Forstwald: „Was haben die nur mit demWald gemacht?“
Am WZ-Bus waren sich rund 30 Anwohner und Besucher nicht einig, wie sinnvoll die Baumfällungen waren. Alle hätten sich eine Information vorab gewünscht.
Krefeld. Trotz heftiger Regenfälle hatten sich fast 30 Besucher am WZ-Bus eingefunden, um über die Baumfällungen im Forstwald zu diskutieren. Das zeigt, dass die Arbeiten, die von der Stadt Krefeld in der Woche vor Weihnachten durchgeführt worden sind, weiterhin umstritten sind.
"Eigentlich hätte man die Polizei rufen müssen", wirft Andreas Enger in die Debatte. Er wohnt direkt am Wald. "Es wird 40 bis 50 Jahre dauern, bis die neuen Bäume nachgewachsen sind." Viele der jetzt gefällten Gehölze scheinen ihm nach einer eigenen Begutachtung "nicht wirklich krank" gewesen zu sein.
Bernd Kraft ist zwar kein Anlieger, aber für den Oppumer ist der Forstwald "ein Freizeitwald", den er regelmäßig und gerne zum Spaziergang nutzt. Besonders erschrocken ist er über eine dreieckige Parzelle nördlich der Forstwaldstraße. "Da haben die Waldarbeiter Tabula rasa gemacht. Da steht nicht ein Baum mehr. Schade um die schönen alten Eichen und Buchen. Das war ein richtiger Kahlschlag."
Auch Ingeborg Erzberger wohnt nicht in Forstwald, kommt hierher aber regelmäßig als Spaziergängerin oder Radfahrerin. "Auf riesige Baumstümpfe zu gucken, tut weh. Einige Bäume waren über 100 Jahre alt", sagt sie.
Irmgard Dallner und Elke Steffens, die der Bürgerinitiative Baumschutz angehören, ergänzen: "Dort sieht es aus wie in Kanada. Wenn dort Waldarbeiter loslegen, bleibt selten etwas stehen." Irmgard Dallner hätte nichts einzuwenden, wenn wie in einem Nutzwald einzelne Bäume entfernt worden wären. Einen rigorosen Kahlschlag lehnt sie ab. "So ist die Stadt bereits vor einem Jahr auf einem Waldstück zwischen Plückertzstraße und Bahndamm vorgegangen. Unfassbar", sagt Dallner. Elke Steffens ergänzt: "Für mich ist der Begriff Nachpflanzung das Unwort des Jahres 2009. Wenn überhaupt, werden kleine Pinne gepflanzt."
Mit den Arbeiten weitgehend einverstanden ist Günter Schlenke. "Wir müssen auch an unsere Kinder und Enkel denken. Da ist Aufforsten heute eben notwendig." Wenn Kiefern durch Buchen ersetzt werden, hält Schlenker dies für sehr sinnvoll. "Die Kiefern wurden nach dem Krieg als Nutzholz gepflanzt. Sie sind nun ausgewachsen, sonst fallen sie irgendwann um." Für jede Abholzung und Nachpflanzung müsse es jedoch einen Plan geben, den er gerne sehen würde.
Jürgen Herzog, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Bügervereine (AKB), mahnt zu mehr Sachlichkeit: "Wir sind ja alle keine Forstfachleute". Bedauerlich aber sei, dass die Menschen in Forstwald vorher nicht über die Aktion informiert wurden. Herzog: "Sonst wird die Fällung jedes einzelnen Baumes angekündigt. Aber hier?"
Dass die Fällungen als eine Art "Nacht und Nebelaktion" gemacht worden sind, ohne dass die Öffentlichkeit informiert wurde, kritisiert Bärbel Enger energisch. "Innerhalb eines Tages war alles erledigt", sagt sie. Enger hat beobachtet, dass "definitiv mehr Laub- als Nadelbäume gefällt wurden". Die Argumente der Stadt seien nur vorgeschoben.
Erich Stock von der Forstwaldstraße hat früher im Wald gejoggt, heute walkt er dort regelmäßig. "Was hier geschehen ist, ist eine Vergewaltigung von Natur- und Tierwelt. Anders kann man das nicht beschreiben. Und die andere Schweinerei ist, dass man uns allen eine Information darüber vorenthalten hat. Kann denn das ein Förster alleine entscheiden?"
Frisch aus dem Urlaub in Kalifornien zurück ist Rentner Rainer Schunck. Fröstelnd schüttelt er vor seinem Haus an der Forstwaldstraße den Kopf: "Ich kann das einfach nicht glauben. Ich bin geschockt. Was haben die nur mit unserem Wald gemacht?"