Bäume statt Kaserne, aber erst wird aufgeräumt

Seit sechs Jahren verfällt das frühere britische Militärgelände am Stockweg. Diebe haben ihr Unwesen getrieben. Doch jetzt deutet sich eine Chance für mehr Wald an.

Forstwald. Weiße Albino-Giraffen, freilaufende Elefanten in einem belgischen Artistenhof mit Wellnessbereich für edle Pferde und einem Indoor-Abenteuerspielplatz - das war wohl die spektakulärste Nutzungsidee für das 2002 von den Briten geräumte Kasernengelände im Forstwald. 16 Hektar beträgt die Fläche auf Krefelder Stadtgebiet, weitere anderthalb Hektar befinden sich auf Tönisvorster Boden.

Die Gebäude verfallen zunehmend: Weil zuletzt immer wieder Kupfer- und andere Metalldiebe zu nächtlicher Stunde ihr Unwesen auf dem schlecht einsehbaren Gelände trieben, wird derzeit im Auftrag der Eigentümerin, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben NRW, ein neuerdings in Fachkreisen so genanntes urban mining betrieben und alles Wiederverwertbare vom Gelände geholt: Schrott, Tanks, Kabel und Transformator-Teile.

Die Nachbarn, wie der neue Forstwalder Bürgervereinsvorsitzende Markus Bartsch, verfolgen die Aktivitäten mit Interesse.Bislang sind die Fronten zwischen Stadt Krefeld und Eigentümerin ziemlich klar abgegrenzt: Nachdem klar war, dass die Zirkus-Nummer mit geschätzten 2500 Besuchern täglich nicht zustande kommen würde, pochte die Stadt Krefeld mit den Politikern und Anwohnern im Rücken auf die Umwandlung des Kasernengeländes in zusätzliche Waldfläche.

Für Hubert Hoppe, Leiter der Abteilung Planung, Steuerung und Verkauf bei der Bundesanstalt, war das bislang nicht akzeptabel: "Waldfläche bringt uns pro Quadratmeter ein bis zwei Euro Erlös. Wir blieben zudem auf den Abbruchkosten für die Gebäude sitzen. Der Bund will aber keine Verluste machen." Bislang schwebte dem Immobilienverkäufer für Bundeseigentum in Nordrhein-Westfalen eine "lockere parkähnliche Wohnbebauung" auf dem Kasernengelände vor, bei der eine langwierige europaweite Ausschreibung durch Parzellierung in kleine Abschnitte "vielleicht umgangen" werden könnte.

"In Tönisvorst sind wir ein Stück weiter", erklärt der Abteilungsleiter. Auf der kleineren Kasernenfläche könnte die erstrebte lockere Bebauung entstehen. Aber einen Investor haben derzeit weder Hoppe noch die Stadt Tönisvorst an der Hand. Deren Bürgermeister Albert Schwarz erwartet jetzt ein konkretes Angebot des Bundesanstalt.Die Lösung für das 16 Hektar große Areal im Krefelder Stadtteil Forstwald im Sinne seiner Bewohner könnte hingegen zehn Kilometer weiter östlich zu finden sein - an der A 57.

2015, also in sieben Jahren, rechnen die Planer von Straßen NRW mit der Fertigstellung des sechsspurigen Ausbaus der Autobahn auf Krefelder Gebiet."Dann braucht der Bund Ausgleichsfläche für den zusätzlichen Straßenraum. Da bietet sich die Aufforstung des Kasernengeländes am Stockweg doch geradezu an", sieht Planungsdezernent Thomas Visser eine überaus realistische Chance.

Der Bund müsse keine Flächen zusätzlich erwerben. "Die ökologische Aufwertung des Kasernengeländes würde sich also rechnen", so Visser. 2013 könnte mit dem Autobahn-Ausbau begonnen werden. "Erschließung, Bauplanung - fünf Jahre sind schnell vorbei."