252 Pfeifen sprechen in sauberen Tönen
Am Sonntag weiht der Bischof die neue Orgel in Maria Waldrast ein.
Forstwald. Der Heuler muss weg. Nach einem kurzen Anspielen der bereits eingebauten Pfeifen der neuen Orgel in der Kirche Maria Waldrast im Forstwald ärgert ein Dauerton Marco Ellmer. "In der Mechanik klemmt etwas", erkennt der Mitarbeiter des Mönchengladbacher Orgelbauers Martin Scholz. Ellmer steigt in das Innere der Orgel. Der schiefe Ton verstummt bald. Am Sonntag um 10.30 Uhr wird Weihbischof Karl Reger die Orgel einweihen.
Im Juli war das 38 Jahre alte Instrument auf der Empore abgebaut worden. Martin Scholz hat die Teile mitgenommen und gesäubert. Einen großen Teil der Orgel hat er wieder verwendet, geputzt und neu gestimmt: "Man glaubt nicht, was Kerzenrauch in drei Jahrzehnten anrichtet." Acht alte Pfeifen sind auf der Seite des Orgelprospekts deutlich an der Farbe zu erkennen. "Sie sprechen allerdings nicht. Aber im Inneren haben wir 14 alte und zwei neue Register", erklärt der Fachmann.
Die Länge der Pfeifen wird nach Fuß berechnet. Der Sprung von zwei auf vier oder acht Fuß bringt jeweils eine tiefere Oktav. Melanie Eimers (36), die nach Jahren im Büro jetzt in dreieinhalb Jahren das Orgelbauer-Handwerk erlernt, schneidet aus dem offenen Ende von Pfeifen fingerbreite Laschen heraus und biegt sie um: "Das sind Stimmrollen. Wenn man sie minimal auf- oder abrollt, verändert sich der Ton." Die Feinheit macht es, auch wenn Martin Scholz mit einem Gerät die aus einer Zinn-Blei-Legierung bestehenden Pfeifenrohre verengt oder weitet. Jede der Pfeifen, die er aus der Lieferkiste zum Einbau weitergibt, bläst Scholz an. Ein Ton krächzt, dann bearbeitet er mit einer Art Spachtel die Zunge und die Öffnung, bis der Ton sauber klingt.
Insgesamt 252 Pfeifen "sprechen" in der mit Altweiß gebeiztem Holz verkleideten Orgel. Insgesamt 110000 Euro kostet sie, davon fehlen noch etwa zehn Prozent. Die hofft Organist Heinz-Peter Kortmann durch weitere Spenden hereinzubekommen. Das Hochamt für die Premiere hat er mit den Chören St. Josef und Maria Waldrast, Barbara Kortmann (Flöte) und Tobias Hagedorn (Orgel) einstudiert. Für das Konzert am selben Tag um 18 Uhr hat sich Kortmann Stücke vorgenommen, die die Klangvielfalt entfalten lassen, darunter die berühmte Toccata von Bach. Ma.