Ein Garten für die Allgemeinheit in Benrad
Zwei Krefelder wollen auf brachliegenden Flächen in der Stadt Gemüse züchten.
Krefeld. Schon lange träumt Kolja Mendler davon, die Lebensmittelversorgung in die eigenen Händen zu nehmen und in der Stadt Gemüse anzubauen. Der ideale Kandidat für einen Schrebergarten? Mendler winkt ab. Das sei nichts für ihn. Mendler ist Mitglied der Transition-Town-Bewegung Krefeld. Die Bewegung initiiert unter anderem Gemeinschaftsprojekte, um die regionale Landwirtschaft zu stärken.
Seit anderthalb Jahren liebäugelt der Historiker mit der Idee, in Krefeld einen sogenannten Bürger-Nutzgarten im Sinne der Transition-Town-Bewegung einzurichten. In dem Garten, der ökologischen Prinzipien verpflichtet sein soll, kann jeder, der Lust hat, mitmachen.
Eine ähnliche Idee hatte Bernd Mildebrath. Als „gelegentlicher Nutzer“ der Kölner Straße sei er frustriert gewesen zu sehen, wie Brachflächen langsam verkommen, berichtet Mildebrath. Bei einem Abstecher nach Helsinki sei er auf ein städtisches Gelände gestoßen, das Anwohner mit einfachen Mitteln bestellt hatten. Mildebrath war auf Anhieb begeistert. „Das ist der Weg, wie wir das Problem in Krefeld lösen können“, ist seine Meinung.
Mildebraths Vorschlag: Er will auf verlottertem Gelände in der Stadt Pflanzkästen aufstellen, die Hobbygärtner und Anwohner mit Gemüse oder Blumen bepflanzen können. Der Vorteil: Sollte die Stadt die Fläche doch noch benötigen, lassen sich die Kästen schnell zurückbauen und auf einem anderen Grundstück platzieren.
Mit seinem Projekt hat sich Mildebrath auch an die Hochschule Niederrhein gewandt. Die Hochschule habe Interesse angemeldet, den Versuch wissenschaftlich zu begleiten, berichtet Mildebrath, der auch Menschen an die Pflanzkästen bekommen will, die sich sonst eher selten engagieren. „Wir wollen untersuchen, wie wir die Menschen motivieren können anzupacken“, sagt er. Die Hochschule Niederrhein vermittelte außerdem den Kontakt zu Kolja Mendler.
Gemeinsam versuchen Mendler und Mildebrath nun seit 2011, die Stadt zu überzeugen, ihrem Projekt eine Chance zu geben. „Das Stadtplanungsamt hat schnell die Bereitschaft gezeigt, uns zu unterstützen“, erzählt Mildebrath. Das sei im Herbst vergangenen Jahres gewesen.
„Wir waren frohgemut, dass es in diesem Jahr richtig losgeht“, sagt er. Daraus sei leider nichts geworden. Die Standorte, die Mildebrath vorgeschlagen hatte, habe die Stadt nicht abnicken wollen, darunter Flächen an der Kölner Straße am Südausgang des Bahnhofs, an der Kreuzung Melchanthon- und Kölner Straße und an der Kreuzung Deutscher Ring und Gladbacher Straße.
Mildebrath und Mendler haben trotzdem zur Probe an der Kölner Straße ein paar Blumenkästen aufgestellt, in denen jetzt Sommerblumen blühen. Anwohner pflegen und gießen die Pflanzen. „Von den Anliegern ist das sehr positiv aufgenommen worden“, erzählt Mildebrath. „Und bisher hat es auch keinen Vandalismus gegeben, wie wir befürchtet hatten.“
Ausgeträumt ist der Traum vom Bürger-Nutzgarten also noch lange nicht.
Im Gespräch ist nun das brachliegende Gelände vor dem Parkplatz des Tennisvereins an der Horkesgath. Die Bezirksvertretung West steht der Idee aufgeschlossen gegenüber. „Allerdings muss der Garten auch entsprechend gepflegt werden“, erklärt Bezirksvertreterin Ingeborg Müllers (CDU).
Die Bezirksvertretung habe nun die Verwaltung gebeten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Vielleicht heißt es dann ja im nächsten Jahr: „Ran an die Pflanzkübel.“