Bahnlärm wächst
Anlieger von Lindental und Tackheide sind einig: Der Lärmschutz ist nutzlos.
Krefeld. Die überwältigende Resonanz zeigt, wie verärgert die Menschen in Lindental, Tackheide und Forstwald sind: Fast 40 Betroffene machten gestern ihrem Unmut über die unzureichenden Lärmschutzwände Luft.
Groß, fast euphorisch, war vor etwa einem dreiviertel Jahr die Stimmung unter den Bahnanliegern, als die Arbeiten los gingen, berichteten mehrere Betroffene am WZ-Bus. "Jahrzehntelang haben wir für den Lärmschutz gekämpft, waren froh, dass sich etwas tut. Und dann solch ein miserables Ergebnis", meint Lucie Hollands, die an der Alten Gladbacher Straße wohnt.
Hinzu komme der Fluglärm gerade jetzt in der Ferienzeit. "Am vorletzten Samstag habe ich zwischen 6 und 8.30 Uhr über zwei Dutzend Flugzeuge über unserem Haus gezählt", berichtet Hollands.
Von etwa zehn bis 20 Prozent weniger Lärm an seinem Haus geht Dieter Hesper, der an der Alten Gladbacher Straße wohnt, aus. "Dafür 3,2 Millionen Euro zu verschleudern steht in keinem Verhältnis", sagt er.
Wolfgang Oberrieder, der im Tackfeld 74 wohnt und damit ein ganzes Stück entfernt der Bahnlinie, hat vor den Arbeiten die Züge nur bei Westwind wahrgenommen. "Jetzt höre ich jeden einzelnen Zug, zu jeder Tag- und Nachtzeit. In Ruhe in meinem Garten zu sitzen ist so gut wie unmöglich."
Gleiches berichtet Heinz Hübner vom Gartenbauverein Tackheide an der Straße Auf der Scholle. "Wir haben in unseren Gärten so gut wie nie die Züge gehört. Jetzt hören wir sie ständig." Die tiefen, brummenden Töne der Güterzüge seien sogar deutlich stärker geworden. Und auch Dieter Mayer (Im Tackfeld 19) berichtet: "Der Lärmpegel ist erheblich stärker geworden. Schlechter konnte es nicht kommen!"
Nicht nur mindestens 3,50 Meter hohe Wände müssten her, meint Wilhelm Kuchem. "Die Bahn müsste dringend die Gleise überholen und endlich moderne Züge einsetzen." Gleiches meint Franz Janssen, der an der Friedrich-Fröbel-Straße wohnt. "Die alten Dieselloks haben drei Probleme: Zum einen die alten Taiga-Trommeln, die aus DDR-Zeiten stammen und laut klackern, zum zweiten die alten Räder und zum dritten der große Abstand zwischen den Waggons, die Luftgeräusche erzeugen." Wären die Züge Autos, wären einige von ihnen längst durch den TÜV stillgelegt worden.
"Die Lärmsituation hat sich nicht verbessert, der Zaun ist viel zu niedrig", sagt Elisabeth Bahr, die auf der Randstraße wohnt. Sie sieht die noch offenen Stellen im Zaun als große Gefahr für Kinder an. "Eine Entschädigung wäre effektiver gewesen als den Zaun zu bauen. So hätte man mit dem Geld Urlaub vom Lärm nehmen können", sagt Bahr. Klaus Andreas, Zur Alten Schmiede, hätte das Geld für die Seniorenfreundlichkeit der Stadt verwendet.
Pia Siebert vom Degensweg 98 in Forstwald: "Trotz eines von der Bahn in Auftrag gegebenen Schreibens des Ingenieurbüros Krebs und Kiefer aus Darmstadt, dass der Lärm die Grenzwerte überschreite, wird bei uns keine Lärmschutzwand gebaut. Jeder unserer Nachbarn hat ein solches Schreiben bekommen. Die Maßnahmen wurden abgelehnt, weil die Häuser, die 1990 gebaut wurden, zu neu sind."
Ihr Nachbar Andreas Weißpflug bestätigt dies: "Wären die Häuser 1974 gebaut worden, wäre eine Lärmschutzwand sehr wahrscheinlich zeitgleich gebaut worden. Dabei sind wir doppelt belastet: Weil die gesamte Bahnstrecke vom Bellenweg bis hin zum Degensweg gerade verläuft, fahren die Züge hier noch einmal besonders schnell, was zu einer noch höheren Lärmbelästigung beiträgt." Sowohl Andreas Weißpflug als auch Pia Siebert können ihre Gärten kaum mehr nutzen, weil ansonsten die nervliche Belastung zu groß sei.
Von einem ganz anderen Problem mit der Bahn spricht Hans-Dieter Flocken vom Bürgerverein Tackheide. "Jemanden bei der Bahn zu erreichen ist eine einzige Katastrophe. Permanent wird auf eine andere Tochtergesellschaft verwiesen. Schreiben, auch seitens der Stadt, werden über viele Wochen nicht beantwortet." Flocken wollte auf tiefe Schlaglöcher am Bahnübergang hinweisen. Die gebe es bereits seit Monaten.