Schwäne: Käpt’n Hook und seine Meute
In seinem Garten peppelt Guido Meyer-Mangold kranke Wasservögel auf. Seine Lieblinge sind die edlen Schwäne.
Holterhöfe. Otello lebt den Traum vieler Männer. Gleich zwei schöne Frauen, Lulu und Lilli, machen ihm den Hof, weichen nicht von seiner Seite, himmeln ihn förmlich an. Der schnieke Herr weiß um seine Wirkung auf Frauen, plustert sich immer wieder auf und gleitet elegant und erhobenen Hauptes durchs Wasser.
Otello ist ein Schwan, der zusammen mit vielen anderen im Garten von Guido Meyer-Mangold ein neues Zuhause gefunden hat. Seit ein paar Jahren hat der Pensionär eine Rettungsstation für Wasservögel (Schwäne und Enten) aufgemacht. In einer großen Teichanlage (bis 1,80 m tief), die mit Frischwasser versorgt wird, beherbergt er zahlreiche Wasservögel, die in der freien Wildbahn verendet wären.
So hat der weiße Schwan Käpt’n Hook nur noch ein Auge. Das andere wurde ihm im Kampf im Düsseldorfer Hofgarten von seinem Gegner ausgepickt. Trotzdem orientiert er sich hervorragend auf der Teichanlage. Sein Kollege, Trauerschwan Blacky, hat einen krummen Hals, Schwan Lulu kam als Waise zu den Meyer-Mangolds nach Holterhöfe.
Die meisten Tiere bekommen die Meyer-Mangolds aus dem Hofgarten in Düsseldorf. Viele sind verletzt oder verwaist. Für neue Jungtiere baut der 63-Jährige derzeit eine überbaute Anlage, zum Schutz vor Greifvögeln.
Inmitten aller Schwäne fällt ein Vogel besonders auf: Die kleine weiße Stockente Lilli. Sie scheint mit Schwan Lulu ihre Freundin fürs Leben gefunden zu haben. „Sie fühlt sich von den anderen beschützt“, sagt Meyer-Mangold. Einen männlichen Entengefährten hat Lilli für Lulu schon links liegen gelassen. Ihre wahren Wegbegleiter sind die Großen.
„Otello spielt gern den starken Max“, sagt Meyer-Mangold. Dabei ist er nicht immer so cool wie er vorgibt. An Silvester haben ihn die Böller so erschreckt, dass er panisch wurde und in den Jägerzaun flog, wo er sich den Flügel verletzte. Erst sein Herrchen konnte ihn befreien. Nach der Rettungsaktion stand Otello vor der Terrassentür. Er hatte gehofft im Wohnzimmer Schutz zu finden.
Schon seit Kindertagen ist Pensionär Meyer Mangold ein Tierfreund. Die Schwäne haben es ihm besonders angetan. „Sie sind edel und haben Charakter, auch wenn sie nicht besonders intelligent sind. Aber das macht ja nichts.“
Für ihn sind die Wasservögel die reinste Entspannung. „Ich wollte mir zu Hause immer ein kleines Paradies aufbauen, in dem Tiere und Menschen zusammen leben“, sagt Gudio Meyer-Mangold. „Allerdings in angemessenem Rahmen, nicht so verrückt wie manch andere Tierliebhaber.“ „Wenn man die Tiere von klein auf bekommt und groß zieht, entwickelt man schon eine Beziehung zu ihnen“, sagt seine Frau Sigrid.
Das kleine Tierparadies kostet allerdings auch jede Menge Zeit. Zweimal am Tag werden die Wasservögel mit Mais, Pellets und Salat gefüttert. Einmal im Jahr muss der Teich komplett ausgebaggert werden. Und es dauert nicht mehr lange, dann steht für die Meyer-Mangolds und ihre Schützlinge, allen voran Otello, auch wieder die stressigste Zeit des Jahres an: Silvester.